Eine Gruppe Jugendlicher vergnügt sich nahe des Zollernschlosses in Balingen. Soll Alkoholgenuss auf öffentlichen Plätzen verboten werden? Die Jusos halten diese Forderung für "Unsinn". Foto: Maier

Jusos beziehen eindeutig Position. Streetworkerin plant Projekt "Mitternachtssport" für Jugendliche.

Balingen - Was tun gegen jugendliche Randalierer – und was tun, damit sich die Situation verbessert? Darüber haben die Balinger Jusos mit der Streetworkerin Nadine Hempke diskutiert. Eindeutig sprachen sich alle gegen ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen aus. Hempke präsentierte im Gegenzug neue Ideen.

"Ein solches Vorgehen ist doch Unsinn": Mit diesen Worten kommentierte Sanel Dacic, Vorsitzender der Balinger Nachwuchs-SPDler, das derzeit auf Landesebene diskutierte Vorhaben, Alkoholgenuss auf öffentlichen Plätzen zu verbieten. Damit liegt er auf jener Linie, die die Jusos in ganz Baden-Württemberg vertreten.

Er bekam Zuspruch von der Balinger Streetworkerin Nadine Hempke: Sie meinte bei der Diskussion im Jugendhaus Insel, dass ein solches Verbot meist nur zu einer Verlagerung des Problems führe. Die Jusos stehen mit ihrer Position indes im Gegensatz zur Meinung der Stadt Balingen, die den Alkoholgenuss auf öffentlichen Plätzen wegen der immer wieder vorkommenden Vandalismus-Taten gerne verbieten möchte.

Viel besser sei es, so Hempke, den Jugendlichen Anlaufstationen zu bieten. Vor allem Jungs, aber auch Mädels bräuchten neben dem Jugendhaus Insel Ausweichmöglichkeiten, um Streitereien aus dem Weg zu gehen. Deshalb freue sie sich über das Angebot der Baptisten, deren ehrenamtliche Helfer jeden Samstag die Türen der Baptistengemeinde öffnen. Dort bekommen Jugendliche etwas zu essen und gerade in der kalten Jahreszeit einen Platz im Warmen, an dem sie sich treffen können.

"Das ist wirklich ein lobenswertes Angebot der Baptistengemeinde. Die Stadt sollte so etwas unterstützen und den Ehrenamtlichen Hilfe zur Seite stellen. Öffentliche Gelder sind in zwei vollen Streetworkerstellen wesentlich besser angelegt als in einer Videoüberwachungsanlage im Parkhaus Wilhelmstraße", meinte Bernd Majer, der Juso-Kreisvorsitzende.

Nadine Hempke stellte den Jusos auch ihr neustes Projekt vor: Mitternachtssport. Einen Freitag im Monat soll künftig die Kreissporthalle von 20 bis 24 Uhr für Jugendliche und junge Erwachsene geöffnet sein. Hier sollen sie dann abhängen und Sport statt Dummheiten machen können. Dazu möchte Hempke möglichst viele Balinger Vereine mit ins Boot holen.

Erfolge schwer messbar

Deutlich wurde in der Diskussion zwischen den Jusos und der Streetworkerin, dass die Erfolge der mobilen Jugendarbeit, wie sie Nadine Hempke betreibt, nur schwer messbar sind. Damit sei es für die Verantwortlichen häufig schwer, die Ausgaben dafür zu rechtfertigen.

Hempke, die vor ihrer Zeit in Balingen im Berliner Viertel Kreuzberg als Streetworkerin tätig war, ist vor allem abends unterwegs, um mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich zum Beispiel an der Eyach und in der Fußgängerzone treffen, ins Gespräch zu kommen. Sie biete sich an, als Vertraute und Unterstützerin. "Wenn die Jugendlichen Probleme haben mit Gewalt in der Familie, Glücksspiel, Alkohol oder mit sonstigen Dingen, möchte ich für sie da sein", erklärt die Streetworkerin ihre Motivation.

Im Prinzip sei es einfach: Abends in der Stadt gehe sie auf die Gruppen zu, spreche die Jugendlichen an und stelle sich vor. "Damit mich die Jungs und Mädels kennen und wissen, dass sie sich an mich wenden können". Auf die Frage, ob das nicht gefährlich sei, antwortet die Streetworkerin: "Eigentlich nicht, aber ich verlasse mich da ganz auf mein Bauchgefühl. Ich beobachte die Gruppen meist erst ein bisschen aus der Entfernung und versuche die Lage einzuschätzen. Wenn ich ein ungutes Gefühl habe gehe ich auch nicht hin."