Kissin' Dynamite, Gloryhammer, Sinner und mehr. Weihnachtsfeier der besonderen Art.
Balingen - Männer mit langen Bärten schwingen ihre Haare im Takt, zwei schwarze Elfen mit Nikolausmützen recken ihre Hände nach oben und kreischen, ein blonder Jüngling flitzt mit einer Flagge seines Heimatlandes über die Bühne: willkommen bei der "Crazy X-Mas"!
Weihnachten ist das Fest der Liebe, an dem sich die Menschen auf aller Welt Zeit für die Familie nehmen. Das machen auch die Anhänger von Heavy Metal und Hard Rock, für die die "Bang Your Head"-Open-Airs in Balingen seit Jahren eine besondere Art der Familienzusammenführung sind. Während das Open-Air im Sommer längst etabliert ist und seit zwei Jahrzehnten eine Heimat auf dem Messegelände gefunden hat, ist die Metal-Weihnachtsparty noch ein zartes Pflänzchen. Doch Jugend schützt nicht vor guter Musik.
Als die Band Kissin’ Dynamite am Samstag auf die Bühne kommt, befindet sich die Metal-Weihnachtsfeier schon auf der Zielgeraden. Bereits seit mehr als sieben Stunden wird zu diesem Zeitpunkt bereits in der Volksbankmesse gefeiert. Fünf Bands haben den Anhängern der härteren Musik ein schönes zweites Adventswochenende beschert.
Maxxwell aus der Schweiz machen um 15 Uhr den Anfang. Obwohl dieser Job nicht immer dankbar ist, legen die Eidgenossen vor erfreulich vielen Gästen richtig los. Sänger Gilberto Meléndez weiß das zu schätzen: "Es ist unglaublich toll, wie viele Musikfans zu dieser frühen Stunde schon da sind."
In den Stunden füllt sich die Halle immer weiter. Majesty, Bullet, Sinner und schließlich Gloryhammer servieren ein gut verdauliches Metal-Menü und bereiten schließlich den Weg für den gelungenen Höhe- und Schlusspunkt mit Kissin’ Dynamite.
Die Jungs aus Burladingen und Münsingen benötigen keine Aufwärmphase, legen als Headliner der "Crazy X-Mas"-Party gleich richtig los. Obwohl erst Mitte 20, agieren die Musiker auf der Bühne wie alte Hasen. Die Interaktion mit dem Publikum gehört für Sänger Johannes Braun ebenso dazu wie das genretypische Auftreten.
Seit 2006 sorgen die Glam-Metaler von der Schwäbischen Alb für Furore, haben bereits ihr sechstes Album auf den Markt gebracht. Material für ein gutes Konzert ist also vorhanden. Johannes Braun am Mikro, Ande Braun und Jim Müller an der Gitarre sowie Bassist Steffen Haile und Schlagzeuger Andi Schnitzer schöpfen aus dem Vollen.
"Wir sind sehr, sehr gerne hier", ruft Johannes Braun den Fans zu. Ein Heimspiel wie dieses sei für sie etwas Besonderes. Schon packt der Sänger eine musikalische Liebeserklärung an die Heimat aus: "Steel of Swabia" vom gleichnamigen Erstlingswerk aus dem Jahr 2006. Die Flagge der Heimat darf dabei nicht fehlen. Er schwingt sie wild hin und her, während er leichtfüßig über die Bühne turnt.
Das Publikum lässt sich nicht zweimal bitten, klatscht und singt kräftig mit. Dann ein Brückenschlag in die Gegenwart: "You‘re not alone" von ihrem neuen Silberling "Ecstasy" geht in die Gehörgänge und Füße. Auch hier kennen die Fans kein Halten, sind nicht nur beim Chorus textsicher. Die Musiker genießen die entgegengebrachte Empathie in vollen Zügen.
Viel zu schnell geht auf diese Weise das Konzert der schwäbischen Recken vorüber. Vielleicht gibt es ja im kommenden Sommer ein Wiedersehen. Allen Beteiligten wäre es zu wünschen.