Zeigt eine Grafik mit der komplizierten Online-Abmeldeprozedur: der stellvertretende Leiter der Zulassungsstelle, Tobias Liebhardt. Foto: Ungureanu

Neue Technik löst Schraubenzieher ab, mit dem Plaketten entfernt werden. Online-Abmeldung möglich.

Zollernalbkreis - Der Schraubenzieher, mit dem die Plaketten bisher bei einer Fahrzeugab- oder -ummeldung entfernt wurden, ist seit Jahresbeginn out: Anstatt der Plaketten gibt es jetzt nur noch Klebesiegel. Und die sind mit einem Sicherheitscode versehen.

Der versteckte Code bringt nicht mehr Sicherheit: Er diene keineswegs dazu, Diebstahl oder Missbrauch zu vermeiden, erklärt der stellvertretende Leiter der Balinger Zulassungsstelle, Tobias Liebhardt. Verschiedentlich hätten sich auch schon besorgte Fahrzeugbesitzer bei ihm gemeldet, die befürchteten, dass Daten über Fahrzeug und Halter herausgelesen werden könnten. Dem sei nicht so. Einziger Vorteil der neuen Sicherheitscodes: Man könne sein "heilix Blechle" jetzt rund um die Uhr online abmelden.

Wie geht das? Der Kunde – der nicht der Fahrzeughalter sein muss – meldet sich über das Internet-Portal des Landratsamts bei der Zulassungsstelle an. Dort muss er sich online ausweisen. Dazu braucht er entweder einen neuen Personalausweis im Scheckkartenformat oder einen elektronischen Aufenthaltstitel. Beides muss im Rathaus für die Online-Nutzung freigeschaltet werden. Und um sich online ausweisen zu können, braucht der Kunde ein spezielles Kartenlesegerät oder eine Ausweis-App.

Wenn die Identität endlich fest steht und die Daten des Fahrzeugs eingegeben sind, wird man nach der Bankverbindung gefragt. Achtung: Eine "normale" EC-Karte genügt nicht. Man braucht in diesem Fall eine Kredit- oder Giropay-Karte.

Daten an Kraftfahrt-Bundesamt und Zulassungsstelle übermittelt

Hat man auch das eingetippt, wird man aufgefordert, die Kleber zu entfernen. Im Fahrzeugschein heißt es – ähnlich wie auf einem Rubbellos –, mit einer Münze den Code freizuschrubben. Man hat dann die Möglichkeit, einen QR-Code einzuscannen oder einen mehrstelligen Zahlencode einzugeben. Danach müssen die Klebesiegel von beiden Nummernschildern entfernt werden. Darunter tauchen weitere Rubbel-Flächen auf, und das Spielchen geht erneut los.

Hat man endlich alles eingegeben, werden die Daten ans Kraftfahrt-Bundesamt und an die Zulassungsstelle des Landratsamts übermittelt. Letztere bearbeitet die Informationen, und nach ein bis zwei Tagen bekommt der Kunde die Mitteilung, dass das Fahrzeug abgemeldet ist – per DE-Mail oder auf dem Postweg. "Erst wenn die Mitteilung da ist, gilt das Fahrzeug als abgemeldet", erklärt Liebhardt. Aber ohne Klebesiegel dürfe man auf keinen Fall fahren. Man sei nämlich nicht mehr versichert.

Hört sich an wie ein Witz? Ist aber keiner. In den zwei Monaten seit Einführung des Sicherheitscodes sei kein einziges der 171 314 Fahrzeuge, die im Zollernalbkreis angemeldet sind, online abgemeldet worden, sagt Liebhardt. Er selbst habe wissen wollen, ob es funktioniert und habe es getestet. Es klappe tatsächlich. Aber es sei zweifellos viel einfacher, mit Papieren und Nummernschildern zur Zulassungsstelle zu kommen – obwohl das teurer ist: Die Online-Abmeldung kostet 6,20 Euro, die Abmeldung bei der Zulassungsstelle einheitlich 7,20 Euro. Auch für Fahrzeuge, die in einem anderen Landkreis angemeldet waren. Für Letztere habe man bisher etwas mehr bezahlen müssen. Wem also nutzt es? Keinem. Außer, man möchte sein Fahrzeug unbedingt um Mitternacht oder an einem Sonntag abmelden.

Neu ist seit Jahresbeginn noch etwas anderes: Wer aus einem anderen Bundesland oder Landkreis herzieht, kann sein altes Kennzeichen behalten. Bei Ab- oder Ummeldung erlischt es allerdings: "Wenn das Fahrzeug wieder angemeldet werden soll, muss sich der Halter für BL oder HCH entscheiden", sagt Liebhardt.