Hannes Finkbeiner spielt in seinem neuen Roman die Kulisse – ein Luxushotel am Kaiserstuhl – voll aus.  Foto: Ehrich

"Mörderische Auslese – Ein Fall für Benjamin Freling" heißt der dritte Roman von Hannes Finkbeiner und sein erster Krimi. Eines vorweg: Auch Krimi kann er.

Baiersbronn/Freudenstadt - Finkbeiner, in Schönmünzach in einem Hotelbetrieb aufgewachsen, lässt seinen neuen Roman in und rund um ein Luxushotel am Kaiserstuhl spielen. In seinem ersten Krimi, erschienen unter dem Pseudonym Mattis Ferber, nutzt Finkbeiner, unter anderem Autor von Kochbüchern und gastronomischen Fachartikeln, sozusagen seinen Heimvorteil in Sachen Gastronomie. Er entführt den Leser in die besondere Welt der Spitzengastronomie mit edlen Weinen, Gourmetküche und schönen Landschaften.

Der begnadete Sommelier Benjamin Freling, die Hauptfigur des Romans, will eigentlich nur einen Raritätenkeller in seinem Weinkeller einrichten und entdeckt dabei eine mumifizierte Leiche. Für Freling ist das einer dieser Augenblicke im Leben, die so einprägsam sind, "dass sie für ewig ein Loch ins hauchdünne Seidentuch der Seele stanzen". Was für den Leser folgt, sind 349 Seiten Mitfiebern, Miträtseln und zuweilen auch Mitleiden mit Benjamin.

Benjamin beißt sich fest an dem Fall

So wie einst ein Fingerhut eines Pinot Noir aus dem Burgund – weil "pure Magie" – das Leben des jungen Mannes durcheinander gewirbelt hatte, so tut es jetzt der grausige Fund. Benjamin meint gleich zu wissen, wen er da gefunden hat: sein früheres Kindermädchen, das vor vielen Jahren von jetzt auf gleich verschwunden war. Er überlässt die Ermittlungen nicht allein der Polizei, sondern will der Sache selbst auf den Grund gehen. Er beißt sich fest, lässt sich nicht ausbremsen, auch als er selbst in Lebensgefahr gerät. Finkbeiner spielt die Kulisse der Geschichte voll aus: ein Hotel mit einer jahrhundertelangen Geschichte, ein Gourmetrestaurant, das für den zweiten Michelin-Stern gehandelt wird, und Weinberge.

Das Hotel wird zum Mikrokosmos mit einer ganzen Reihe von spannenden Charakteren. Da sind die beiden Halbgeschwister des Sommeliers, Charlotte, die Küchenchefin, und Stephane, für Finanzen, Buchhaltung und EDV zuständig, und der Onkel der drei – Gustav, Patron und Hoteldirektor, gelackt wie frisch gewienerte Schuhe – und natürlich das Personal. Auch das wird durch den Mumienfund kräftig durcheinander gewirbelt, und auch das wird von Hannes Finkbeiner scharf gezeichnet.

"Mörderische Auslese" ist kein Krimi, der sich an blutrünstigen Beschreibungen ergötzt. Er lebt von den Charakteren, von einer verwinkelten, klugen Geschichte, die immer wieder in andere Richtungen führt als erwartet, eine Geschichte um Lügen, Vertuschung und Verrat – und das alles noch mit einer gehörigen Portion feinem Humor.

Benjamin muss man förmlich mögen, und dafür muss man noch nicht einmal selbst Weintrinker oder gar -kenner sein. Es ist vielleicht gerade diese innige Hingabe, mit der er Wein liebt und versteht, die ihn zum einen ein wenig schräg, zum anderen aber so sympathisch macht. Wenn er zum Beispiel darüber fachsimpelt, welcher Wein zu welchem Käse passt, oder wenn er sich rechtfertigt, warum er denn jetzt noch einen Raritäten-Keller braucht. Eine einzelne Flasche 1971er Scharzhofberger Auslese neben einem Dutzend Flaschen 2018er Kröver Nacktarsch, das ist für den Sommelier, als "würde die britische Königin bei ihren Soldaten in der Kaserne schlafen".

Dass Finkbeiner bei seinem Roman nicht nur auf seine eigenen Fachkenntnisse zurückgegriffen, sondern auch viel recherchiert hat, wird auch beim Lesen der Danksagung deutlich. Und da finden sich auch einige Namen von Menschen aus der Region.

Finkbeiner ist mit "Mörderische Auslese" ein Krimi gelungen, der so fesselnd und unterhaltsam ist, dass er sich wie von selbst wegliest. Aber es gibt einen Trost, wenn die letzte Seite umgeblättert ist: Der zweite Teil der Krimireihe ist bereits in Arbeit.

Lesung auf dem Kienberg in Freudenstadt

Am Samstag, 16. Oktober, ab 19 Uhr stellt Finkbeiner seinen Roman bei einer Lesung im "Friedrichs" am Kienberg vor. Karten für die Lesung, die Freudenstadt Tourismus in Kooperation mit der Thalia-Buchhandlung veranstaltet, gibt es im Vorverkauf für zwölf Euro an der Theaterkasse im Kurhaus, Telefon 07441/86 47 32, bei der Thalia-Buchhandlung in Freudenstadt, Telefon 07441/95 13 55, und im "Friedrichs am Kienberg", Telefon 07441/ 9 51 19 60. Da der Kienberg autofrei ist, wird ab 18 Uhr ein kostenfreier Shuttle ab dem Kurhaus-Eingang in der Lauterbadstraße angeboten. Es gelten die allgemeinen Hygienevorschriften.

Zur Person:

Hannes Finkbeiner (44) ist in Schönmünzach aufgewachsen, absolvierte eine Ausbildung zum Restaurantfachmann und arbeitete mehrere Jahre als Bankett- und Restaurantleiter. In Hannover studierte er Journalistik. Dort ist er inzwischen seit Jahren auch als Dozent tätig. Er arbeitet zudem als Restaurantkritiker, freier Autor und Journalist. Der Vater zweier Kinder lebt in Burgwedel bei Hannover.