Seit 20 Jahren verbindet Köhler Thomas Faißt aus Baiersbronn die Köhlerwochen mit einem Kulturprogramm am Meiler. Das soll gefeiert werden. Foto: rt

20 Jahre Köhlerei und Kultur am Meiler: Seit zwei Jahrzehnten hält Thomas Faißt ein altes Handwerk lebendig. Deshalb gehört diesmal zum Programm auch eine Feierstunde.

Baiersbronn - Aufgeschreckt flattert der Eichelhäher über die Kohlplatte. Sein empörtes Keckern zertackert die paradiesische Stille, die über der Waldwiese liegt. Offensichtlich dämmert es dem Vogel: Es ist mal wieder so weit: Der Köhler kommt und mit ihm sein dampfender, kokelnder Meiler. Richtig, die Baiersbronner Köhlerwochen haben begonnen und dauern noch bis 24. Juli. Ein Großteil der sauber aufgestapelten 20 Raummeter Buchenholz bei der alten Saatschule ist schon kunstvoll eingebaut. Er wird in Abänderung des Programms am Freitag, 16. Juli, zwischen 15 und 17 Uhr entzündet.

Ein ständiger Lernprozess

Es sind besondere Wochen in diesem Jahr. Köhler Thomas Faißt aus Baiersbronn feiert 20 Jahre Köhlerei und Kultur am Meiler. Höhepunkt wird eine Feierstunde am Feuer sein mit Freunden, Sponsoren, Künstlern und Helfern, die ihn teils seit zwei Jahrzehnten begleiten (Info).

Im Blick zurück auf die 20 Jahre wird Thomas Faißt, Förster von Beruf, nachdenklich: "Ich habe in dieser Zeit unglaublich viel gelernt. Ohne Anleitung, ohne Erklärer angefangen, war es ein ständiger Lernprozess, ein mühsamer Prozess des Verstehens von elementaren Prozessen, vom Umgang mit diesen Prozessen, vom Umgang mit dem eigenen Leben und vom Umgang mit anderen Menschen. Dabei war der Meiler mein Lehrmeister. Mein Verständnis für die Dinge, die im Meiler ablaufen, ist weiter gewachsen und wächst noch immer."

20 Jahre Köhler zu sein, so meint Faißt, präge einen Menschen. Zumal er in dieser Zeit nicht nur einmal jährlich den Meiler in Baiersbronn aufbaute, sondern auch in vielen anderen Orten bei Gartenschauen oder Waldfesten in Baden-Württemberg, im Allgäu oder in der Schweiz. An die 50 Meiler dürften es bisher gewesen sein. Dabei entwickelten sich unzählige Gespräche über das Köhlern, den Wald oder die Natur mit Menschen, die Faißt an seinen Meilern besuchten.

Vielfalt am Meiler

An der Saatschule in Baiersbronn wurde bald "Kultur am Meiler" zu einem festen Begriff. Faißt versucht nach wie vor, Menschen in den Wald zu holen, ihnen das Geheimnis des Waldes, die Kultur des Köhlerns zu vermitteln. Das geschah auf vielfältige Weise. Am Meiler wurde in diesen 20 Jahren gesungen und erzählt, gelesen, musiziert und gespielt. Männer spalteten Holz, Frauen backten Brot und rührten Zaubertränke an. Intendant Mark Mast kam mit seinem Orchester des Schwarzwald Musikfestivals, "die Fallers" drehten Szenen ihrer immerwährenden Fernseh-Serie, zwei Ladys aus Berlin entfalteten ihre Alphörner aus Kohlestoff-Fasern, ein Puppenspieler verzauberte seine Zuschauer. Und immer wieder wurde gelesen und erzählt aus dem Hauffschen Schwarzwaldmärchen vom "Kalten Herz", dessen Schauplatz gar nicht weit entfernt gewesen sein soll.

Zum Jubiläum vom 12. bis 24. Juli hat Landrat Klaus Michael Rückert die Schirmherrschaft übernommen. Der Meiler wird seit dem 12. Juli aufgebaut und am Freitag, 16. Juli, zwischen 15 und 17 Uhr entzündet. Anschließend gibt es einen Meiler-Abend mit Bewirtung und ohne festes Programm. Kaffee und Kuchen werden am Sonntagnachmittag, 18. Juli, serviert Am Dienstag, 20. Juli, um 17 Uhr beginnt der Festakt zum Jubiläum, verbunden mit der Eröffnung der Ausstellung "Wälderstimmen" mit großflächigen Fotos zwischen den Bäumen am Holzweg (wir berichteten). Landrat Klaus Michael Rückert wird dazu ein Grußwort sprechen.

Weiter im Programm geht es am Mittwoch, 21. Juli, ab 19.30 Uhr mit Geschichten am Lagerfeuer beim Meiler. Mit Fotograf Burkhard Riegels und dem Nationalpark Schwarzwald stellt Thomas Faißt das Buch "Wälderstimmen" vor, in dem es um Erinnerungen und Geschichten von Menschen aus dem Nordschwarzwald geht. Begleitet wird der Abend von Wissenschaftlerinnen des Nationalparks.

Die Köhlerwochen enden mit dem "Ausziehen" des Meilers, also mit der Ernte der frischen Holzkohle, die aus dem Meiler gezogen wird. Das ist vermutlich in den frühen Morgenstunden des Samstags, 24. Juli, der Fall.