Sie lassen’s krachen: die Band Powerwolf zieht zum Abschluss des Bang Your Head eine tolle Show ab. Foto: Engelhardt

Horst Franz spricht zum Abschluss in Balingen Klartext – und appelliert an Metal-Fans. Mit Video

Balingen - Mit einem Paukenschlag in doppelter Hinsicht ist das Bang Your Head 2018 am Samstag zu Ende gegangen. Die deutsche Power-Metal-Band Powerwolf zelebrierte eine fulminante Metal-Messe, Festival-Macher Horst Franz sprach offene Worte, die bei den Fans auf dem Messegelände sichtlich ankamen.

"Ich hab‘ euch lieb, tschüss" – fünf Worte aus dem Mund eines Mannes, der nicht nur für Balingen, sondern auch für die Rock- und Metalszene weit über die Region hinaus etwas Besonderes geschaffen hat: das Bang Your Head. Die Zuneigungsbekundung kam dabei nicht von ungefähr – die Szene ist im Wandel, auch in Balingen.

Das Bang Your Head ist die Schöpfung von Horst Franz. 1996 erblickte "sein Baby" als Party in der Stefan-Hartmann-Halle in Tübingen-Hirschau das Licht der Welt, seit 1999 wird unter freiem Himmel in Balingen gefeiert. In dieser Zeit hat sich viel verändert. "Die Szene in ganz Deutschland, ich habe es vor zehn Jahren angekündigt, hat keine Headliner mehr", erklärt der Festivalmacher am frühen Abend den Fans vor der Hauptbühne. "Die Großen kann man nicht mehr bezahlen und die Kleinen wollen teilweise utopisch viel Geld", so Franz. Und weiter: "Wir bekommen die Bands nicht mehr zu den Preisen, ich hatte schon zweimal Alice Cooper, einmal in Seebronn und einmal hier. Das letzte Mal, als ich ihn angefragt habe, hatte sich der Preis verfünffacht."

Das liege nicht an der Band selbst, sondern an denjenigen, die sie verkaufen. Dieses Spiel wolle und könne er nicht mitmachen. "Wir wollen unabhängig bleiben, genauso wie diverse andere Festivals auch." Die Bands für die BYH-Ausgabe 2018 zusammenzubekommen, hätte ihn an seine Belastungsgrenze gebracht.

Er sei fast soweit gewesen, alles hinzuwerfen, sagt Franz: "Ich versuche weiterzumachen, ihr müsst mithelfen", wendet sich der Festivalmacher direkt an die Besucher, die sich der Tragweite seiner Worte sichtlich bewusst sind. Bedröppelte Gesichter hier, Mut machende Zwischenrufe dort.

Die Kosten rund um das Metal-Festival in Balingen seien enorm gestiegen, allein in den vergangenen zwei Jahren um rund 200.000 Euro. "Das muss man erst einmal wegstecken", sagt Horst Franz. Daher hätten sie im Team mehrere Dinge beschlossen.

Einerseits wurden beispielsweise die Bonpreise erhöht. Zudem werde im nächsten Jahr der Eintrittspreis um 20 Euro angehoben. Und: "Jetzt müssen wir versuchen, wieder einen Headliner aufzubauen." Das habe er schon versucht, einige neue Bands reingebracht. Night Demon und Visigoth seien mögliche Kandidaten als zukünftiger Headliner. "Und sicherlich auch Reckless Love, die finde ich mega", sagt Horst Franz und erhält spontane Zustimmung aus dem Publikum. "Wenn ihr das ganze Spiel mitmacht, dann mache ich weiter", betonte Franz mit dem Hinweis, dass der Termin 2019 zwar schon angekündigt sei, aber noch keine Verträge unterschrieben seien.

Mit der Wahl der Hauptband am Samstag hat Franz ein gutes Näschen bewiesen und auch das bereits in die Tat umgesetzt, was er zuvor den Besuchern erklärt hatte. Denn Powerwolf war am Anfang ihrer Karriere erstmals 2006 als Wachmacher am Samstagmorgen in Balingen. An diesem Samstag brannten die Musiker um den Sänger Attila Dorn sprichwörtlich eine Show ab, die einfach nur Spaß und Laune machte. Allen Unkenrufen im Vorfeld zum Trotz, dass Powerwolf vielleicht nicht die richtige Band für den Abschluss wäre, zeigte die Resonanz auf dem Platz etwas anderes: Powerwolf hat nicht nur das Zeug zum Headliner, sondern war einer der Lichtblicke beim 20. Metal-Open-Air in Balingen.

Mehr zum Bang Your Head in unserem Special.