Balanceakt Landesturnfest Foto: Melanie Geitlinger

Kreativ und tiefgründig: Die Neujahrskarten von Guido Schöneboom besitzen Kultcharakter. Das Telefon-Gekritzel, das die guten Wünsche des Lahrer Bürgermeisters für 2019 zierte, schaffte es sogar ins Fernsehen. Am Freitag flatterte der 2022er-Gruß in die Redaktion. Er steht ganz im Zeichen des Landesturnfests. Vorne auf der Karte: ein Mann, der gewisse Ähnlichkeiten mit dem ersten Beigeordneten aufweist, in Könner-Pose am Barren; im Inneren ein Zitat des Physikers und Schriftstellers Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799): »Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es gut werden soll.«

Gute Wahl. Denn viel besser lässt sich die aktuelle Situation nicht beschreiben – allgemein und speziell mit Blick auf das Landesturnfest. Im Gespräch mit der LZ diese Woche war Schöneboom bemüht, das Wort Absage für das Lahrer Großevent nicht in den Mund zu nehmen. Verständlich: Anderthalb Jahre Vorbereitung wären für die Katz. Indes – alles andere wäre aus heutiger Sicht leider eine Überraschung. Vor allem auch deshalb, weil für die Stadt eine abgespeckte Variante nicht infrage kommt. 10.000 Teilnehmer, die im Mai fünf Tage gemeinsam sporteln, feiern und zu Hunderten in Sammelunterkünften übernachten – sorry, aber wer mag angesichts des neuesten Corona-Schrecks namens Omikron daran glauben?!

Ein Turn-K.o. wäre fraglos ein fatales Signal fürs Lahrer Veranstaltungsjahr mit vielen Jubiläen (Feuerwehr, Eingemeindungen und Städtepartnerschaft), Stadtfest und natürlich der Chrysanthema. Was aus all dem wird, ist nicht vorherzusagen. Guido Schöneboom schreibt: »365 Tage mit viel mehr Höhen als Tiefen, dann dürfte es passen ...« Mehr sollten wir uns selbst zuliebe von 2022 nicht erwarten. Aber auch nicht weniger.