Das Werk drei in Klosterreichenbach ist in die Jahre gekommen. Foto: Gemeindewerke Foto: Schwarzwälder Bote

Wehranlage in Klosterreichenbach wird erneuert. 2,2 Millionen Euro in Haushalt eingestellt.

Baiersbronn - Zu einer Grundsatzdiskussion über die Rentabilität der Stromgewinnung durch Wasserkraftanlagen in der Gemeinde führte im Gemeinderat Baiersbronn die Tatsache, dass die Wehranlage in Klosterreichenbach saniert werden muss.

Der technische Betriebsleiter der Gemeindewerke, Claus Lieb, informierte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats über die Notwendigkeit, die Wehranlage zu erneuern. "Die Anlage in Klosterreichenbach ist mittlerweile fast baufällig. Außerdem erfüllt sie die Anforderungen an die Durchgängigkeit nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie nicht mehr", so Lieb. Die Maßnahme umfasse die Erneuerung des Wehrs und die Errichtung von zwei Rechenanlagen. Ein Vorteil sei die höhere Einspeisevergütung nach dem Umbau.

Chancen auf Fördergelder stehen gut

Lieb teilte mit, dass die Chancen gut stehen, Fördergelder bis maximal 200.000 Euro zu bekommen. Nachdem die Ausschreibungen im Frühjahr 2018 deutlich über den Kostenschätzungen lagen, wurde die Maßnahme auf 2019 verschoben. "Die erneuten Ausschreibungen haben noch schlechtere Preise in allen Gewerken gebracht.", so Lieb. Die Firma Waltersbacher war mit 1,187 Millionen Euro die günstigste Bieterin für die Tiefbau- und Stahlbetonarbeiten, die Firma Rehart aus Ehingen hatte den Stahlwasserbau mit rund 791 .000 Euro angeboten und lag auch bei der Wasserkraftschnecke mit 74 .100 Euro unter den Angeboten der Mitbieter.

Rund 2,2 Millionen Euro wurden für die Maßnahme in den Haushalt 2019 eingestellt. "Das Ding ist baufällig, beim nächsten Hochwasser könnte es nicht mehr halten", betonte Lieb. Gemeinderat Erwin Zepf (CDU) fragte nach der produzierten Strommenge und nach der Amortisation. Bei rund 800 .000 Kilowattstunden pro Jahr würde sich die Anlage nach 15 bis 20 Jahren rechnen, erklärte Lieb.

Die Frage, ob die Anlage überhaupt notwendig ist, stellte Gemeinderat Michael Seitz (SPD). "Dann gibt es halt keinen Strom aus Wasserkraft. Bei den aktuellen Regenmengen muss man sich das generell überlegen", so Seitz. Er finde, man solle mal darüber nachdenken, ob so eine Anlage das Konzept für die Zukunft sei. "Ob diese Art der Stromerzeugung besonders wirtschaftlich ist, bleibt die Frage."

Seit Jahren hatte sein Fraktionskollege Gerhard Gaiser ein Umdenken in Sachen Wasserkraft und einen Energiemix gefordert, nun sah er sich mehr als bestätigt. "Ich sehe die Investitionen in die Wasserkraft mit Blick auf den Klimawandel schon lange als Fehlinvestition, das einseitige Setzen auf Wasserkraft ist falsch", so Gaiser. Claus Lieb betonte, dass eine ähnlich große Ausbeute der Stromerzeugung nur durch Windkraftanlagen erzielt werden könne. "Ein Aufgeben der Wasserkraft ohne Alternative wäre meiner Meinung nach nicht der richtige Weg", so Lieb.

Bürgermeister Michael Ruf betonte, dass man im Hinblick auf die geplante Maßnahme keine Rolle rückwärts mehr machen könne. "Ich halte es für falsch, die Wasserkraftanlagen dicht zu machen."

Gerhard Gaiser machte deutlich, dass man Flächen für Windkraftanlagen ausweisen müsse. Er halte es für besser, die zwei Millionen Euro für eine eigene Windkraftanlage zu sparen. Bürgermeister Michael Ruf sicherte zu, generell für die nächsten Beschlüsse die Rentabilität von Wasserkraft aufzuarbeiten. Allerdings sei man bei der Maßnahme in Klosterreichenbach über diesen Punkt hinaus.

Mit drei Enthaltungen beschloss der Gemeinderat mehrheitlich, die notwendigen Aufträge und Arbeiten für die Erneuerung der Wehranlage an die günstigsten Bieterfirmen zu vergeben.