Gebietskontrolle auf dem Rad: zwei Ranger unterwegs im Nationalpark. Foto: Daniel Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Wolfgang Schlund: Vorfall überschreitet "jede Grenze respektvollen Miteinanders"

Baiersbronn/Ruhestein. Einfach zur Tagesordnung übergehen, war für das Team des Nationalparks Schwarzwald nach dem Vorfall nicht möglich. Nach dem Übergriff von Radfahrern auf einen Ranger (wir berichteten) wurde von Seiten des Nationalparks Schwarzwald Anzeige erstattet.

Fünf Radfahrer hatten laut Pressemitteilung des Nationalparks Mitte September einen Nationalparkranger bedrängt. Einer habe versucht, ihm die Dienstjacke abzunehmen. Ein anderer habe den Ranger so angerempelt, dass dieser über sein Fahrrad fiel – bevor sich die fünf Besucher aus dem Staub machten. Auslöser für den Übergriff sei gewesen, dass der Ranger die Radfahrer erwischt habe, wie sie aus einem gesperrten Pfad gefahren kamen – und auf die Regeln im Nationalpark hingewiesen habe.

"Der Vorfall überschreitet jede Grenze respektvollen Miteinanders, wir haben bei der Polizei eine Anzeige erstattet", wird Nationalparkleiter Wolfgang Schlund in der Pressemitteilung zitiert.

Ein Angriff auf einen Vollstreckungsbeamten – zu denen die Ranger als hauptamtliche Schutzgebietsbetreuer gehören – könne mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis fünf Jahren geahndet werden, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

"Zum Glück haben wir ein derartiges Verhalten bisher noch nie erlebt", sagt Patrick Stader, Leitender Ranger im Nationalpark. "Der Großteil der Besucherinnen und Besucher reagiert verständnisvoll, wenn wir sie auf ein falsches Verhalten hinweisen müssen."

Oberstes Ziel eines Nationalparks sei nun mal der Naturschutz, erinnert Nationalparkleiter Schlund. Deshalb seien mit dem neuen Wegekonzept, das der Nationalparkrat vor gut einem Jahr beschlossen hat, einige Wege gesperrt worden, um verlässliche Ruhezonen für Tiere und Pflanzen zu schaffen. "Wir haben aber ein sehr attraktives Wegenetz, insgesamt mehr als 400 Kilometer lang, an dem die Region, darunter auch Radfahr-Vereine, intensiv mitgearbeitet hat."

Regelmäßig verschwinden Schilder

Auf so schmalen Pfaden sei das Radfahren allerdings auch schon vor Nationalparkzeiten nicht erlaubt gewesen, betont Patrick Stader. An den Regeln lässt sich nicht rütteln, "aber für konstruktive Kritik sind wir immer offen", sagt Schlund. Leider gebe es – auch in anderen deutschen Schutzgebieten – im Moment einen negativen Trend, dass sich Respektlosigkeiten gegenüber Rangern häuften, berichtet Stader. "Das ist sehr schade, weil es unsere Arbeit natürlich sehr erschwert. Und das, obwohl wir auch dafür da sind, den Gästen ihren Besuch im Nationalpark zu erleichtern."

Auch außerhalb der Führungen ist das Rangerteam ständig im Gebiet unterwegs, beantwortet Fragen, hilft, die richtige Abzweigung zu finden – und kontrolliert, ob die Wege auch sicher sind. Was den letzten Punkt angeht, berichtet der Nationalpark ebenfalls von gehäuften Fällen von mutwilliger Sabotage. "Besonders in der Mitte und im Süden des Nationalparks verschwinden regelmäßig Schilder, die wir dann kaputtgetreten irgendwo im Gebüsch wiederfinden", sagt Stader. Mehr als 200 Schilder musste das Rangerteam schon ersetzen, manchmal seien sie bereits am nächsten Tag wieder verschwunden. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch ein Sicherheitsrisiko für andere Gäste.

"Wege, die aus der Nutzung genommen sind, kontrollieren wir nicht mehr auf ihre Sicherheit", erklärt Patrick Stader. Auch bei solchen Sachbeschädigungen erstattet die Nationalparkverwaltung Anzeige. "Wir sind bei Fragen und Frust ansprechbar, nicht nur die Rangerinnen und Ranger, auch wir beiden Leiter – aber nur im Rahmen eines respektvollen Umgangs miteinander", sagt Wolfgang Schlund.

Natur vor Beeinflussung durch Menschen zu schützen – und sie gleichzeitig zugänglich zu machen für Erholungs- und Bildungszwecke: Das ist ein durch das Nationalparkgesetz vorgegebener Spagat, den es zu lösen gilt. Zum Beispiel im Wegekonzept, dem der Nationalparkrat im Oktober 2018 zugestimmt hat. Egal, ob man nun zu Fuß, mit dem Rad, dem Pferd, auf Schneeschuhen, Langlaufskiern oder möglichst barrierefrei unterwegs sein möchte – für die unterschiedlichen Nutzergruppen wurden insgesamt mehr als 400 Kilometer öffentlicher Wege ausgewiesen, sodass ein Erleben der wilder werdenden Natur möglich ist.

Aus Rücksicht auf die Wildtiere und den strengen Schutzstatus gilt im gesamten Nationalpark jedoch ein allgemeines Wegegebot.

Besucher dürfen die ausgewiesenen Wege nicht verlassen – genau wie Hunde, die deshalb auch angeleint sein müssen. Zudem können einzelne Wegabschnitte saisonal gesperrt werden, um vor allem im Winter wichtige zusätzliche Ruhezonen für Wildtiere zu schaffen.

Eine spezielle Radfahrkarte gibt es zum kostenlosen Download auf der Website des Nationalparks unter www.nationalpark-schwarzwald.de: https://www.nationalpark-schwarzwald.de/de/karten-broschueren.