Will die verschiedenen Pflegeberufe in Zukunft zu einer Basisausbildung zusammenführen: die Parlamentarische Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz. Foto: Lehmann

Bundestagsabgeordnete Widmann-Mauz setzt sich für mehr Attraktivität der Berufe ein.

Balingen - Der demografische Wandel bringt laut Agentur für Arbeit einen steigenden Bedarf an Pflegepersonal mit sich. Beim "Arbeitsmarktgespräch Pflege" stellten sich Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie der Agentur für Arbeit dem Problem.

Der Bestand an Fachpersonal im Pflegebereich entwickelt sich laut Agentur für Arbeit gegenläufig zum steigenden Bedarf. Diese "ersten Warnschüsse" werden ernstgenommen: Annette Widmann-Mauz (CDU), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, Georg Link, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Balingen und seine Mitarbeiterin Marion Merz, Teamleiterin Arbeitgeberservice, sowie Edgar Wagner, Geschäftsführer der Senova GmbH, strebten in dem Gespräch einen Schulterschluss der verschiedenen Institutionen an, um langfristig eine ausreichende Anzahl von Fachkräften zu sichern.

Das allgemeine Vorurteil gegen den Beruf laute: "harte Arbeit, wenig Geld, Schichtdienst, mit Hausarbeit und Familie kaum vereinbar". Damit soll schnellstmöglich aufgeräumt werden. Denn mit dem vorhersehbaren Rückgang der Schülerzahlen um 25,8 Prozent im Zollernalbkreis innerhalb der nächsten zehn Jahre werde auch die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen zurückgehen. Allein die Senova hat zurzeit bei insgesamt 90 Mitarbeitern 14 Auszubildende, die laut Wagner in der Regel nach ihrem Abschluss übernommen werden.

Zum Arztberuf "auf Augenhöhe"

Widmann-Mauz will der Berufsgruppe vor allem mit einer modularen Ausbildung in Zukunft zu mehr Attraktivität verhelfen. So sollen verschiedene Pflegeberufe wie Alten-, Kranken- sowie Kinderkrankenpfleger zu einer Basisausbildung zusammengeführt werden und die Spezialisierung erst im späteren Ausbildungsverlauf erfolgen. Weiterhin strebt die CDU-Politikerin an, den Pflegeberuf als Partner zum Arztberuf "auf Augenhöhe" zu etablieren und einen Teil der stationären Aufgaben auf das Pflegepersonal zu übertragen.

Merz forderte, die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen zu verbessern. Dazu hatte Widmann-Mauz Positives zu berichten: Aufgrund des kürzlich verabschiedeten Berufsanerkennungsgesetzes sei dieses Verfahren nun wesentlich vereinfacht. So müsse nicht mehr der volle Ausbildungsnachweis erbracht werden, sondern es finde ein Defizitabgleich statt. Auch werde die Berufserfahrung bei der Bewertung mit einbezogen.

Auch Einsatzmöglichkeiten im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes und des Freiwilligen Sozialen Jahrs müssten geprüft und von den Arbeitgebern in Anspruch genommen werden, sagte Widmann-Mauz.

Die Agentur für Arbeit sieht ihre Handlungsfelder in der fundierten Information und Begleitung von Schülern in der Berufsorientierungsphase. Mit Veranstaltungen wie dem "Boy’s Day" sollen Pflegeberufe künftig auch jungen Männern nahegebracht werden.