Oben der Plettenberg, unten Roßwangen: Diese Ansicht auf den Berg wird sich von diesem Jahr an nachhaltig verändern. Das Unternehmen Holcim buddelt die Traufkante weg. Foto: Wilkens

Plettenberg: Stadtverwaltung und Gemeinderat wollen Panorama schützen – kommen damit aber zu spät.

Balingen/Dotternhausen - Bezüglich der Süderweiterung des Kalksteinbruchs auf dem Plettenberg nahe Dotternhausen hat der Technische Ausschuss des Gemeinderats am Mittwoch Forderungen formuliert – der wichtigste Wunsch aus Balinger Sicht läuft allerdings ins Leere.

Der Erhalt der Kulisse der "Balinger Berge" und damit insbesondere des Plettenberg-Traufs oberhalb von Roßwangen – das nannten Ulrich Teufel (SPD), Uwe Jetter (Grüne) und Klaus Hahn (CDU) sowie Gerhard Lay (FDP) und Markus Wochner (Freie Wähler) am Mittwoch unisono als einen der aus Balinger Sicht zentralen Punkte, auf den die Stadtverwaltung im Rahmen des Beteiligungsverfahrens zur Süderweiterung des Kalksteinbruchs auf dem Plettenberg drängen müsse.

Lay meinte gar, dass der bereits in den 1970er-Jahren genehmigte Abbau der Kulisse in Richtung Balingen nun in den Verhandlungen mit dem Unternehmen Holcim über die Süderweiterung möglicherweise revidiert werden könne. Und Oberbürgermeister Helmut Reitemann sagte, dass man Holcim keineswegs am weiteren Abbau hindern wolle, die Kulisse aber auf jeden Fall erhalten bleiben müsse. Entsprechend fielen die Beschlüsse aus, wie sich die Stadtverwaltung äußern soll gegenüber dem Landratsamt Zollernalb, wo der Antrag auf die Süderweiterung bearbeitet wird.

Der Haken daran: Der Abbau der Kulisse ist nicht nur seit Jahrzehnten genehmigt. Dieser wird, wie eine Sprecherin von Holcim am Mittwochabend gegenüber unserer Zeitung sagte, auch deutlich schneller kommen als ursprünglich gedacht. Schon in diesem Jahr werde Holcim auf dem Plettenberg sich daran machen, die Traufkante abzubauen; die entsprechende Änderungsgenehmigung von Seiten des Landratsamts Zollernalb sei erteilt. Diesbezüglich war die Balinger Stadtverwaltung und in der Folge der Gemeinderat, wie es aussieht, schlicht nicht auf dem Stand der Dinge.

Eigentlich sollte die Traufkante laut Abbauplan erst in den 2040er-Jahren und damit ganz am Ende der Abbauzeit auf dem Plettenberg abgebuddelt werden. Dass der Trauf nun schon von diesem Jahr an weggebrochen wird, häng laut Holcim mit vertraglichen Verpflichtungen gegenüber der Gemeinde Dotternhausen zusammen: Festgelegt sei, dass die zu rekultivierende Fläche auf dem Plettenberg in rund einem Jahrzehnt an Dotternhausen und damit an die Öffentlichkeit zurückgegeben wird. Um das Zementwerk in Dotternhausen weiterhin zuverlässig mit Kalkstein zur Weiterverarbeitung beliefern zu können, sei der Abbau des Traufstücks in Richtung Roßwangen dringend notwendig: Der dortige Bereich sichere die Produktion für die nächsten sieben Jahre.

Heißt konkret für die Sicht aus Richtung Balingen: In sieben Jahren wird der Trauf weg sein, rund 40 Meter werden in der Höhe weggesprengt und weggebaggert. Die Sicht auf die Kulisse der "Balinger Berge" , dem Verbund aus Plettenberg, Lochen und Schafberg wird damit nachhaltig verändert – auch wenn der Gemeinderat, wie von der Stadtverwaltung vorgeschlagen, beschließt, dass einer Veränderung der Kulisse nicht zugestimmt wird.

Vielleicht aber klappt es ja mit einem anderen Balinger Wunsch: Dem nach unabhängigen, kontinuierlichen und transparenten Messungen der Abgase und Immissionen des Dotternhausener Zementwerks. Das wurde auf Antrag der Freien Wähler als zusätzlicher Wunsch im Rahmen des Beteiligungsverfahrens formuliert. Das sei nicht nur im Sinne der Balinger, sondern vieler Menschen in der Region, sagte Markus Wochner.

Einen kleinen Lichtblick gibt es zudem, was das weitere Anliegen angeht, die nicht für den Abbau Resthochfläche des Plettenbergs sowie die renaturierten Areale unter Schutz zu stellen: Dafür, hatte das Regierungspräsidium Tübingen unlängst erklärt, fehle es schlicht an Personal und Zeit. Mittlerweile aber, sagte Oberbürgermeister Reitemann, sei ihm versichert worden, dass man dieses Thema mit einer "höheren Priorität" bearbeite. Wohl auch deshalb, weil der Landesnaturschutzverband in der vergangenen Woche einen entsprechenden Antrag beim Regierungspräsidium eingereicht hat (wir berichteten).