Christoph Albert will sich weiterhin für sein Projekt einsetzen. Foto: Albert

Student Christoph Albert will mit "Safebird" ein Programm für jedermann schaffen. Privatsphäre auch beim E-Mail-Verkehr.

Baiersbronn/Stuttgart - "Safebird" heißt das Projekt von Christoph Albert. Der Baiersbronner studiert in Stuttgart Informatik und hat sich eines zum Ziel gesetzt – eine kostenlose und für jeden nutzbare E-Mail-Kommunikation, die eine Entschlüsselung nahezu unmöglich macht.

Der Informatikstudent Christoph Albert will Datensammlern, der Überwachung von Menschen, einen Riegel vorschieben – mit einem Verschlüsselungsprogramm für jedermann. Die globale Sicherheit als Vorwand will er nicht gelten lassen. Die Datensammelei diene dazu, die Menschen gläsern zu machen, schreibt er zu seinem Projekt auf "startnext.de". Startnext ist nach eigenen Angaben die größte Crowdfunding-Community für kreative Projekte im deutschsprachigen Raum. Filmemacher, Musiker oder andere Kreative stellen ihre Ideen auf Startnext vor und finanzieren sie mit der direkten Unterstützung von vielen Menschen.

"Wenn es nicht funktioniert, bekommen die Leute ihr Geld zurück"

Dass Albert den Weg über Startnext gewählt hat, hat seinen Grund. Zunächst versuchte er, in der Politik Unterstützer zu finden, auch in der Jungen Union, bei der er Mitglied ist. Die Suche nach Informatikstudenten, die es sich leisten können, solch ein Großprojekt nebenbei und ohne Verdienst zu stemmen, blieb ebenso erfolglos.

"Da müssen Softwareentwickler ran, die das nicht für einen Apfel und ein Ei machen", sagt Albert im Gespräch mit unserer Zeitung. So versucht er es nun mit Crowdfunding, im Deutschen auch als Schwarmfinanzierung bezeichnet, um Geld für seine Idee zu sammeln. "Wenn es nicht funktioniert, bekommen die Leute ihr Geld zurück", erklärt Albert, das System von Startnext. Doch da tickt die Uhr. Noch bis 12. März ist Zeit für Alberts Projekt auf startnext.de.

Albert ist in der Welt der Computer, im Internet, quasi zuhause. Der 27-Jährige, der in Baiersbronn die Schule besucht hat, ist ausgebildeter Grafik-Designer mit sechs Semestern Informatikstudium und studiert zurzeit Geoinformatik an der Hochschule für Technik in Stuttgart. Um sein Studium zu finanzieren, arbeitet er bei einem großen Computerhändler.

"Es wird Zeit, dass wir das Abschnüffeln von Daten und damit unserer Bürgerrechte etwas schwieriger machen", sagt der 27-Jährige. Eine E-Mail sei eben wie eine Postkarte, die von vielen gelesen werden kann. Die Überwachungsprogramme heutzutage seien millionenfach effektiver als seinerzeit die Stasi der DDR.

Freunde, politische Gesinnung, Urlaubsländer, Kleidungsstil, Krankheiten – aus all diesen Daten entstehe im Computer ein Abbild der jeweiligen Person. Das ist zum einen für die Wirtschaft interessant, um sich ein Bild vom Menschen als Konsumenten zu machen, zum anderen sieht Albert darin auch eine große Versuchung für die Mächtigen im Staat.

Der junge Mann hält ein verschlüsseltes Mail-Programm für jedermann für einen notwendigen ersten Schritt gegen die Überwachung. Das Projekt unter dem Namen Safebird soll ebenso einfach wie sicher sein. "Die Zielgruppe sind wir alle, jeder Bürger auf der ganzen Welt, der nicht will, dass seine E-Mails systematisch mitgelesen werden, der nicht will, dass aufgrund seiner Mails ein Bewegungsprotokoll, eine politische Gesinnung oder Einkaufsgewohnheit ersichtlich werden", schreibt Albert auf startnext.de. Jeder müsse die Möglichkeit haben, seine Privatsphäre im E-Mail-Verkehr zu schützen.

Ziel von Albert ist es deshalb, eine kostenlose, für jedermann einfach zu handhabende Verschlüsselung programmieren zu lassen, "die es bis jetzt eben nur für Geld oder technisches Fachpersonal gibt". 250.000 Euro müssten dafür zusammenkommen. Mit dem Geld soll eine kleine Gruppe exzellenter unabhängiger Programmierer gewonnen werden, die "Safebird" erstellen.

Albert hat zwar keine große Hoffnung mehr, dass die Zeit, die für das Projekt bei Startnext noch zur Verfügung steht, ausreicht. Doch sein Ziel will er in jedem Fall weiterverfolgen.

Weitere Informationen:

www.startnext.de/safebird