Diskussion um Zukunft der Werkrealschul-Außenstellen geht am Dienstag im Baiersbronner Gemeinderat weiter
Von Dirk Haier
Baiersbronn. Mit seinem Wunsch, vier Kombiklassen der Werkrealschule Baiersbronn in Mitteltal und Klosterreichenbach einzurichten, um die bisherigen Strukturen zu erhalten, ist der Gemeinderat gescheitert. Die Ablehnung des Kultusministeriums muss aber nicht das Ende dieser Außenstellen bedeuten.
Seit zwei Jahren laufen die ehemaligen Hauptschulen in Mitteltal und Klosterreichenbach als Außenstellen der Werkrealschule Baiersbronn. Dies war möglich, da die Schülerzahlen bislang ausreichten, um die Werkrealschule zweizügig zu führen – die Klassen 5 bis 7 an den beiden Standorten in den Ortsteilen, die Klassen 8 bis 10 in Baiersbronn. Mit der Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung haben sich die Voraussetzungen grundlegend geändert: Die Anmeldungen für die fünfte Klasse der Werkrealschule im kommenden Schuljahr sind um 58 Prozent auf gerade einmal noch 19 Schüler eingebrochen. Die Zweizügigkeit ist nicht mehr gegeben.
Der Gemeinderat befindet sich nun, wie berichtet, auf Konfrontationskurs: Während der Schulleiter der Werkrealschule, Otto Züfle, und das zuständige Staatliche Schulamt Rastatt die neue fünfte Klasse gleich in Baiersbronn ansiedeln und in der Konsequenz die Außenstellen für die Zukunft auflösen wollen, hat sich das Baiersbronner Gremium einstimmig festgelegt, an den Standorten Mitteltal und Klosterreichenbach jeweils zwei Kombiklassen der Jahrgangsstufen 5 und 6 einzurichten.
Nach Auffassung von Schulamtsdirektor Wolfgang Held, der sich auf gesetzliche Regelungen beziehungsweise Vorgaben des Kultusministeriums beruft, ist dies aber nicht möglich, da theoretisch auch eine Lösung mit drei Kombiklassen 5/6 beziehungsweise zwei Klassen 6 und einer Klasse 5 in Baiersbronn möglich wäre.
In einem Brief an das Kultusministerium bat Bürgermeister Michael Ruf im Namen des Gemeinderats um eine Ausnahmeregelung, "welche die besondere Struktur unserer Flächengemeinde berücksichtigt. Hier sind wir der Ansicht, dass zum Wohle der Kinder entschieden werden muss." Der Gemeinderat halte beide von Held genannten Lösungen für ungeeignet. Drei Kombiklassen bedeuteten eine Klasse in Klosterreichenbach mit 27 Schülern. Bezüglich der Komplett-Lösung in Baiersbronn verwies Ruf auf die Vorteile der Außenstellen: Entlastung der "Brennpunktschule" Baiersbronn, Weiternutzung der vorhandenen Fachräume und Klassenzimmer in den Teilorten sowie Nutzung der Sporthallen in den Teilorten für den Schulsport, zumal die Hallenkapazität im Mutterort bereits jetzt an ihre Grenzen stoße.
Landesregierung sieht drei Möglichkeiten
Laut Antwortschreiben des Kultusministeriums ergeben sich für die Klassenbildung drei Möglichkeiten: eine Klasse 5 an einer Außenstelle, drei Kombiklassen 5/6 an den Außenstellen sowie eine Klasse 5 an der Stammschule in Baiersbronn. Und die Ablehnung des Wunschs aus Baiersbronn liest sich so: "Der Genehmigung einer vierten, zusätzlichen Kombiklasse kann unter Berücksichtigung der aufgezeigten Möglichkeiten zur Klassenbildung und des insgesamt begrenzten Ressourcenrahmens im Bildungsbereich nicht stattgegeben werden."
Trotz des klaren Neins wollen Gemeinderat und Bürgermeister aber noch nicht aufgeben und am kommenden Dienstag, wenn ein Vertreter des Ministeriums an der Sitzung des Gemeinderats teilnimmt, Überzeugungsarbeit leisten – auch wenn das Signal aus Stuttgart laut Michael Ruf bislang "nicht verhandlungsbereit" heißt. Hilfe von anderer Seite kann er sich aber sicher sein: Bei einem Gespräch sicherte der FDP-Landtagsabgeordnete Timm Kern dem Bürgermeister und der Gemeinde Unterstützung zu, um "eine für die Kinder und Jugendlichen gute Lösung zu erreichen". Kern will Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) "persönlich im Bildungsausschuss ansprechen". Er hoffe, dass sie sich für die Baiersbronner Situation einsetze, heißt es in einer Pressemitteilung.
Gestern wurden die Eltern der derzeitigen und der kommenden Fünftklässler der Werkrealschule bei einem Infoabend der Gemeinde über alle denkbaren Möglichkeiten in Kenntnis gesetzt.