Auch Geschäftsführer Stefan von Hausen kann Entscheidung für schnelle Schließung des MedicalResorts in Obertal nicht nachvollziehen.
Baiersbronn-Obertal - Bei Stefan von Hausen, Geschäftsführer des Schwarzwald MedicalResorts, steht das Telefon nicht mehr still. Seit bekannt ist, dass die Privatklinik am Freitag schließt, ist von Hausen quasi rund um die Uhr im Einsatz. Und die Hoffnung gibt er nicht auf. Gerade ist ein ehemaliger Patient da, der extra aus Freudenstadt gekommen ist, um sein Bedauern auszusprechen und sich dafür zu bedanken, wie gut er in Obertal behandelt worden ist.
Ob er auch mit der Presse sprechen will? Ja, will er, aber anonym bleiben. "Ich kann es nicht fassen, dass man es zulässt, dass ein solches Haus, in dem die Menschen geheilt werden, die Türen schließen muss, bloß weil der Geldhahn zugedreht wird", sagt der Mann am Telefon gegenüber unserer Zeitung.
Anrufe über Anrufe gehen in der Klinik ein, sie gehen aber auch raus. Den Patienten, die gebucht haben, muss abgesagt werden. "Manche sind den Tränen nahe, die sitzen ja schon auf gepackten Koffern", erzählt von Hausen.
Buchungen werden storniert, neue Anmeldungen müssen abgewiesen werden
Und da ist er auch beim Thema Geld. Durch die Schließung am morgigen Freitag, die Insolvenzverwalter Stefano Buck am Montag in einer Betriebsversammlung öffentlich gemacht hatte, müssen nun alle Buchungen storniert und neue Anmeldungen abgelehnt werden. So werde Geld vernichtet – für Januar bis März dreht es laut von Hausen um eine Summe von rund 450.000 Euro.
Von Hausen kann nicht nachvollziehen, warum die Kreissparkasse einen seines Wissens nach schon zugesagten Massekredit schließlich doch nicht gewährt hat. Denn die gezielten Werbemaßnahmen der vergangenen Monate begännen nun zu ziehen. Erst am 30. Dezember sind Infobriefe an 12.000 Patienten und 52.000 Interessenten rausgegangen. Die Kosten: 35.000 Euro.
Gestern um die Mittagszeit: In Frankfurt landet ein ehemaliger hochrangiger Politiker aus Peking – der will eigentlich ins MedicalResort nach Obertal. Jetzt muss von Hausen organisieren, dass der Mann in einer anderen Klinik unterkommt. Das Schwarzwald MedicalResort sei dabei gewesen, China als Markt für sich zu erschließen, sagt von Hausen. Das beginne jetzt Wirkung zu zeigen.
Der Massekredit über 300.000 Euro wäre über ein unbelastetes Gebäude und eine Eigentumswohnung auch zusätzlich abgesichert gewesen. Doch die Bank habe sich schließlich gegen den Massekredit in dieser Höhe und für ein schnelles Auslaufszenario entschieden, das sie nur 160.000 Euro koste. Von Hausen ist überzeugt: "Mit dem Massekredit über 300.000 Euro hätten wir das erste Quartal überstanden, wir hätten wahrscheinlich noch nicht einmal den gesamten Kredit in Anspruch nehmen müssen", sagt er. Auch sein Vorschlag, im ersten Quartal mit einer reduzierten Mannschaft weiterzumachen, sei nicht angenommen worden.
Dass die Belegungszahl nach dem 6. Januar stark zurückgeht, sei normal, stellt von Hausen fest. Zwischen 40 und 50 Patienten seien zwischen Weihnachten und Silvester in der Klinik gewesen. Nach Dreikönig sank die Zahl auf bis zu zehn. Zwischen 60 und 70 Patienten brauche das Haus im Schnitt, mit einer reduzierten Mannschaft zwischen 30 und 40, rechnet von Hausen vor. "Wir haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass wir das hinbekommen."
Ingo Schorlemmer: Irgendwann muss man die Entscheidung mal treffen
Neben dem möglichen Kauf durch einen Investor habe es auch weitere Optionen gegeben, so von Hausen. Es sei parallel daran gearbeitet worden, die insolvente Schwarzwald-Sanatorium Obertal GmbH & Co. KG wieder flott zu machen – damit sie wieder auf eigenen Beinen steht – entweder mit Hilfe eines neuen Investors oder aus eigener Kraft. Nicht richtig sei, dass die Klinik sich nur an Privatpatienten richte. Zwar seien rund 95 Prozent der Gäste Selbstzahler. Doch die Klinik erfülle die Voraussetzungen, Kassenpatienten und Beihilfeberechtigte zu behandeln.
Ingo Schorlemmer, Pressesprecher bei Schultze & Braun, erklärt auf Anfrage unsere Zeitung, Insolvenzverwalter Stefano Buck habe bestätigt, dass es die Option eines Massekredits gegeben habe.
Als die Entscheidung gefallen sei, dass die Klinik geschlossen werden müsse, sei die Frage gewesen, wie sie geschlossen werde – entweder mit einer schnellen Abwicklung oder mit der Aufrechterhaltung des Betriebs bis Ende März, um dann herunterzufahren – wenn sich bis dahin kein Investor findet. Bei letzterer Möglichkeit sei von einem Verlust für die Bank in Höhe von 300 000 Euro ausgegangen worden. Trotz der Werbemaßnahmen und des Engagements um den Markt in China bleibe eben die Tatsache, dass es keinen interessierten Investor mehr gebe, stellt Schorlemmer fest. Da stelle sich natürlich die Frage, ob man noch weiter auf mögliche Interessenten wartet. Dabei müsse der Gläubiger bereit sein, das Risiko zu tragen.
Und schließlich dürfe nicht vergessen werden, dass der Betrieb ja schon seit fast einem Jahr aufrechterhalten worden sei. Die Kreissparkasse habe sich dagegen entschieden, weiteres Geld zu investieren, weil sie wohl nicht davon ausgehe, dass sich nun doch noch eine Investor findet. "Irgendwann muss man die Entscheidung mal treffen", sagt Ingo Schorlemmer. Er verstehe, dass von Hausen enttäuscht sei. Auch die Insolvenzverwaltung habe schließlich große Hoffnung gehabt, einen Investor für das Schwarzwald MedicalResort zu finden.
Bei der Kreissparkasse gab es gestern keine näheren Ausführungen zu von Hausens Kritik. Nach Ansicht der Kreissparkasse ist ausschließlich der Insolvenzverwalter für das Unternehmen vertretungsberechtigt. Weitere Ausführungen der Kreissparkasse werde es aufgrund des Bankgeheimnisses nicht geben, hieß es gestern in der offiziellen Stellungnahme der Kreissparkasse.