Ein Holzbau mit Satteldach ist in den ersten Entwicklungsstudien dargestellt. Foto: T.W.-Holzbau

Bei Informationsveranstaltung in Huzenbach geht es um Projektstand und Bedenken der Anwohner.

Baiersbronn-Huzenbach - In Huzenbach scheint der Ortssegen zurzeit etwas schief zu hängen. Und dabei handelt es sich um die Idee für ein Projekt, von dem der Ort eigentlich profitieren soll: eine Wanderhütte, für die die Gemeinde als möglichen Investor die renommierte Hoteliersfamilie Sackmann mit ins Boot geholt hat.

Eine Diskussion, in der es auch mit harten Worten zur Sache geht, ein ehemaliger Ortsvorsteher Hans Geiger, der sich durch die Gerüchte quasi in der Pflicht sieht, mit einem Schreiben einzugreifen und zu konstruktiven Vorschlägen aufzufordern, ein Ortsvorsteher Eckard Wahr, der ihm vorwirft, das Schreiben nur an einen Teil der Bürger verteilt zu haben, was zu einer Spaltung führe, ein ehemaliger Gemeinderat und Ortschaftsrat Friedhelm Bauer, der sich schriftlich für das Vorhaben ausspricht, ein Bürgermeister Michael Ruf, der mit Engelszungen versucht, das Vorgehen der Gemeinde zu erklären – die Projektidee Wanderhütte sorgt in Huzenbach ganz schön für Wirbel. Seit Wochen schon brodelt im Ort die Gerüchteküche rund um diese Idee.

Mittwochabend im Kurhaus Huzenbach zur besten Tageschau-Zeit: Die vorbereiteten Stühle reichten nicht aus bei der Informationsveranstaltung zur Projektidee Wanderhütte. Mehr als 100 Besucher im Saal, auf dem Podium neben Ortsvorsteher Eckard Wahr Bürgermeister Michael Ruf, Tourismusdirektor Patrick Schreib und Bauamtsleiter Thomas Kuntosch, und mit im Saal beinahe die gesamte Hoteliersfamilie Sackmann. Schon gleich am Anfang stellte Bürgermeister Michael Ruf klar, es sei kein Projekt, bei dem bereits alles zementiert sei, bevor Tourismusdirektor Patrick Schreib auf die Hüttenkonzeption der Gemeinde und die Weiterentwicklung des Wanderhimmels einging und darauf, dass Huzenbach auch touristisch von dem Projekt profitieren könnte. Und Schreib betonte, wie wichtig ein guter Standort ist, denn es gehe letztlich auch um Wertschöpfung.

Verschiedene Kriterien

Mit Folien untermalt schilderte Ruf den Stand der Projektidee und ihre Entstehung. Die Verwaltung hatte im Rahmen der Tourismusklausur des Gemeinderats den Auftrag bekommen, weitere Wanderhütte zu entwickeln. Bürgermeister, Tourismusdirektor und Bauamtsleiter hatten sich auf die Suche nach möglichen Standorten gemacht.

Kriterien dabei waren unter anderem die Besitzverhältnisse, die touristische und infrastrukturelle Erschließung, der Nationalpark sowie eine positive Ortsentwicklung. Außerdem, so Ruf, müsse sich die Hütte in das Gesamtkonzept einfügen. Was diese Kriterien angeht, sei der Standort in der Nähe der Wassertretstelle am Silberberg auf dem Weg zum Huzenbacher See derjenige, der sich herauskristallisiert hat, auch weil dort mehrere ausgewiesene Wanderwege vorbeiführen.

Eine Vorgabe des Rats war außerdem, dass die Gemeinde nicht selbst Bauherr wird, sondern ein Investor. Doch ein möglicher Investor könne nur entscheiden, wenn eine gewisse Planungsreife vorliegt, so Ruf. Deshalb seien schon vorab soviele Investorentermine mit dem Planer notwendig gewesen, erläuterte er. Und: "Es gab noch nichts zu erzählen, deshalb haben wir noch nicht informiert."

Inzwischen ist aber einiges geklärt. So wäre Forst BW zu einem Fläschentausch bereit, und die Familie Sackmann als Investor dazu, die Planung umzusetzen. In beiden Fällen gibt es laut Ruf aber noch keine Verträge. Außerdem ist geklärt, dass eine Anbindung an Wasser, Abwasser, Strom und Telekommunikation möglich ist und dass die untere Naturschutzbehörde das Projekt grundsätzlich für genehmigungsfähig hält.

