Gourmet-Theater Palazzo feiert zehnjähriges Bestehen. Harald Wohlfahrt verwöhnt seine Gäste kulinarisch. Foto: Völpel

Gourmet-Theater Palazzo feiert zehnjähriges Bestehen. Harald Wohlfahrt verwöhnt Gäste kulinarisch.

Baiersbronn/Stuttgart - Lachen, staunen, genießen: Mit dieser Mischung gastiert das Gourmet-Theater Palazzo seit dem Wochenende in Stuttgart. Zum zehnjährigen Bestehen tischt ein Schwarzwälder Sternkoch kulinarischen Höhepunkte auf.

Mehr als 300 Künstler sind in den vergangenen zehn Jahren im Stuttgarter Palazzo aufgetreten, 900.000 Mahlzeiten wurden serviert. Einige Tausend werden in diesem Winter hinzukommen. Denn der gerade zum 22. Mal mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete Harald Wohlfahrt hat in seinem Restaurant Schwarzwaldstube in der Traube in Baiersbronn-Tonbach (Kreis Freudenstadt) ein Vier-Gänge-Menü zusammengestellt. Von diesem sagt der 58-Jährige selbst: "Für mich eines der schönsten Menüs, das wir kreiert haben."

In Anlehnung an die "Lovely Bastards" aus dem vergangenen Jahr hat das Kreativteam die vierstündige Show aus Klamauk und Akrobatik in diesem Jahr »Fools For Love – Comedy, Chaos & Cuisine« genannt. Die Rolle der Liebeskranken übernimmt vor allem die Gastgeberin Amy G. aus den USA.

Der erste Auftritt der Mischung aus Diva und Knalltüte gerät eher undamenhaft: Sie leert ein Weizenbier auf ex und mischt anschließend Rülps-Laute mit ihrem Gesang. Derart angeheitert verliebt sie sich Hals über Kopf in einen Besucher, der den ganzen Abend über als ihr neuer Schatz herhalten muss. Was die auch aus Auftritten im Privatfernsehen bekannte Entertainerin nicht davon abhält, sich mit einer Angel und Handschellen auf Männerfang zu begeben oder im knappen Tanzoutfit den Besuchern auf den Schoß zu fallen.

Duo aus Berlin zeigt sinnliche Akrobatik

Noch vor der Vorspeise – Carpaccio und Tatar vom Kalb mit kleinem Mesclun-Salat – sehen die 400 Gäste in dem mit 1200 Spiegeln bestückten Zelt sinnliche Hand-auf-Hand-Akrobatik des Duos Kati und Philipp aus Berlin. Lichteffekte und die perfekte Körperbeherrschung des Paars erzeugen eine Atmosphäre zum Träumen. Umso mehr, wenn sich das Duo bei seinem zweiten Auftritt am Vertikaltuch anmutig bis zum Zeltdach in acht Metern Höhe bewegt. Dort oben fühlt sich auch die Österreicherin Christine Gruber am wohlsten, die ihre Kunst am Luftring zeigt.

Schwung bringt der Belgier Sébastien Nicaise auf die runde Bühne in der Zeltmitte. Er wagt einen rasanten Tanz mit dem Diabolo, bei dem der Zuschauer staunt, wie er die Halbkugeln wieder aufs Seil fädelt.

Dufteiscreme und Wokgemüse serviert

Mit humorvollen und atemberaubenden Darbietungen vergehen die Stunden, unterbrochen durch eine konfierte Kabeljau-Schnitte mit Kartoffel-Basilikum-Stampf und – als Hauptgang – glasierte Perlhuhnbrust mit Macadamianüssen, Duftreiscreme und Wokgemüse, für das die acht Köche am Ende der Show großen Applaus bekommen.

Wie beim Palazzo-Programm üblich, wirken zwischendrin alle Künstler bei kleineren Nummern mit. So assistieren die Spanier Kike Aguilera und Luciano Martin der Gastgeberin beim Auftritt im Dirndl und holen in einer gewagten Kletternummer der von Liebeskummer geplagten Kati den Herzluftballon vom Zeltdach, bevor sie als Zahir Circo akrobatische Kunststücke auf einem Tisch präsentieren. Wobei auch eine Zuschauerin den Latin Lover Aguilera küssen darf.

Bevor um 23 Uhr das Dessert serviert wird, ein Quartett aus Crème Brûlée, verzaubern die beiden jungen Schwedinnen Jenni und Sara als Duo Vilja mit ihrer Schlangenmenschen-Akrobatik das Publikum. Zum Abschluss sorgt der Russe Konstantin Mouraviev mit einer ungelenken Nummer am Rhönrad für die letzten Lacher des Abends.

Den komödiantischen Kontrapunkt zu Amys eher derber Art setzt der ebenfalls aus den USA stammende, international ausgezeichnete Peter Shub. In klassischen Pantomime-Nummern gibt er zu Beginn Verhaltenshinweise wie im Flugzeug, kämpft mit Kleiderstangen, winzigen Kameras und Stativen oder frisiert einen Basilikum. Wie Amy G. streut er ein anderes Mal seine Witze in einer Mischung aus Deutsch und Englisch, das die Zuschauer also zumindest rudimentär verstehen sollten.

"Es war sehr schwer, die Stadt zu erobern", erinnert sich Meisterkoch Wohlfahrt, der kein Mann der großen Worte ist. Doch für Harald Wohlfahrt ist das Konzept aufgegangen: nicht nur, dass sich sein Palazzo Stuttgart etabliert hat. Viele der Gäste dort besuchen ihn auch in Baiersbronn, weil sie auf den Geschmack gekommen sind.