Sie steht nicht gern im Mittelpunkt: An ihre neue Rolle als Landesmutter muss sich Gerlinde Kretschmann erst gewöhnen. Foto: dapd

Anders als viele andere Politikerfrauen hielt sich Frau Kretschmann aus dem Wahlkampf heraus.

Sigmaringen - Als Gerlinde Kretschmann, die Frau des designierten Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), vor der Wahl gefragt wurde, ob für sie die Rolle der First Lady vorstellbar wäre, entgegnete sie erst einmal, dass das auf Deutsch ja Landesmutter heiße.

In der Rolle als Mutter für ihre drei Kinder habe sie sich immer wohl gefühlt, auch für die Schulkinder sei sie als Lehrerin „ein bissle Mama“. Für alle Baden-Württemberger die Mutter sein zu wollen, soweit würde sie spontan nicht gehen. Seit Sonntag steht fest, dass die bodenständige Gerlinde Kretschmann künftig diese neue Rolle bevorsteht.

Politisches und Privates werden bei Kretschmanns getrennt

Anders als die Frauen von Stefan Mappus (CDU) und Nils Schmid (SPD) hat Winfried Kretschmanns Gattin Gerlinde nicht aktiv in den Wahlkampf eingegriffen. Erst am Wahltag posierte sie mit ihrem Mann an der Wahlurne. Die Zurückhaltung der 63-Jährigen liegt jedoch nicht etwa an politischer Unerfahrenheit. Knapp 15 Jahre lang war sie selbst als Kommunalpolitikerin im Gemeinderat von Sigmaringen aktiv, zuletzt als Fraktionsvorsitzende der Grünen.

Das Thema verkaufsoffener Sonntag begleitete sie über viele Jahre. Der Gemeinderat entscheidet darüber, ob die Geschäfte öffnen dürfen oder nicht. Gerlinde Kretschmann hat sich entschieden dagegen gewehrt. Schließlich könnten Familien soviel sinnvollere Dinge miteinander unternehmen, als gemeinsam einkaufen zu gehen. So zum Beispiel Wandern. Das Ehepaar Kretschmann unternimmt in der Freizeit gerne lange Touren.

Ziehen die Kretschmanns nach Stuttgart?

Seit 1975 sind die beiden verheiratet, das Politische und das Private trennt das Paar weitgehend. „Ich versuche ihn bei uns zu Hause auf einer persönlichen Ebene zu stärken.“ Wie wichtig die Unterstützung seiner Familie für ihn ist, daran hat der designierte baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann nie einen Zweifel gelassen.

Die Kretschmanns leben in Laiz, einem Ortsteil von Sigmaringen. Die Familie steht dort nach wie vor im Telefonbuch. Ob sie von dort weg- und in die Ministerpräsidenten-Villa am Schloss Solitude einziehen, wenn Kretschmann nun zum neuen Ministerpräsidenten gewählt wird, ließ Gerlinde Kretschmann am Wahlabend noch offen. „Haben wir noch nicht drüber geredet, und unser Haus ist doch schön!“