Basharat Ahmad, der Albstädter Gemeindepräsident (von links), Iman Mansoor Ghuman und der württembergische Ahmadiyya-Pressesprecher Sajad Butt stellen die Kampagne der Glaubensgemeinschaft vor. Foto: Schnurr

Gläubige im Kreis bekennen sich zum deutschen Staat. Bundesweite Kampagne geplant.

Balingen/Albstadt - Wenn man etwas nicht kennt, hat man Angst davor. Das gilt aus Sicht der Mitglieder der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinschaft auch für den Islam. Daher wollen sie die Einwohner des Zollernalbkreises besser über ihren Glauben informieren.

Geschehen soll dies im Rahmen der bundesweiten Kampagne "Wir sind alle Deutschland" mittels in allen Städten und Dörfern verteilter Flugblätter, Infoständen und zweier Veranstaltungen.

"Wir wollen den Menschen klarmachen, was der Islam tatsächlich lehrt und wofür er wirklich steht", sagt Mansoor Ghuman, Imam der Gemeinden in Albstadt und Balingen: "Unsere Religion lehrt Liebe und Loyalität gegenüber dem Land, in dem man lebt. Das ist unsere Message."

Dies zu verdeutlichen erscheint den Ahmadis derzeit dringlicher denn je: "Als Muslime stört uns, wenn die Religion für Taten verantwortlich gemacht wird, die Menschen zu verantworten haben, die Taten im Namen des Islam verüben."

Damit, was die Religion tatsächlich verlange, habe das nichts zu tun, im Gegenteil. Für die Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft gelten fünf im Koran verankerte Grundsätze: Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, kein Zwang im Glauben, Gleichberechtigung der Geschlechter und eine Trennung von Staat und Religion – mithin also das genaue Gegenteil von dem, was islamistische Extremisten propagieren und Islamgegner dieser Religion unterstellen.

Die Gesetze des Landes zu achten, in dem man lebt, sei Teil des Glaubens und im Koran verankert: "Patriotismus ist eine Anordnung des Islam", spitzt der Imam zu. Für die Ahmadi sei es deshalb ein Grundbedürfnis, mit allen anderen Einwohnern gut auszukommen.

Sajad Butt, der die Kampagne "Wir sind alle Deutschland" in der Region Württemberg koordiniert, ergänzt: Man wolle vermitteln, dass auch Muslime gesetzestreue, zum Staat loyale Bürger sind.

Warum die Ahmadi diese Selbstverständlichkeit so sehr betonen, liegt in ihrer Sorge vor einer drohenden Spaltung der Gesellschaft begründet: Islamfeindliche Gruppen wie "Pegida" trieben diese voran und arbeiteten mit falschen Behauptungen.

Die Kampagne "Wir sind alle Deutschland" soll auch im Zollernalbkreis den Menschen eine Möglichkeit geben, Ängste und Vorurteile abzubauen, die aus unzureichenden Informationen erwachsen (siehe Info). Start ist bereits am kommenden Samstag, 10. November, mit einem Info-Stand auf dem Balinger Marktplatz. Willkommen seien auch kritische Fragen, die man auf Grundlage des Korans beantworten wolle.

Schon früher habe man über den muslimischen Glauben informiert, berichtet Mansoor Ghuman – und häufig positive Erfahrungen gemacht. Jedoch gebe es aber mitunter auch Menschen, die ihre vorgefassten, negativen Meinungen nicht ändern wollten.

 Der "Ahmadiyya Muslim Jamaat" gehören im Zollernalbkreis 210 Gemeindemitglieder an: 150 im Raum Balingen, 60 im Raum Albstadt.

  Info-Flyer will Ahmadiyya in den nächsten Wochen in 102 Orten im gesamten Kreis an die Haushalte verteilen.

  Info-Pavillons mit Gemeindevorständen und -mitgliedern stehen in Balingen am Samstag, 10. November, ab 14 Uhr auf dem Marktplatz sowie an den Samstagen 24. November und 1. Dezember jeweils ab 8 Uhr am Ebinger Marktbrunnen.

 Eine Info-Veranstaltung mit Gesprächen zum Austausch ist am Dienstag, 5. März, in der Balinger Stadthalle geplant, eine zweite in Albstadt in Vorbereitung.