Anita und Giuseppe Palazzari sind seit vielen Jahren die Gastgeber in der "Stöckeralm" in Baiersbronn. Foto: Braun

Vor 70 Jahren hat die erste Pizzeria Deutschlands eröffnet. Zum Siegeszug der Pizza können auch Anita und Giuseppe Palazzari viel erzählen.

Baiersbronn - Anita und Giuseppe Palazzari betreiben seit mehr als 40 Jahren die Pizzeria Stöckeralm in Baiersbronn. Als der gebürtige Italiener Giuseppe Palazzari nach Deutschland kam, fand er nicht nur eine neue Heimat, sondern bekam auch schnell einen deutschen Namen verpasst. Unter seinem Spitznamen Josef kennen ihn seine Gäste, die den temperamentvollen Pizzabäcker in seiner Pizzeria am Fuße des Baiersbronner Hausbergs Stöckerkopf besuchen.

Gastarbeiter brachten ihre Esskultur mit

Offiziell wurde die "Stöckeralm" im Februar 1981 eröffnet, zu einer Zeit, als die Gastronomie und der Tourismus in Baiersbronn noch ganz anders als heute waren. Vor rund 70 Jahren hatte die erste Pizzeria Deutschlands in Würzburg eröffnet. Damals waren es italienische Gastarbeiter, die ihre Esskultur mitbrachten.

Der 1936 geborene Giuseppe Palazzari kam 1960 in den Kreis Freudenstadt, fand schnell Freunde und war ein begeisterter Fußballspieler, Schiedsrichter und Trainer. Als er seine Frau Anita, eine gebürtige Baiersbronnerin, kennenlernte, die bereits viel Erfahrung in der Gastronomie hatte, beschlossen beide, eine Pizzeria in Baiersbronn zu eröffnen.

Nicht ohne Herausforderungen sei die Anfangszeit gewesen, erinnert sich Anita Palazzari. Mit zwei kleinen Töchtern sei es nicht immer einfach gewesen. Später kam dann noch der Sohn dazu, der heute mit im Betrieb tätig ist.

"Ich bin damals auf die Idee gekommen, eine Pizzeria zu eröffnen. Ich liebe das italienische Essen, und auch in meiner Familie war das Kochen immer sehr hoch angesehen", sagt der heute fast 86-jährige Gastronom. Die Mutter, die Tante, die gesamte Verwandtschaft sei sehr gut im Kochen gewesen, und so lag es nahe, auch in Deutschland das Essen der Heimat zu servieren. "In Italien, da kann man halt kochen. Wenn ich etwas nicht wusste, habe ich einfach kurz nach Italien telefoniert und gefragt, wie es geht", sagt Palazzari. Vor 40 Jahren habe er aus dem Nichts die Pizzeria eröffnet, und als Familienbetrieb wird sie bis heute geführt. "Damals waren die Zeiten und die Gäste noch anders", erinnert sich Palazzari. Nicht einfacher oder netter, vielleicht dankbarer und zufriedener, sagt er. Es seien eben anderer Zeiten gewesen.

Heute habe er viele Stammgäste. Viele der früheren Gästekinder sind heute selbst erwachsen und kommen schon wieder mit ihren Kindern nach Baiersbronn. "Ich freue mich immer, wenn ich alte Stammgäste sehe. Aber auch die neuen Gäste finden uns heute, weil wir bekannt sind", sagt er. Sohn Orfeo steht heute in der Küche. Doch Mutter Anita und auch Giuseppe Palazzari sind immer noch mit im Familienbetrieb dabei. Die kleine Küche der Pizzeria Stöckeralm ist gut organisiert, viel Platz für mehr Personal gibt es nicht, wichtig sei die Vorbereitung. "Vor 40 Jahren gab es noch richtige Winter, der Sessellift und der Skibetrieb lockten viele Gäste an, und in der Pizzeria herrschte immer Hochbetrieb", so Palazzari.

Ein Ständchen auf der Mundharmonika

Inzwischen ist auf den Winter kein Verlass mehr, und auch die Sesselbahn gibt es nicht mehr. Doch Anita und Giuseppe Palazzari können sich nicht beklagen und sind immer noch gerne im Betrieb, denn die Gäste bleiben nicht aus. "Ich bin etwas laut, das mögen die Gäste", sagt Giuseppe Palazzari lachend. Gut erinnern kann er sich an viele Feste und Feiern in seiner Pizzeria und an seine Musikeinlagen.

Auf der Mundharmonika spielt er noch heute Ständchen für die Gäste. Das sorge immer für Begeisterung. Als waschechter Italiener ist er stolz auf seine Kultur. "Wir Italiener haben zwei gute Sachen, das ist ein guter Kleidungsstil und unsere Küche", sagt er.

Vor Corona ging es mit seiner Frau Anita jedes Jahr in den Italienurlaub. Nun war er schon zwei Jahre nicht mehr in der Heimat, aber bald steht wieder eine Reise an.