Zum Wettbewerb "World Press Photo" erscheint in jedem Jahr ein Band mit den Siegerfotos. Unser Bild zeigt Veröffentlichungen aus den vergangenen Jahren, darunter auch jene aus dem Jahr 2011, die auf dem Titel das Foto der jungen Afghanin Bibi Aisha von Jodi Bieber zeigt, der die Taliban die Ohren und die Nase abschnitten. Im kommenden Jahr soll die "World Press Photo"-Ausstellung in Balingen zu sehen sein. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Verwaltungsausschuss einstimmig für Schau mit Beiträgen des Wettbewerbs "Pressefoto des Jahres"

Bis zu 30 000 Euro Zuschuss will die Volkshochschule für eine Fotoausstellung von der Stadt. Das Geld wird die VHS nach dem Willen des Verwaltungsausschusses bekommen – dessen Mitglieder haben das Vorhaben jedoch hinterfragt.

Balingen. In der Zustimmung zu der Ausstellung in der Zehntscheuer mit Bildern des renommierten Wettbewerbs um den Titel des Pressefotos des Jahres waren sich die Ausschussmitglieder fraktionsübergreifend einig.

VHS-Leiter Ottmar Erath hatte ihnen überzeugend vermittelt, dass das Vorhaben in Süddeutschland einmalig wäre – die Wettbewerbsbilder wurden bislang nur im Norden gezeigt, beispielsweise in Oldenburg. Die Schau spreche vor allem ein Publikum junger Erwachsener an. Und selbst bei einer vorsichtigen Kalkulation der Besucherzahlen bliebe der auszugleichende Abmangel mit 30 000 Euro überschaubar. Zudem sei die Hälfte von 15 000 Euro veranschlagter Sponsorengelder der VHS bereits zugesagt. Damit hatte Erath die Bürgervertreter auf seiner Seite.

Dennoch wollten einige der Kommunalpolitiker zuvor einiges genauer wissen. Beispielsweise Alexander Maute (SPD): "Jetzt scheint Balingen doch noch seine Fotoausstellung zu bekommen", merkte er mit Blick auf die im Juni abgelehnte Schau in der Stadthalle an. Wie könne Balingen denn dem Projekt über den Ausgleich des Abmangels hinaus beispringen? Der Arbeitskreis Kunststadt habe ja bereits Ideen zur Unterstützung einer Ausstellung erarbeitet gehabt.

Andelin Hotkovic (CDU) erinnerte daran, dass Ausstellungen bislang Domäne der Stadthalle gewesen seien. Und Conny Richter (Grüne) wurde noch deutlicher: Das sei ein gutes Projekt, aber warum laufe es über die VHS und nicht über die Stadt? Ihr scheine, als solle die Ausstellung einfach "durchgezogen werden".

Ihr ging es um Strukturen: Die VHS habe es als Ausstellungsveranstalter noch nicht geben. Aus welchem Budget stamme der angedachte Zuschuss? Und falls andere Organisationen, etwa die Volkstanzgruppe Frommern, in der Zehntscheuer ausstellten, bekämen diese die Räume und das Personal dann auch kostenlos von der Stadt?

Der VHS-Leiter wirkte angesichts der gehäuften Nachfragen etwas ratlos: "Ich weiß nicht, wo Ihre Angst liegt, wenn wir diese Veranstaltung machen", sagte er. Diese stelle keine Konkurrenz zu Ausstellungen in der Stadthalle dar: "Es soll kein Ersatz für etwas anderes sein."

"Es geht nicht um eine Kunstausstellung, sondern um ein Bildungsprojekt", betonte Oberbürgermeister Helmut Reitemann mit einiger Vehemenz. Die Initiative dafür sei von der VHS ausgegangen und sei somit nicht vom AK Kunststadt zu diskutieren – genauso wenig wie Vorhaben der Volkstanzgruppe.

Erath ergänzte: Mit der Fotoschau komme die VHS ihrem im Rahmenvertrag von 1974 fixierten Auftrag zur Erwachsenenbildung nach: "Es ist ein Projekt der VHS, mit dem wir unseren bildungspolitischen Auftrag erfüllen."

Laut dem Vertrag stellt die Stadt der VHS auch unentgeltlich Räume zur Verfügung. Eine Abstimmung mit der Stadthalle hat laut Erath bereits stattgefunden. Doch terminlich und räumlich hätten die dortigen Möglichkeiten nicht gepasst – deshalb also die Zehntscheuer. Und es gibt im städtischen Haushalt einen Posten "Zuschüsse für die Volkshochschule".

Alexander Maute unterstrich, die Diskussion habe nichts damit zu tun gehabt, dass die Ausschussmitglieder etwas gegen die Schau hätten. Doch nur wenn man genau Bescheid wisse, könne man gegenüber den Bürgern die Befürwortung des Vorhabens argumentativ besser begründen. Letztlich stimmten die Gremiumsmitglieder einhellig für die Fotoausstellung.