Besonders wild wuchernde Bäume verzaubern den Menschen / Wichtiger Erlebnisraum für Kinder und Erwachsene

Baiersbronn/Ruhestein. Wälder sind wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sie liefern dem Menschen Holz und bieten einen wichtigen Erholungsraum. Gerade wenn er wild wirkt, verzaubert er die Menschen.

Dieser These gingen 50 Teilnehmer des Seminars: "Wald und Wildnis – Erlebnisraum für die Seele" auf den Grund. Das Naturschutzzentrum Ruhestein hatte dazu eingeladen und verschiedene Referenten vertraten ihre Thesen und Ansichten über den Wald.

Harald Stahl, Kulturwissenschaftler der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, betrachtete den Wald von der historischen Seite und beschrieb die Entwicklung des deutschen Walds, vom romantischen Mythos des dichten, mit Eichen und röhrenden Hirschen gespickten Walds, über die Zweckentfremdung im dritten Reich, bis hin zum gefürchteten Waldsterben in den 70er-Jahren. Anhand mehrerer Statistiken verdeutlichten Kerstin Ensinger und Thomas Waldenspuhl von der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, wie wichtig der Wald für die Menschen ist. Dabei rangierten Aspekte der Erholung und des Walderlebens an erster Stelle. Auch Gerhard Trommer, ehemaliger Professor für Didaktik der Biowissenschaften, kam zu dem Schluss, dass der ungezähmte Wald eine Art heilende Wirkung für mehrere Zivilisationskrankheiten haben kann und dass Naturerlebnis im Wald für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, aber auch für Erwachsene, eine entscheidende Lebenserfahrung darstelle, die immer wieder aufgefrischt werden müsse.

Jeder Mensch hat einen eigenen Bezug zum Wald. Dem einen fällt eine Filmpassage aus "Herr der Ringe" ein, ein anderer verbindet Kindheitserlebnisse mit dem grünen Rückzugsraum. Egal was der Mensch für den Wald empfindet, er sollte ihm gegenüber nie den Respekt verlieren und sich stets im Wald so verhalten wie im Wohnzimmer eines Freundes. So drückte es der ehemalige Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, Karl-Friedrich Sinner, aus.

Joachim Hamberger von der staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Landshut begründete mit einem Vortrag aus christlich-theologischer und ethischer Sicht die Notwendigkeit und die gesellschaftliche Verpflichtung, in Deutschland urwüchsigen Wald ohne Nutzung zu erhalten, um so Wildnis wieder entstehen zu lassen. Die Referenten und Seminarteilnehmer waren sich mit dem Ersten Landesbeamten des Landkreises Freudenstadt, Klaus-Ulrich Röber, einig, dass es gut wäre, zu prüfen, ob innerhalb des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord auf etwa drei Prozent seiner Fläche im Staatswald ein Nationalpark entstehen könnte.