Karl-Heinz Schmitt hat seinen ersten Gedichtband veröffentlicht. Foto/Cover: Harrison Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Karl-Heinz Schmitt legt seinen ersten Lyrikband mit dem Titel "Ein gewisses Blau" vor

Der ehemalige Gymnasiallehrer Karl-Heinz Schmitt ist ein wirkliches Multitalent: Lyriker, Dramatiker, Musiker. Jetzt legt er seinen ersten Gedichtband im Selbstverlag mit dem dem Band entnommenen Titel "Ein gewisses Blau" vor.

Baiersbronn. Rechtzeitig zu seinem 80. Geburtstag im Januar ist die von seiner Familie wesentlich geförderte, mit festem Einband versehene Publikation erschienen. Auf 235 Seiten vereinigt das Werk 200 Gedichte – zum größten Teil neueren Datums.

Karl-Heinz Schmitt hat seine lyrischen Betrachtungen in sechs Kapitel unterteilt: Natur und Jahreszeiten, Hoffnung und Fröhliches, Gesellschaft und Politik, Nachdenkliches und Philosophisches, Tanz, Eros und Liebe sowie Persönliches, Spirituelles, Diverses. Großformatige Farbfotos führen in die Abschnitte ein.

Fülle von Eindrücken

Leitmotivisch geht ein Gedicht des Romantikers Novalis der Anthologie voraus. Schmitt macht mit seiner Systematik deutlich, dass er so gut wie keinen Lebensbereich ausspart. Ein pralles Leben tut sich in den Versen kund. Der Wechsel der Jahreszeiten mit seinen höchst unterschiedlichen Erscheinungsformen macht sich erfahrbar über "Die Botschaft des Schneeglöckchens" bis zu den winterlich "Trüben Tagen". Schmitts "Abschied vom Sommer" weckt Assoziationen zu Rilkes Gedicht "Herbsttag".

Die Fülle von Eindrücken, die der Autor gewinnt, ist Ausfluss seiner starken Naturnähe. Auf ausgedehnten Wanderungen findet er lyrische Anregungen. Das heißt nicht, Schmitt verweigere sich den Niederungen des Alltags oder der Politik. "Antigone 2019" beispielsweise nimmt mit starken Versen Stellung gegen die "Mächtigen", die Gefahr laufen, in ihrer Hybris "die Seele ihres Gemeinwesens" zu zerstören. Der Rückgriff des Autors auf die griechische Mythologie lässt seine umfassende Bildung erkennen, die ihm das Studium der Politik, Geschichte und Germanistik an der Universität Heidelberg angedeihen ließ.

Nach dem Abitur verschrieb sich Schmitt zunächst der zivilen Seefahrt und wechselte danach zur Bundesmarine. Weltläufigkeit gewann er aus diesen Erfahrungen, und sie schlägt sich natürlich auch in dem Sammelband nieder, beispielsweise in dem Poem "Nachtfahrt I".

Nach zehn Jahren Lehrtätigkeit an einem Heidelberger Gymnasium drängte es ihn wieder, den Blick zu öffnen für andere Kontinente. So verdingte er sich unter Begleitung seiner Familie von 1980 bis 1985 als Lehrer im Auslandsschuldienst in der venezolanischen Hauptstadt Caracas. Danach ließ er sich schließlich in Baiersbronn nieder. Seine literarischen Vorlieben und Vorbilder sind zu einem guten Teil in der deutschen Klassik von Goethe bis Kleist angesiedelt. Einen starken Hang offenbart er für Heines "Buch der Lieder", auch Büchner, Brecht und Tucholsky finden sich auf seiner Prioritätenliste. Besonders angetan hat es ihm das Spätwerk des Philosophen Jürgen Habermas.

Karl-Heinz Schmitts Gedichte sind nicht nur originelle, poetisch sehr gefällig konstruierte Gebilde, sondern sie nehmen auch ganz nüchtern Stellung zu aktuellen Problemen, beispielsweise zur Flüchtlingskrise, in Richtung politisch motivierter Kurzprosa.

Freilich sind die Verse nicht von durchgehend gleicher Stringenz und Qualität. Mitunter erhebt sich Pegasus in lichte Höhen, landet am Ende dann doch auf dem harten Boden des Alltäglichen. So räumt Schmitt unumwunden ein, dass er an manchen Text heute strengere Maßstäbe anlegen würde.

Mit Joachim Wolf, dem im Januar 2014 verstorbenen Spiritus rector der Neuen Studiobühne, verband Karl-Heinz Schmitt eine intensive Freundschaft, die über die Jahre viel beachtete Theatererlebnisse zeitigte. Dabei machte sich Schmitt auch als Komponist und Musiker einen Namen. In seinen Schubladen liegt noch eine ganze Reihe unveröffentlichter Theaterstücke. Seit Joachim Wolfs Tod hat Karl-Heinz Schmitt jedoch kein Drama mehr verfasst.

Das Buch: Karl-Heinz Schmitt, Ein gewisses Blau. Gedichte, Selbstverlag, 235 Seiten mit Farbfotos, 14,90 Euro. Zu beziehen über die Buchhandlungen Osiander in Baiersbronn und Thalia in Freudenstadt sowie beim Autor. Auskünfte gibt es unter www.karl-heinz-schmitt.de.