Bald auch Kinderklinik und Geriatrie in Balingen? Der Kreistag hat die Einrichtung der neuen Abteilungen beschlossen. Foto: Ungureanu

Kreistag beschließt Investition. Pädiatrie, Geriatrie und erweiterte Endoskopie sollen Krankenhaus zukunftsfähig machen.

Balingen - Pädiatrie und Geriatrie in Balingen, erweiterte Endoskopie in Albstadt: Der Kreistag hat am Montagabend grünes Licht gegeben für umfassende Umbaumaßnahmen an beiden Klinik-Standorten. Kostenpunkt: acht Millionen Euro "plus-minus 40 Prozent".

Selten ist bei Kreistagssitzungen der Saal im Landratsamt so voll, dass von draußen noch Stühle hereingetragen werden müssen und das Fraktionszimmer als "Ausweichquartier" geöffnet wird. Dieses Mal war es so, was beweist: Das Klinikum liegt den Menschen am Herzen. Nicht nur den Klinik-Mitarbeitern, die in großer Zahl präsent waren und die man an ihren türkisfarbenen T-Shirts leicht erkennen konnte. Sondern vielen Zollernälblern.

Klinik-Geschäftsführer Gerhard Hinger erläuterte die Notwendigkeit einer Kinderklinik mit "perinatalem Schwerpunkt" bereits bevor das Zentralklinikum steht. 18 Betten soll die neue Station bekommen, die hauptsächlich im ersten Obergeschoss des Balinger Krankenhauses untergebracht werden soll, davon sechs Betten für Neugeborene.

Zollernalbkreis ist "weißer Fleck"

Nicht nur in Sachen Kinderklinik, sondern auch im Bereich der Palliativmedizin sei der Zollernalbkreis ein "weißer Fleck" auf der Landkarte, erläuterte Hinger anhand einer bundesweiten Untersuchung. Acht Betten für Palliativmedizin seien im zweiten Obergeschoss des Balinger Krankenhauses vorgesehen.

Um die Bedeutung der Baumaßnahme im Bereich der Albstädter Endoskopie zu verdeutlichen, erklärte Hinger, dass andernfalls die Zertifizierung, die damit verbundene Zulassung und letztlich das Darmzentrum selbst auf der Kippe stünden, sollte nicht umgebaut werden. Als weitere Ziele, die man im Lauf des Jahres verfolgen wolle, nannte Hinger ein Lungenzentrum und eine engere Kooperation mit dem Vinzenz-von-Paul Hospital in Sachen Neurologie und Psychiatrie.

Philipp Seeger vom Tübinger Büro Teamplan legte für die drei Baumaßnahmen eine Grobkostenschätzung vor – allerdings nur mit einer "Genauigkeit von plus-minus 40 Prozent", Risikozuschlag inklusive.

Helmut Reitemann (CDU) betonte, dass mit den zusätzlichen medizinischen Leistungen nicht gewartet werden könne, bis das Zentralklinikum steht: "Wir müssen die Lücke in der Versorgung schon heute schließen", sagte er. "Wenn das Zentralklinikum kommt, müssen wir diese Leistungen vorweisen können." Auch auf die Fragen nach dem erforderlichen Personal für eine Kinderklinik hatte er eine Antwort: "Wenn pädiatrische Abteilungen bundesweit geschlossen werden, muss es Personal geben."

Reinhold Schäfer (FWV) nannte es eine "richtungsweisende Entscheidung für das Klinikum": Mit der strukturellen Offensive müsse jetzt schon begonnen werden. Genau wie bei der Pädiatrie gebe es auch im Bereich der Palliativmedizin dringenden Handlungsbedarf.

Martin Frohme (SPD) erklärte, dass seine Fraktion dem Beschlussvorschlag in allen Punkten zustimmen werde: "Die Menschen im Zollernalbkreis haben Anspruch auf die bestmögliche medizinische Versorgung."

Auch Konrad Wiget (Grüne) signalisierte Zustimmung: "Wir haben das Gefühl, dass sich das Klinikum in den letzten Jahren positiv weiterentwickelt hat", sagte er. Das komme jedem Einwohner im Zollernalbkreis zugute.

Acht Millionen, meinte Dietmar Foth (FDP), seien eine Menge Geld. "Aber wir können nicht auf das Zentralklinikum warten." Das größte Risiko bringe die Pädiatrie mit sich, aber sie biete aber auch Chancen.

Kosten dürfen nicht ins Uferlose wachsen

Landrat Günther-Martin Pauli verwies darauf, dass der Beschluss des Kreistags keineswegs ein "Freifahrschein" für die Verwaltung sei. Die Kosten dürften nicht ins Uferlose wachsen. "Wir wollen mit dem Klinikum nicht Geld verdienen, wir sind keine Aktiengesellschaft. Aber es ist gut angelegtes Geld."

Klinik-Geschäftsführer Gerhard Hinger räumte ein, dass manche Leistungen, die eine Kinderklinik bieten müsse, nicht über Fallpauschalen abgedeckt sei. Zum Beispiel eine Erzieherin. Aber auch da habe man sich Gedanken gemacht. Ein Förderverein werde die nötigen Mittel anwerben.

Zwei Enthaltungen gab es aus den Reihen der Freien Wähler bei der Abstimmung über die Pädiatrie. Alles andere wurde einstimmig beschlossen. Aus den Zuhörerreihen kam wiederholt Applaus.