Rolf Klaiber vor dem Café Häring, wo regelmäßig eine Bühne war für kulturelle Veranstaltungen. Foto: Cornelia Hellweg

Die Entscheidung ist Rolf Klaiber nicht leicht gefallen. Er ist der Motor von Härings Kulturcafé – und setzt jetzt den Schlusspunkt.

Seit rund 15 Jahren bietet Härings Kulturcafé in den Räumen des gleichnamigen Schwenninger Cafés ein Bühne für Kleinkunst, Musik und Literatur. Initiator der Reihe ist Rolf Klaiber, der im Jahr 2009 wieder in seine alte Heimat – die Neckarstadt – zurückzog.

 

„Als ich hergezogen war, wollte ich eine Nische finden, um der kulturellen Schlagseite nach Villingen, wenigstens punktuell etwas gegenzusteuern“, zieht er in einem Schreiben Bilanz und begründet seinen Entschluss, die Reihe dieses Jahr auslaufen zu lassen. Die letzte Veranstaltung in Härings Kulturcafé findet Ende November statt – dann ist Schluss.

„Man kann sowas nicht ewig machen“, sagt der 73-Jährige im Gespräch mit der Redaktion. Denn es ist nicht nur damit getan, die Auftritte zu organisieren. Werbung, Technik, Finanzen, Sozialabgaben für die Künstler, Gema-Gebühren – als das stemmte Klaiber als Ein-Mann-Empressario. „Ich habe mich nicht ernsthaft bemüht, das auf mehrere Schultern zu verteilen“, gibt er selbstkritisch zu.

Er bedauert allerdings auch, dass die Publikumsresonanz insgesamt gesehen zunehmend unzureichend war. „Es gibt ein Stammpublikum, es dünnt aber aus, und es gelingt nur schwer, Publikum von außerhalb anzuziehen.“ Die Finanzierung sei nie leicht gewesen. Aber das sei kein Grund zum Aufhören. Immerhin gebe es mittlerweile sogar von der Stadt eine kleine Förderung.

Publikum entscheidet spontaner

In den vergangenen Monate stellte er die Tendenz fest, dass sich Interessenten zunehmend weniger den Vorverkauf nutzen und lieber spontan entscheiden und dann an der Abendkasse ihre Tickets lösen. Für den Veranstalter habe das den Nachteil, dass er länger zittern müsse, ob genug Publikum kommt und der Abend schwarze Zahlen schreibt. Rolf Klaiber bedauert es außerdem, dass offenbar so wenig Villinger auch mal Kulturangebote in Schwenningen wahrnehmen. „Man fährt nicht nach Schwenningen außer zu den Wild Wings“, meint er.

Generell nimmt er eine abnehmende Bereitschaft wahr, sich vor allem auf unbekanntere Musiker, Bands, Künstler einzulassen. Er höre öfter Sätze wie „Da wollte ich lange schon mal hin“, dem aber oft keine Taten folgten. Auch ein jüngeres Publikum sei schwer dafür zu begeistern in Villingen-Schwenningen. Versuchte Kooperation mit anderen Kulturträgern seien nur mühsam oder gar nicht zum Tragen gekommen.

Stammpublikum dünnt aus

Die Künstlerinnen und Künstler seien in den 15 Jahren gerne nach Schwenningen gekommen. Hinzu komme, dass nach der Corona-Pandemie die Auftrittsmöglichkeiten für Künstler noch nicht wieder das Niveau des Davor erreicht hätten – auch wegen des veränderten Publikumsverhaltens. Live-Kultur verliere an Bedeutung, wenn es sich nicht um (fernseh)bekannte Namen handele . „Auf meinen Brief mit der Ankündigung des Endes von Härings Kulturcafé habe ich ausschließlich positive Resonanz erhalten.“ Auch das Publikum sei sehr geschätzt: konzentriert, mitmachbereit und begeisterungsfähig. Er nehme viele schöne Erinnerungen mit.

Seine Erfahrungen als Kulturveranstalter kann er in anderem Rahmen bei der Vesperkirche in Schwenningen einbringen. Hier organisiert er weiterhin das kulturelle Begleitprogramm. Für die nächste Vesperkirche plane man mit zwei statt wie bisher drei Kulturveranstaltungen pro Woche. Außerdem sei das Zielpublikum ein anderes. Es gehe um die auch finanzielle Unterstützung des Formats.

Klaiber arbeitet darüber hinaus in der Redaktion des Schwenninger Heimatblättles mit und versucht, dabei auch die humoristische Ader mit einfließen zu lassen. Und er hat dann mehr Zeit, selber kulturelle Angebote wahrzunehmen.