Kein Geld mehr im Portmonnaie: Viele Menschen im Kreis sind auf staatliche Hilfen angewiesen.Foto: © gelmold – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Armutsbericht thematisiert Situation im Zollernalbkreis

Der Zollernalbkreis ist nicht gerade als Wohnregion der Reichen bekannt – auch auf der Alb, im Schlichemtal oder auf dem Kleinen Heuberg gibt es Menschen, die auf staatliche Leistungen angewiesen sind. Ihre Lage wird im Armuts- und Sozialbericht für den Zollernalbkreis thematisiert.

Zollernalbkreis. Gefährdet von Armut sind nach Auffassung der Autoren des Berichts vor allem Frauen, Menschen mit Erwerbsminderung, Geringqualifizierte, Migranten, Selbstständige, Ältere sowie Menschen ohne Arbeit oder in schlecht bezahlten Jobs. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sinkt, die in die sozialen Sicherungssysteme einzahlen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Älteren, die Renten und andere Leistungen beziehen.

Im Zollernalbkreis ist der demografische Wandel in Statistiken gut zu erkennen. Der Anteil der Älteren steigt ständig, was sich auch in höheren Aufwendungen für deren Pflege niederschlägt.

Die Zahl der Arbeitssuchenden ist im Zollernalbkreis in den vergangenen Jahren gesunken, was sich bei den Langzeitarbeitslosen nicht ohne weiteres bemerkbar machte. Ende Dezember 2019 bezogen laut Arbeitsagentur 1860 Personen Arbeitslosengeld oder Arbeitsförderung sowie 1560 Arbeitslosengeld II ("Hartz IV"). Im Bereich der Grundsicherung für Arbeitssuchende (SGB II) sind im Zollernalbkreis seit Jahren sinkende Fallzahlen zu verzeichnen, dies war überwiegend der guten Konjunktur zuzuschreiben. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften lag im Dezember 2018 bei 3012, im September 2019 sank die Zahl bereits auf 2783, so der Bericht.

Besonders in Albstadt, Hechingen und Balingen ist eine sehr hohe Zahl dieser Bedarfsgemeinschaften festgestellt. Das führen die Verfasser auf den Zusammenbruch der einst blühenden Textilindustrie zurück. Die Folgen seien bis heute zu spüren. 54 Prozent der Leistungsempfänger sind Single-Haushalte, 23 Prozent Alleinerziehende. Der Anteil der Leistungsbezieher an der Gesamtbevölkerung im Zollernalbkreis macht rund drei Prozent aus.

Armut trifft auch Kinder: Diese haben unter schlechter Ernährung, mangelhafter Schulbildung, begrenztem Wohnraum und wenigen Freizeitmöglichkeiten zu leiden. Der Anteil der Kinder, die in Bedarfsgemeinschaften von Leistungsbeziehern leben, beträgt im Zollernalbkreis 5,8 Prozent gegenüber 8,2 Prozent im Landesdurchschnitt. Familien mit geringem Einkommen haben Anspruch auf Hilfen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket, etwa für Schulausflüge, Verpflegung, Schülerbeförderung sowie soziale und kulturelle Teilhabe.

Grundsicherung: mehr Fälle

Bei der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung steigt die Zahl der Empfänger im Kreis: Waren es 2010 noch 732, so kletterte die Zahl 2018 auf 1335. Davon bezogen 314 Leistungen innerhalb von Einrichtungen und 1021 außerhalb. Die meisten Empfänger von Grundsicherung leben in den drei Ballungszentren im Kreis. 501 sind Altersrentner, 832 mehr als 18 Jahre alt und dauerhaft erwerbsgemindert. Laut Landratsamt sind lediglich acht Prozent der Rentner im Zollernalbkreis auf Grundsicherung angewiesen.

Höher als der Landesdurchschnitt von 8,5 Prozent liegt im Zollernalbkreis der Anteil von Menschen mit Schwerbehinderung, nämlich bei 12,3 Prozent. 11 364 Personen benötigen Pflege, davon werden 75 Prozent zu Hause versorgt, zu 56 Prozent von Angehörigen und 19 Prozent von Pflegediensten. Das restliche Viertel ist in Heimen untergebracht. 394 Personen bezogen Sozialhilfeleistungen zur Deckung der Heimkosten.

Gestiegen ist ebenfalls die Zahl der Empfänger von Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung. Derzeit erhalten rund 1300 Personen im Zollernalbkreis diese Unterstützung.

Die Fallzahlen der drei Wohngeldstellen im Kreis sind nach einem Anstieg im Jahr 2016 mit 913 Fällen wieder auf 815 gesunken. Rund die Hälfte der Bezieher sind Rentner, ein Viertel Arbeiter, zwölf Prozent Angestellte und sechs Prozent Arbeitslose.

Im Steigen begriffen ist die Zahl derjeniger, die eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchten. 475 Fälle verzeichneten die Berater. Zumeist ging es um Privatinsolvenz, gefolgt von Umschuldungen und Ratenzahlungsvereinbarungen.