Der Bergmischwald rund um Allerheiligen ist nun ebenfalls von der Entwicklungszone zur Kernzone des Nationalparks Schwarzwald geworden. Foto: Luis Scheuermann

Kernzone erweitert. 50 Prozent der Fläche sind nun frei von menschlichen Eingriffen. 

Baiersbronn/Ruhestein - "Eine Spur wilder" heißt es für die Natur schon seit seiner Gründung auf rund einem Drittel der Flächen des Nationalparks Schwarzwald. Auf der Sitzung des Nationalparkrats Anfang der Woche kamen nun weitere 1825 Hektar Wildnisbereiche hinzu: Die Flächen, die vormals zur sogenannten Entwicklungszone gehörten, wurden formal in die Kernzone überführt.

Das heißt, dass nun auch auf diesen Flächen der Mensch Natur Natur sein lässt und nicht mehr eingreift, heißt es weiter in einer Pressemitteilung des Nationalparks.

"Es ist ein notwendiger und wichtiger Schritt, nun, ein Jahr nach Beschluss des Nationalparkplans, weitere Flächen des Nationalparks unter den Prozessschutz der Kernzone zu stellen", begrüßte Umweltminister Franz Untersteller laut der Pressemitteilung die Entscheidung des Nationalparkrats. Der Nationalparkrat fasste den einstimmigen Beschluss, die Kernzone, also die "eine Spur wilderen" Bereiche, um weitere 24 Teilflächen auf etwas mehr als 50 Prozent der Gesamtfläche des Nationalparks zu erweitern.

Wertvoller Bergmischwald

Die Vorbereitungen zu diesem Beschluss liefen seit Mitte vergangenen Jahres – neben der Vorstellung im Nationalparkrat gab es Begehungen mit den politischen Gremien und den Gemeindevertretern. "Es war ein sehr guter Diskurs im Vorfeld. Befürchtungen der betroffenen Anrainerkommunen wurden ernst genommen und in die Beschlussvorlage eingearbeitet", sagte Klaus Michael Rückert, Vorsitzender des Nationalparkrats. "Insbesondere wurden Flächen, die im Hochrisikofall der Entlastung des Borkenkäfer-Pufferstreifens dienen können, in der Entwicklungszone belassen. Alle anderen Flächen waren unstrittig – der Kernzonenerweiterung stand also aus Sicht des Nationalparkrats nichts entgegen."

Auch aus naturschutzfachlicher Sicht war der Beschluss laut der Pressemitteilung ein Erfolg: "Die Erweiterung der Kernzone war seit Gründung des Nationalparks stets im Plan, denn bis zum Jahr 2044 soll der Mensch auf 75 Prozent der Gesamtfläche nicht mehr in die natürliche Entwicklung eingreifen", erläuterte Nationalparkleiter Thomas Waldenspuhl. "Die nun beschlossenen Flächen vergrößern einige bestehende Wildnisbereiche und verknüpfen bislang vereinzelt liegende Flächen. Außerdem gibt es auch neu dazugekommene Bereiche, wie den wertvollen Bergmischwald bei Allerheiligen oder den Westhang am Schliffkopf. Die Erweiterung der Wildnisbereiche im Nationalpark war ein sehr wichtiger Schritt auch im Sinne der internationalen Kriterien, die wir zu erfüllen haben, um als Schutzgebiet anerkannt zu werden. Wir sind hier auf einem sehr guten Weg."