Melanie Tzschupke vor dem Jugendzentrum in Baiersbronn, das in 20 Jahren zu ihrem "Wohnzimmer" geworden ist. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Jugendzentrum: Melanie Tzschupke leitet seit zwei Jahrzehnten das "JiB" / Zu Beginn selbst kaum älter als die Besucher

"Das Jugendzentrum in Baiersbronn ist genau meins", sagt Melanie Tzschupke, die Leiterin des "Jib", überzeugt. Seit 20 Jahren ist die 46-jährige studierte Sozialpädagogin bei der Gemeinde Baiersbronn angestellt und für das Zentrum in den Kellerräumen der Schwarzwaldhalle zuständig.

Baiersbronn. Nach ihrem Studium in Villingen-Schwenningen war sie zunächst im Oberlinhaus tätig und dann bei der Diakoniestation Stetten angestellt. "Ich wollte aber wieder in die alte Heimat zurück, und so habe ich mich damals auf die Stelle in Baiersbronn, die eigentlich auch nur eine Zwischenstation sein sollte, beworben", erzählt sie

Zunächst als Zwischenstation geplant

Aus der geplanten Zwischenstation sind nun 20 Jahre geworden, und Melanie Tzschupke hat in dieser Zeit einiges bewegt. "Als ich das "Jib" übernahm, musste erst mal alles geputzt und hergerichtet werden. Die dort verkehrenden Jugendlichen waren gerade mal ein paar Jährchen jünger als ich", erinnert sie sich. Mit 26 Jahren hatte sie noch nicht viel Erfahrung, und als Autoritätsperson wurde sie erst mal nicht wahrgenommen. Doch im Laufe der Jahre habe sich das verändert.

"Es ist mein Laden hier, die Jugendlichen kommen gerne. Und von vielen, die heute da sind, waren schon die Eltern bei mir hier im Zentrum", sagt sie und lacht.

Aktuell sind es rund 40 Jugendliche, die sich regelmäßig dort zu Spieleabenden und gemeinsamen Aktivitäten treffen. "Viele stammen aus einheimischen Familien. Die Zahl der ausländischen Kinder ist stark zurückgegangen", erklärt Melanie Tzschupke. Das sei auch schon anders gewesen, denn gerade zur Zeit der großen Flüchtlingswelle waren die Kinder der Migranten gerne und viel im Jugendzentrum, denn es gab kaum andere Treffpunkte für sie.

"Im Jahr 2005 haben wir das Jugendzentrum groß umgebaut, viele Jugendliche haben geholfen und gemeinsam haben wir dem ›Jib‹ ein neues Gesicht gegeben", erzählt die 46-Jährige.

Gerne erinnert sie sich an die vielen gemeinsamen Ausflüge zurück. "Ich habe meine Stelle und die Kinder schon sehr vermisst, und da sie nicht zu mir in die Räumlichkeiten durften, bin ich als Streetworkerin zu ihnen auf die Straße gegangen", erzählt sie über die Zeit der coronabedingten Schließung.

Die Zusammenarbeit mit Tina Dieterle, der Schulsozialarbeiterin der weiterführenden Schulen, während der Schließung sei sehr gut gewesen, und beide wollen daran auch in Zukunft festhalten.

Auch sonst ist Melanie Tzschupke in Baiersbronn gut vernetzt. Zur Realschule und zur Grundschule hat sie regelmäßigen Kontakt und freut sich über die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den beiden Rektorinnen der Schulen. Froh sei sie, dass nun endlich wieder alles fast normal laufe und es wieder einen Platz für die Jugendlichen gebe, an dem sie sich treffen könnten. "Corona hat schon viel kaputt gemacht. Viele Jugendliche trinken seit Beginn der Krise zu viel und greifen zu Drogen", sagt die Sozialpädagogin. Die Zunahme des Alkohol- und Drogenkonsums im Landkreis sei erschreckend. Da sei es wichtig, entgegenzuwirken.

Etwas resigniert spricht Melanie Tzschupke über die neuen Medien. "Wenn wir hier kein W-Lan hätten, würde keiner kommen, da bin ich mir sicher." Früher habe man noch mehr gespielt und gesprochen, heute gehe es ohne Handy gar nicht mehr. Trotzdem werde auch gespielt, Kicker und Uno würden ganz oben auf der Beschäftigungsliste stehen, aber auch Dart. Da macht die Leiterin gerne selbst mit.

Seit 2015 gibt es eine Kooperation mit der Grundschule Baiersbronn, und im jährlichen Kinderferienprogramm ist Melanie Tzschupke aktiv dabei. "Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde läuft gut, und ich bin dankbar für die Unterstützung." Ihr Dienstjubiläum am 1. September hätte sie gerne groß gefeiert. Doch das musste wegen Corona verschoben werden. "Für die Zukunft wünsche ich mir einen neuen Billardtisch für das Zentrum, der alte ist 15 Jahre alt und nun ganz kaputt", sagt sie.

Bereits vor zehn Jahren war sie mit einigen Jugendlichen in Berlin, ein besonderes Erlebnis für alle. Eine Wiederholung so einer Fahrt könne sie sich gut vorstellen.

Aber auch Normalität wünscht sie sich weiterhin, denn die Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren bräuchten einen Platz, an dem sie sich treffen können und sich wohlfühlen.

An sechs Tagen die Woche ist Melanie Tzschupke für die Jugendlichen da und hat auch immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Probleme.