Alle Kinder bauten ihr Instrument selbst. Foto: Bauer Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Projekt "Mein Baiersbronn-Cajon" bringt Kinder mit ihren selbst gemachten Instrumenten auf die Bühne

Ihre Instrumente haben sie selbst gebaut, und ihren ersten großen Auftritt hatten sie bereits: die kleinen Trommler der Baiersbronner Cajon-Truppe. Die Gruppe ist aus dem Projekt "Kultur macht stark" hervorgegangen.

Baiersbronn (cim/pm). Bis Juli nächsten Jahres läuft das Projekt "Mein Baiersbronn-Cajon". Startschuss war im September. Nach einer sechswöchigen Bauphase hatte die Gruppe ihren ersten großen musikalischen Auftritt beim Jahreskonzert der Musikschule Baiersbronn Ende November (wir berichteten). Dabei, so Musikschulleiterin Antje Krüger Spindler, sei auch vermittelt worden, wie viel Spaß Musik gemeinsam macht.

Normalerweise heiße es: "Lerne erst einmal dein Instrument, und dann geht’s erst ins Orchester". Das sei diesmal anders gewesen. Mit einem Arrangement des Liedes "We Will Rock You" standen die 19 Cajonspieler gemeinsam mit Streichern und Bläsern der Musikschule auf der Bühne. Betreut von Antje Krüger-Spindler, Andre Frey sowie Kathrin Glaser-Kerth, gestaltete das 40-köpfige Orchester ein mitreißendes Finale.

Verschiedene Partner mit im Boot

Dem Projekt "Mein Baiersbronn-Cajon" liegt das Förderprogramm "Kultur macht stark" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zugrunde (siehe Info). Initiator, Antragssteller und Projektleiter ist die Jugendmusikschule Baiersbronn mit Schulleiterin Antje Krüger-Spindler. Der zweite Partner ist die Grundschule Klosterreichenbach mit Schulleiterin Kathrin Glaser-Kerth, eine Grundschule mit bewegungsorientiertem und musikalischem Schwerpunkt. Und als dritter Bündnispartner ist das Therapiezentrum Osterhof mit im Boot. Der Osterhof ist ein psychotherapeutisches Kinderheim in Klosterreichenbach. Außerdem sorge der Integrationsmanager der Gemeinde Baiersbronn, Jan Münzberg, für einen guten Kontakt zu der Zielgruppe Kinder mit Migrationshintergrund, so Antje Krüger-Spindler. Zudem engagieren sich Ehrenamtliche aus der Flüchtlingshilfe für das Projekt.

Das Selberbauen eines Cajons stand am Beginn des Projekts. Dabei wurden die Kinder mit Migrationshintergrund von zwei Ehrenamtlichen der Flüchtlingshilfe unterstützt. Anhand des Materials Holz wurden den Teilnehmern die klanglichen Möglichkeiten dieses natürlichen Baustoffs erklärt. Und ganz nebenbei sollte damit auch erreicht werden, dass die Kinder einen klaren Fokus auf einen wertschätzenden Umgang mit natürlichen Ressourcen entwickeln. Außerdem vermittelte das Bauen der Instrumente handwerkliche Fähigkeiten. Und, so Krüger-Spindler: Die Kinder identifizierten sich stark mit ihren selbst gebauten Instrumenten.

Der weitere thematische Schwerpunkt des Projekts liegt auf dem gemeinschaftlichen Musizieren in einer Percussion-AG. Wichtige Kompetenzen für das Lernen sollen dabei gestärkt werden – zum Beispiel Konzentration, Ausdauer, Disziplin und Merkfähigkeit.

Zudem würden die Kinder durch gemeinsames Ensemblespiel Empathie füreinander entwickeln, erklärt Antje Krüger-Spindler. Denn nur ein gemeinsamer Lernfortschritt gebe ein tolles gemeinsames Klangerlebnis.

Das Projekt "Mein Baiersbronn-Cajon" läuft ein ganzes Schuljahr und damit noch bis zum Juli. Der Unterricht findet zweistündig pro Woche in der Grundschule Klosterreichenbach statt. Kinder aus dem Dorf gehen zusammen mit Kindern mit Migrationshintergrund und Kindern aus der Therapieeinrichtung Osterhof in die Grundschule Klosterreichenbach. Am Projekt beteiligt sind Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren. Künstlerisches Ziel ist, den Unterschied von Tonhöhen, Tondauer, Lautstärkegrad, verschiedene Klänge und Basics auf einem Rhythmusinstrument zu vermitteln. Zudem soll das Musikgedächtnis trainiert werden. Nach dem Auftritt beim Jahreskonzert der Jugendmusikschule sind noch weitere Aufführungen geplant: beim Sommerfest im Osterhof sowie bei einem Schuljahresabschlussfest in der Grundschule.

Dokumentiert wird das Projekt durch Bilder und persönliche Erfahrungsberichte der Kinder auf einer Infotafel in der Grundschule und in der Musikschule.

2013 rief das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Förderprogramm "Bündnisse für Bildung – Kultur macht stark" ins Leben. Aufgrund des großen Erfolgs läuft für das Programm inzwischen die zweite fünfjährige Förderrunde.

Gefördert werden außerschulische Projekte, die sozial und wirtschaftlich benachteiligten Kindern und Jugendlichen den Zugang zu kultureller Bildung ermöglichen – in Zusammenarbeit mit weiteren Kindern. Mindestens drei lokale Partner, zum Beispiel aus Bildung, Kultur oder Sozialarbeit – wie Vereine, lokale Einrichtungen, Unternehmen oder Stiftungen – gründen dabei ein Bündnis für Bildung. Jeder Bündnispartner bringt sich mit Eigenleistungen in das Bündnis ein und hat bestimmte Aufgaben, die in einer Kooperationsvereinbarung festgelegt werden. Einer der Partner übernimmt die Projektleitung. Die (kulturelle) Bildung junger Menschen findet somit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe statt. Mit Unterstützung des Ministeriums tragen die Akteure in den Bündnissen vor Ort dazu bei, gerechtere Bildungschancen für benachteiligte Kinder und Jugendliche herzustellen.