Etwa 40 Frauen und Männer aus Obertal machten vor der Geschäftsstelle der Volksbank Horb-Freudenstadt in Mitteltal ihrem Ärger über die Schließung der Geschäftsstelle in ihrem Teilort Luft. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Protestaktion: Volksbank schließt Filiale in Obertal / Kunden machen ihrem Ärger in Mitteltal Luft

Im Juli wurden die Kunden der Volksbank Horb-Freudenstadt über die Schließung der Geschäftsstelle Obertal zum Monatsende informiert. Unverständnis, teils heftige Kritik und ein Aufruf zum Protest vor der Geschäftsstelle Mitteltal waren die Folgen.

Baiersbronn-Obertal/Mitteltal. "Die ganze Welt verändert sich im Zeitablauf ständig. Es gibt Neues und Anderes – auch in der Bankenwelt – und wir sind gut beraten, wenn wir uns auf Veränderungen aktiv einstellen." Mit diesen Worten beginnt das Schreiben, das die Volksbank Horb-Freudenstadt an ihre Kunden in Obertal verschickt hat und in dem sie um Verständnis für die Schließung bittet.

Die Geschäftsstelle in Obertal war zuletzt mit einer Angestellten stundenweise besetzt, die Überweisungen entgegennahm und bei der Geld vom Konto abgehoben oder aufs Konto eingezahlt werden konnte. Zur Geschäftsstelle gehörte auch ein Bankautomat mit Kontoauszugsdrucker. Laut Unfallverhütungsvorschrift müssen jedoch stets zwei Personen in einer Geschäftsstelle anwesend sein. Ein Umstand, den Bankvorstand Reinhold Haschka als unrentabel bezeichnet. Dies gelte auch für die zweite Lösung: den Umbau auf einen entsprechenden Sicherheitsstatus, machte er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten deutlich.

Auch der Bankautomat ist bereits außer Betrieb

Die Schließung der Volksbank-Geschäftsstelle hätten die Obertäler trotz vorausgegangener Schließung der Kreissparkasse vielleicht sogar hingenommen. Dass die Volksbank aber zeitgleich den Bankautomaten außer Betrieb genommen hat, das war einigen dann doch zu viel.

Mit einem Flyer – online und über Briefkästen verteilt – machten "engagierte Obertäler" ihrem Ärger Luft und riefen zu einer Protestaktion vor der Geschäftsstelle im rund dreieinhalb Kilometer entfernten Mitteltal auf. Dorthin müssen sie künftig gehen, um Bankgeschäfte zu erledigen oder um Geld abzuheben.

Reinhold Haschka, der in Obertal wohnt, hatte von der Aktion Wind bekommen und stellte sich gemeinsam mit Filialleiter Bernd Günter den Fragen der 40 Frauen und Männer, die am Dienstag vor der Geschäftsstelle in Mitteltal erschienen waren. Ihre Kritik: die knappe Zeit zwischen Info-Brief und Schließung und die Reduzierung der Öffnungszeiten im Vorfeld. Sie wollten aber auch wissen, was mit den leer stehenden Räumen passiert und äußerten ihre Befürchtung über mögliche Kürzungen bei den Öffnungszeiten in der Geschäftsstelle Mitteltal.

"Die Volksbank entfernt sich von ihren Kunden seit Jahren", bemängelte Thomas Möhrle und wandte sich an die beiden Banker mit den Worten: "Sie rationalisieren sich selbst weg!" Wie viele andere auch, forderte er "eine Lösung für Obertal".

Feuerwehr-Abteilungskommandant Hermann Köhler setzte noch eins drauf und meinte: "Unser Obertal stirbt voll aus!" Ein Bürger, der namentlich nicht genannt werden möchte, fragte Bankvorstand und Filialleiter: "Können wir die Entscheidung beeinflussen, wenn wir unsere Anteile kündigen?"

"Wir entfernen uns nicht als Bank – wir tun nur den Automaten weg", entgegnete Reinhold Haschka. Er berief sich auf steigende Kosten, auf einen Rückgang von Mitgliedern und Kunden, "die sich vor Ort in Obertal mit ihrem Bankservice versorgen", und die sinkende Frequentierung des Bankautomaten im Foyer.

Weil die Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle Obertal im August in Altersteilzeit wechsle, sei jetzt der Zeitpunkt, "diesen Schritt der Schließung konsequent zu gehen", denn die Volksbank könne die "auch technisch unverhältnismäßig hohen Neuinvestitionen nicht verantworten", argumentierte Haschka.

Vorstand will Gespräche mit Kreissparkasse führen

Der Bankvorstand erinnerte an Spenden seiner Bank an örtliche Vereine und warb um das Angebot der Volksbank, einmal wöchentlich Kunden, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, in Obertal mit Bargeld zu versorgen und persönliche Beratungen bei ihnen zu Hause vorzunehmen.

Vor der Schließung, so Haschka, habe es zudem Gespräche mit der Baiersbronn-Touristik und mit der Interessengemeinschaft Obertal (IGO) gegeben. Man sei allerdings nicht zu einer tragbaren Lösung gelangt.

Gespräche hat auch Bezirksbeiratsvorsitzende Maike Weiss, die aus dem Urlaub zur Schließung der Volksbank-Geschäftsstelle Stellung bezog, geführt – mit Bezirksbeiräten, mit dem Vorstand der IGO, mit ihren Gemeinderatskollegen Ulli Schmelzle und Gerhard Gaiser und mit Bürgermeister Michael Ruf. "Wir sind ein heilklimatischer Kurort und haben viele Kurgäste, die jetzt keinen Automaten mehr haben." Ein Umstand, den die Bezirksbeiratsvorsitzende so nicht hinnehmen möchte. Schließlich sei das Geldabheben auch für junge Menschen – vor allem bei Festen wie der Buhlbachtalbeleuchtung – immens wichtig, ganz abgesehen vom örtlichen Lebensmittelmarkt und den Fachgeschäften im Ort.

Ihre Hoffnung, und auch die derjenigen, die nach Mitteltal gekommen waren, liegt nun in einem gemeinsamen Bankautomaten von Volksbank und Kreissparkasse. Bankvorstand Haschka versprach, in diese Richtung Gespräche aufzunehmen.