Opern- und Konzertsängerin Verena Seid verwirklicht gemeinsam mit ihren Gesangsschülern und Instrumentalisten ein Dankeschön-Video für all diejenigen, die sich mit Kraft und Macht gegen die Corona-Krise stemmen. Foto: Seid Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Gesangsschüler und Instrumentalisten produzieren ein gemeinsames Video / Musikalisches Dankeschön

Von Helga Michel

Es soll ein Geschenk für alle Helden und Helfer in der Corona-Krise sein: Ab nächster Woche soll ein Video online gehen – ein Gemeinschaftswerk von Gesangsschülern, vorwiegend aus dem Landkreis Freudenstadt, und Profimusikern aus ganz Deutschland.

Baiersbronn. Sie sind alle woanders, aber sie arbeiten gemeinsam seit Tagen an einem Projekt: 15 Gesangsschüler, ihre Lehrerin und sechs Profiinstrumentalisten. Beethovens "Ode an die Freude", in einem Zusammenschnitt zu einem klingenden Geschenk für all diejenigen geschnürt, die daran arbeiten, der Krise die Stirn zu bieten, das ist das Ziel, das die beteiligten Sänger und Instrumentalisten vereint, obwohl sich manche von ihnen gar nicht kennen.

Initiatorin des Projekts ist die Opern- und Konzertsängerin Verena Seid, die auch als Gesangslehrerin arbeitet. Seit 2016 lebt sie in Tonbach – der Liebe wegen – und seitdem betreibt sie auch ein Studio in Klosterreichenbach. Dort unterrichtet sie Gesangsschüler von acht bis 76 Jahren.

Die Idee hat die Künstlerin bei einer Wanderung im Tonbachtal mit ihrem Mann Ulrich am Sonntag vor nur einer Woche entwickelt. Das Gespräch drehte sich um die schwierige Situation der Musiker. Denn die seien ja gerade "zwangsstillgelegt", sagt Verena Seid. Unterricht geht nur noch online, Konzerte sind abgesagt. Es ging darum, etwas für die Künstler zu tun, aber auch für diejenigen, die sich mit viel Kraft und Macht gegen die Krise stemmen.

Von der Idee bis zu ersten Schritten zur Verwirklichung vergingen nur Stunden. Noch am Abend nach der Wandertour informierte Verena Seid ihre Gesangsschüler. "Die Resonanz war super", sagt sie. "Mehr als die Hälfe meiner Schüler macht mit." Und auch bei den Profimusikern stieß die Gesangspädagogin auf offene Ohren.

Wie das Ganze funktioniert? Pianistin Stefanie Egelhof, die wie Verena Seid auch am Sulzberg Forum in Alpirsbach unterrichtet, hat das Stück auf dem Klavier als Tondatei eingespielt. Diese Datei ging per WhatsApp an die Gesangsschüler und Instrumentalisten. Die konnten dann über Kopfhörer die Musik hören, um gleichzeitig ihren Part am Computer oder am Smartphone zu singen oder zu spielen und dabei ein Video von sich aufzunehmen. Geübt worden war mit den Gesangsschülern zuvor per Online-Unterricht.

Nach und nach sind die Video-Dateien bei Verena Seid eingetrudelt. Die hat sie am Freitag an eine ihre Schülerinnen geschickt, die Erfahrung im Schneiden von Videos hat. Die Stimmen und die Aufnahmen der Instrumentalisten sollen nun übereinandergelegt werden, um am Schluss zu einem Ganzen zu verschmelzen, untermalt von den Videoausschnitten der einzelnen Akteure. Das Ergebnis soll an die Ärzte des Krankenhauses in Freudenstadt geschickt werden, aber auch auf Youtube zu sehen sein. In der kommenden Woche soll das Video fertig sein.

"Ich bin positiv überwältigt", sagt Verena Seid zu den Videos, die sie von ihren Schülern erhalten hat. "Sie hatten ja nur fünf Tage Zeit. Das ist wenig beim Singen." Die beteiligten Sänger kommen aus Baiersbronn, Alpirsbach, Freudenstadt und Dornstetten, also aus Orten und Städten quer durch den Landkreis, aber auch aus Bruchsal.

Übrigens: Auch Verena Seids Mann wird im Video mit dabei sein. Er gehört zwar nicht zu ihren Gesangsschülern, aber zum Kirchenchor der neuapostolischen Kirche in Tonbach.

So arbeiten viele an diesem Dankeschön. Es richtet sich vor allem an das medizinische Personal, aber insgesamt an alle, die "tapfer kämpfen", ob Arzt oder Krankenschwester, ob Sprechstundenhilfe oder Supermarktkassiererin. Das Video soll aber auch für die Künstler stehen. Viele von ihnen müssten zurzeit um ihre berufliche Existenz bangen, sagt Verena Seid. Das Gemeinschaftswerk soll dafür stehen, dass sie trotz der schwierigen Situation, in der sie sich befinden, auch an andere denken.