Viele Gäste nutzten nochmals die Gelegenheit, um mit der Sesselbahn in luftige Höhen zu schweben. Foto: Braun

Mit Einstellung des Betriebs am Stöckerkopf endet auch ein Stück Geschichte. Bedauern in Bevölkerung.

Baiersbronn - Die Baiersbronner Sesselbahn hat nach über 52 Jahren ihren Betrieb eingestellt. Mit dem Ende des Lifts geht ein Stück Baiersbronner Geschichte verloren. Am Sonntag war der letzte Betriebstag.

Besitzer Martin Züfle, der seit vier Jahren die Sesselbahn alleine betrieb, bedauert es, sie schließen zu müssen. "Seit 1992 bin ich dabei. Die Sesselbahn ist mein großes Hobby. Doch aus wirtschaftlichen Gründen kann ich den Betrieb nicht weiterführen", so Martin Züfle. Rund 500.000 Euro müsste er in die Lifttechnik investieren, um die weitere Betriebserlaubnis vom Regierungspräsidium zu bekommen. Eine Summe, die durch die laufenden Einnahmen nicht gedeckt werden könne.

Milde Winter führen zu Rückgang der Einnahmen

"Der Lift läuft gut. Wir hatten einen tollen Sommer. Aber die Einnahmen in den Wintermonaten fehlen einfach", so Züfle. Im vergangenen Jahr sei der Lift im Winter ganze drei Tage gelaufen. Der Schnee komme einfach nicht mehr zuverlässig zu den Ferienzeiten. Auf die Frage, wie es weitergeht mit der Baiersbronn Sesselbahn, weiß Züfle noch keine Antwort. "Es wurden bereits Gespräche mit der Gemeinde geführt. Ich würde es gut finden, wenn man einen gemeinsamen Kompromiss finden könnte", so der Sesselbahnbetreiber. Eine Kooperation wäre für ihn vorstellbar, mit einem Verkauf tue er sich aber schwer. "Ich würde den Lift schon gerne weiter betreiben. Die Bahn ist technisch in Ordnung. Und auch meine vier Teilzeitkräfte wären froh, wenn es irgendwie weiterginge."

Aus der Bevölkerung gebe es viel Bedauern, dass die Baiersbronner Sesselbahn schließt. Sogar eine Unterschriftenaktion sei gefordert worden. Wo er hinkomm, sei der Lift das große Thema. Viele Stammgäste und Urlauber kämen extra wegen der Sesselbahn nach Baiersbronn. Touristisch werde die Bahn mit der Schwarzwald-Plus-Karte super genutzt. Eine gute Kooperation gebe es auch mit Eric Bayer, dem Betreiber der Sankenbachlodge. Die Bahn werde ihm sicher auch für sein Freizeitangebot fehlen.

Reger Betrieb herrschte am letzten Betriebstag an der Liftstation. Viele kamen, um noch einmal im roten Bügellift den Ausblick zu genießen. "Ich finde es schade, dass es ab heute vorbei ist. In Baiersbronn wird etwas fehlen, wenn die Bahn nicht mehr läuft", so Thomas Mader, der seit rund vier Jahren bei Martin Züfle beschäftigt ist. "Jeder fragt, warum wir denn schließen. Ich würde mir eine Zukunft wünschen", sagte Mader.

Bruno Züfle aus Baiersbronn ist mit seiner Familie ebenfalls gekommen, um wohl zum letzten Mal den Baiersbronner Hausberg in dem alten Sessellift hinaufzuschweben. "Ich hoffe, dass hier noch etwas passiert, es wäre so schade." Seine Söhne Jonas (fünf Jahre) und Daniel (neun Jahre) stehen ebenfalls mit traurigen Gesichtern am Einstieg. "Es war immer toll, mit der Bahn zu fahren. Sie soll weiter fahren", wünscht sich Daniel.

Gabriele Gaiser ist schon in ihrer Kindheit am Stöckerkopf Ski gefahren. "Es ist der beste Hang im Nordschwarzwald zum Skifahren. Ich habe die Hoffnung, dass dort bald wieder etwas läuft", so Gabriele Gaiser.

Extra aus Edenkoben angereist ist Gerhard Weickenmeier mit seiner Frau. Er ist Geschäftsführer und Mitbetreiber der Sesselbahn Edenkoben und bringt ganz andere Argumente vor. "Die Bahn ist technisch in Ordnung, man müsste einiges optimieren. Aber wenn man die Bahn historisch erhalten möchte, ist das zu machen." Eine neue Bahn könne sich heute keiner mehr leisten. Man solle die Baiersbronner Sesselbahn erhalten, zumal die Bevölkerung immer älter werde, und so eine historische Sesselbahn einfach Charme habe.

"Natürlich bedauern wir sehr, dass die Sesselbahn nun den Betrieb einstellen muss. Wir sind auch in Gesprächen mit dem derzeitigen Besitzer, wie es weitergehen soll", betonte Bürgermeister Michael Ruf im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der Lift habe eine sehr große Bedeutung für die Kommune und den Tourismus. Daher habe man bereits frühzeitig Überlegungen angestellt, wie ein Liftbetrieb in Zukunft aussehen könnte. Seitens der Gemeinde warte man noch auf ein Zeichen des Besitzers. Eine Einigung funktioniere aber nur, wenn es keine utopischen Vorstellungen gebe, so Ruf.

Ingo Christein wünscht sich konstruktive Gespräche

Ingo Christein, Bezirksbeiratsvorsitzender von Baiersbronn, wünscht sich konstruktive Gespräche auf beiden Seiten. "Ich sitze da ein wenig zwischen den Stühlen. Aber ich denke, alle Beteiligten sollten sich an einen Tisch setzen und die Argumente austauschen. Vielleicht sollte man Herrn Züfle nochmals die Möglichkeit geben, dem Gemeinderat sein Konzept zu erklären und dann eine finale Entscheidung mit dem Votum des Gemeinderats treffen", so Christein.

Dabei solle man nicht vergessen, dass die Sesselbahn ein Stück Baiersbronner Geschichte ist, für die beide Seiten die Verantwortung tragen.