Nach dem Menschenraub in Baiersbronn sind mittlerweile drei Männer und eine Frau in Haft, unter den Männern auch das vermeintliche Opfer. (Symbolfoto) Foto: dpa

Neue Erkenntnisse zur Entführung: Polizei ermittelt mittlerweile wegen erpresserischen Menschenraubs.

Baiersbronn/Kreis Rastatt - Etwas Licht kommt nun in den undurchsichtigen Fall, der sich im Murgtal abgespielt hat. Drei Männer und eine Frau sitzen in Haft, unter den Männern auch das vermeintliche Opfer.

Die Staatsanwaltschaft und die Polizei ermitteln mittlerweile wegen des Verdachts des erpresserischen Menschenraubs, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Staatsanwaltschaft Baden-Baden und Polizeipräsidium Offenburg.

Eine Frau aus Freudenstadt erstattete am Donnerstag Anzeige bei der dortigen Kriminalpolizei. Sie gab an, dass ein Mann aus Baiersbronn am Mittwoch von mehreren Personen entführt worden sei. Zudem stand eine Geldforderung von 40.000 Euro im Raum (wir berichteten).

Nachdem sich der Verdacht erhärtete, dass das mutmaßliche Opfer mittlerweile in den Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg gebracht worden war, bereitete sich die Offenburger Polizei auf einen größeren Einsatz vor.

Laut Presseerklärung konnte schnell ermittelt werden, dass sich der Gesuchte im Bereich Gernsbach aufhält und dort vermutlich von mehreren Männern gegen seinen Willen festgehalten wird. In einer gemeinsamen Aktion von Fahndungskräften des Polizeipräsidiums Offenburg, Spezialkräften des Präsidiums Einsatz und Beamten des Polizeipostens Gernsbach wurden am späten Donnerstagnachmittag insgesamt acht Männer und eine Frau vorläufig festgenommen.

Entführter Mann leicht verletzt

Der entführte Mann aus Rumänien war leicht verletzt und wurde nach der Erstversorgung im Krankenhaus wieder entlassen. Die Tatverdächtigen wurden nach ihrer Festnahme nach Rastatt zum Kriminalkommissariat gebracht und vernommen. Sechs Männer seien nach Abschluss der ersten Maßnahmen und nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Baden-Baden wieder entlassen worden, so die Pressemitteilung.

Drei Verdächtige, zwei Männer und eine Frau im Alter zwischen 34 und 60 Jahren, mussten die Nacht in der Zelle verbringen und wurden gestern Morgen dem Haftrichter vorgeführt. Der Haftrichter folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft und erließ Haftbefehl wegen erpresserischen Menschenraubs. Da die Tatverdächtigen behaupteten, dass es sich bei der Geldforderung von 40.000 Euro um Ansprüche eines von ihnen handele, wurde auch der Mann aus Baiersbronn überprüft.

Dabei stellte sich heraus, dass es sich nicht um einen rumänischen Staatsangehörigen handelt, sondern dass der Mann aus der Ukraine stammt und dort mit Haftbefehl wegen Betrugs gesucht wird. Inzwischen wurden nicht nur die drei Tatverdächtigen in verschiedene Justizvollzugsanstalten gebracht, sondern auch das mit Haftbefehl gesuchte vermeintliche Opfer.

Nähere Angaben – unter anderem dazu, wie viel Kräfte der Polizei im Einsatz waren, ob die Festgenommenen Widerstand geleistet haben und ob Waffen im Spiel waren – gab die Pressestelle der Polizei am Freitag bei einer Anfrage unserer Zeitung nicht. Auch die Frage, wofür das Geld geflossen sein soll, blieb unbeantwortet.