Bewegungsspiele statt Sport – in Zeiten der Pandemie zeigen Schüler und Lehrer Kreativität.   Foto: Johannes-Gaiser-Realschule Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Lehrer der Johannes-Gaiser-Realschule lassen sich einiges einfallen, um Kinder zu motivieren

Motivation ist in Lockdown-Zeiten besonders gefragt. Um die bei den Schülern aufrechtzuerhalten, haben sich die Lehrer der Johannes-Gaiser-Realschule viel einfallen lassen. Aber auch die Schüler zeigen sich kreativ.

Baiersbronn. Wie sich der Schulalltag in Zeiten der Pandemie gestaltet, darüber berichtet die Schule in einer Mitteilung, in der sie auf die vergangenen Wochen zurückblickt.

Montagmorgen in der Johannes-Gaiser-Realschule: Vor den Eingängen warten einige Schüler darauf, von ihren Lehrern abgeholt zu werden, ansonsten ist es still und leer. Ab Januar durften die zehnten Klassen zur Vorbereitung der Abschlussprüfung in den Präsenzunterricht zurückkehren, am 15. März kamen auch die Klassen fünf und sechs dazu.

Endlich kann wieder normaler Unterricht stattfinden, endlich gibt es einen Termin außerhalb des Elternhauses, meldeten die motivierten Kinder zurück, heißt es in dem Bericht der Schule weiter. Die Abstände in den Klassen würden gewahrt, es werde gelüftet, so oft es geht.

Für die Bewegungsstunden, die anstelle des Sportunterrichts stattfinden, haben sich die Sportlehrer einiges einfallen lassen. So wurden extra Sportgeräte angeschafft, die Jonglieren, Geschicklichkeit und Balance trainieren. In Übungsphasen mit den Sportgeräten auf der Schecklewiese sei Bewegung in angemessenen Abständen möglich, so die Sportlehrer Jan Heinzelmann und Christine Uhlig.

Kreative Ideen

Die Siebt-, Acht- und Neunklässler – 175 Schüler – waren weiterhin im so genannten Fernunterricht. Nach dem bestehenden Stundenplan fanden sechs Stunden am Tag Videokonferenzen statt, unterbrochen von Aufgabenstellungen, die alleine am Schreibtisch zu erledigen waren und danach besprochen wurden. Das sei, so die Schule, ein großer Unterschied zum bisherigen Schulleben an der Realschule, in dem viele verschiedene Methoden angewendet worden seien und Projektunterricht im Vordergrund gestanden habe. Doch auch auf dem digitalen Weg seien kreative Ideen möglich, das würden die vielen Rückmeldungen und Arbeitsbeispiele beweisen, die die Lehrer per Mail erreichen.

Kinder aktivieren Eltern

"Die Kinder haben ihre Eltern aktiviert und kochen jetzt gemeinsam die Gerichte in der Küche zu Hause nach", freut sich Kerstin Blumenstock, Lehrerin für das Fach AES (Alltagskultur, Ernährung und Soziales). "Zum Schluss habe ich Fotos geschickt bekommen – das war für alle ein echtes Highlight." Gleiches galt für das Fach Physik, bei dem der Küchentisch schonmal für Experimente mit Lichtbrechung herhalten musste.

Auch der Technikunterricht gestaltet sich im digitalen Format eher schwierig. Doch den Techniklehrern Marco Müller und Kim Bauermeister sind Aufgaben eingefallen, die auch ohne große Werkstatt bewältigbar sind. Anstatt in den Technikräumen einen Rennwagen aus Holz zu bauen, wurde die Aufgabe umgewandelt, und es galt, aus im Haus vorgefundenen Materialien ein fahrbares Gefährt zu konstruieren. Die eingeschickten Fotos konnten sich sehen lassen, mit Feuereifer hätten sich die Kinder ans Werk gemacht, heißt es in dem Bericht der Schule.

Kreativ gestaltete sich auch der Geschichtsunterricht: Bei Armin Bronner wurden römische Limestürme nachgebaut, und in Religion entstanden "Beziehungskisten", in denen Begriffe wie "Vertrauen" oder "Respekt" gesammelt wurden. Neben dem klassischen Videounterricht in den Kernfächern lag der Schwerpunkt also auch auf Aktivität.

Sportlehrer versendeten Turn-, Trainings- und Gymnastikvideos, andere riefen pro Woche eine "Challenge" aus, die es zu erfüllen galt. Laufzeiten wurden gemessen, der Puls abgenommen und die Werte an den Sportlehrer geschickt. Not macht erfinderisch.

Technische Unterstützung

Auch technische Unterstützung für die Schule gab es in Lockdown-Zeiten: Celina Kade und Colin Finkbeiner (Klasse 8a), beide aus eigenem Antrieb am Umgang mit digitalen Medien stark interessiert, halfen sozusagen ehrenamtlich bei der Erstellung der Schulvideos für den Tag der offenen Tür online.

"Es war der absolute Wahnsinn", schwärmt Schulleiterin Karin van Kemenade. "Colin und Celina haben beide mitgedacht wie die Profis. Die beiden haben nicht nur völlig eigenständig die Videoteile geschnitten und mit Musik unterlegt, sie haben auch eigene Ideen eingebracht und sind selbst aktiv geworden."

Trotz aller Ideen und Anregungen gebe es wohl keinen Schüler, der sich nicht nach der Schule und dem normalen gemeinschaftlichen Lernen sehnt, so die Schule.

Längst bewahrheite sich, wie schädlich diese Art des Fernunterrichts trotz aller Bemühungen der Lehrer für die Kinder sei, fasst Schulleiterin van Kemenade zusammen. Bei vielen Kindern zeigten sich teilweise leider auch dramatische psychische Probleme, von Depressionen bis zu absoluter Verweigerung. Die vielfältigen sozialen und schulischen Folgen der Krise menschlich sinnvoll aufzufangen, sei sicher die große schulische Aufgabe der nächsten Jahre.