Die Kritikpunkte

Ruf ging auch auf Kritikpunkte ein. So lautete ein Vorwurf, dass unter Ausschluss der Betroffenen geplant werde und die Entscheidung unumkehrbar sei. Doch, so Ruf, es sei alles noch offen. Weitere Kritikpunkte waren Lärmemission Tag und Nacht und die Zunahme des Verkehrs, außerdem in Folge dessen der Verlust von Lebensqualität und die Wertminderung von Immobilien. Wie mit dem Verkehr und dem Lärm umgegangen wird, dafür gebe es noch kein Konzept. Das soll noch erarbeitet werden. So wird das Thema zunächst am Montag, 16. Oktober, im Ortschaftsrat behandelt und dann am Dienstag, 24. Oktober, im Gemeinderat. Bei einem positiven Grundsatzbeschluss würde dann die Erarbeitung eines Lösungskonzepts in Sachen Lärm und Verkehr folgen, bei dem viele beteiligt werden sollen: Anwohner, Ortschaftsrat, Betreiber, Verwaltung und Baiersbronn Touristik.

Das Ergebnis geht dann erneut in den Ortschaftsrat und in den Gemeinderat. "Wir wollen Sie möglichst alle mitnehmen auf diesem Weg", sagte Ruf. Und: "Wenn die Ortschaft das nicht haben will, dann lassen wir es bleiben."

Dass er sein Schreiben nicht auf dem Silberberg verteilt hat, erklärte Hans Geiger in der Diskussion damit, dass sich die Anlieger ja bereits vorher informiert hätten.

Neben allerhand Kritik, bei der es vorwiegend um Lärm und Verkehr ging, kamen auch etliche Fragen aus den Reihen der Bürger. Unter anderem wurde zudem die Verschiebung des Hüttenstandorts angeregt. Auf die Frage, ob noch andere Standorte im Gespräch sind, antwortete Ruf, dass man im Moment auf den Standort Wassertretanlage fokussiert sei, weil die anderen aussortiert wurden.

Ruf beteuerte, dass er die Bedenken der Anlieger nicht auf die leichte Schulter nimmt und offen für andere Vorschläge ist. "Sie werfen mir vor, das alles zementiert ist, und jetzt kritisieren Sie, dass ich kein Verkehrskonzept habe", sagte er. Der Bürgermeister stellte klar, dass kein erschließungsrechtlicher Ausbau der Straße vorgesehen ist wie von einigen befürchtet.

"Wenn wir diskutieren wollen, brauchen wir eine Alternative. Aber es steht ja schon alles fest", hieß es von einem Besucher. Ein anderer hat insbesondere Bedenken, dass Abendveranstaltungen, von denen kein Huzenbacher Bürger etwas habe, Lärm bringen. Ein Mann, der sich als gebranntes Kind bezeichnete, erklärte, er sei auf den Silberberg gezogen, weil er gedacht habe: "Hier bin ich am Ende der Welt, da kann mir nichts passieren." Klar, es sei richtig, wenn man nichts mache, sei auch nichts los, konterte Tourismusdirektor Schreib. Doch: "Es ist unsere Aufgabe, den Ort nach vorn zu bringen, den gesamten Ort."

Auf die Einwendungen der Anwohner ging auch Jörg Sackmann vom Hotel Sackmann ein. Der Sternekoch war von der Gemeinde gefragt worden, ob er es sich vorstellen könne, als Investor in das Projekt einzusteigen. Sackmann, der gemeinsam mit seinen Söhnen einsteigen würde, stellte klar, dass es auch nicht in ihrem Interesse liege, wenn die Hütte von vielen Autos angefahren werde. Die Öffnungszeiten seien von 11 bis 18 Uhr geplant. Dazu kämen abendliche Veranstaltungen. Was deren Anzahl angeht, hat Sackmann in anderen Hütten recherchiert. "Wenn es im Jahr 60 bis 70 sind, ist das sehr gut." Man könne ja zum Beispiel abends die Straße sperren und einen Shuttle einrichten, sagte Sackmann zum Thema Verkehr.

Ortsvorsteher Wahr, der am Anfang des Abends den Unmut der Anwohner der Silberbergstaße als absolut verständlich bezeichnet und von einem sehr ungünstigen Start des Projekts gesprochen hatte, machte am Ende doch Hoffnung auf eine versöhnliche Lösung. Denn grundsätzlich, das hatte er auch schon zum Auftakt der Versammlung beton, sei das Projekt Wanderhütte für Huzenbach eine tolle Sache. Wenn man eine Lösung hinbekomme, wäre das schön.