Marius Thoy, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, Bürgermeister Michael Ruf, Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter, SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken, erster Landesbeamter Reinhard Geiser und Wolfgang Schlund, Leiter des Nationalparks Schwarzwald (von links) Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Diskussionsrunde: Staatssekretärin spricht über Naturschutz-Offensive / Herausforderungen enorm

Natur- und Umweltschutz können nur im gemeinsamen Dialog vorangebracht werden, so der Tenor einer Diskussionsveranstaltung zum Thema "Unsere Verantwortung für die biologische Vielfalt. Die Naturschutz-Offensive 2020".

Baiersbronn. Nur wenige waren in den Baiersbronner Rosensaal gekommen, um bei der Diskussionsveranstaltung mit den Experten ins Gespräch zu kommen. Die Veranstaltung mit Rita Schwarze-lühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, stand unter dem Motto "Unsere Verantwortung für die biologische Vielfalt. Die Naturschutz-Offensive 2020". Eingeladen hatte SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken. Sie betonte, wie wichtig es sei, die biologische Vielfalt zu schützen und Lebenräume zu erhalten. Bürgermeister Michael Ruf stellte die Gemeinde Baiersbronn vor und erinnerte an die heftigen Diskussionen im Zuge der Nationalparkeinrichtung. "Der Wald war hier in der Gegend schon immer auch ein Wirtschaftsfaktor, daher wurde die Einrichtung eines Nationalparks kritisch betrachtet", so Ruf. Nun sei man aber auf einem guten Weg und habe die Belange der Gemeinde und des Nationalparks auf einen gemeinsamen Nenner gebracht.

Ruf betonte, dass es wichtig sei, die Balance zwischen Naturschutz und Entwicklungsmöglichkeiten – zum Beispiel von Betrieben – zu halten. Oft gebe es großen Unmut in der Bevölkerung, wenn der Naturschutz an die erste Stelle gestellt werde. Der erste Landesbeamte Reinhard Geiser erklärte, er begleite fast täglich Prozesse, die sich mit den Belangen des Nationalparks und der Industrie auseinandersetzen würden.

"Wie sieht unsere intakte Umwelt der Zukunft aus?", fragte Rita Schwarzelühr-Sutter in die Runde und erläuterte die Grundlagen der Naturschutz-Offensive 2020. Diese bündele die dringendsten Maßnahmen, die in den nächsten fünf Jahren umgesetzt werden müssten, um den anhaltend dramatischen Verlust an biologischer Vielfalt in Deutschland aufzuhalten.

Schwarzelühr-Sutter ging auf einige Felder ein, in denen besonders großer Handlungsdruck bestehe. "Die alltäglichen Belastungsfaktoren für unser Ökosystem sind enorm. Sicher gibt es auch Zielkonflikte, aber wir müssen dafür sorgen, dass unsere Umweltkreisläufe intakt bleiben."

Die Herausforderungen im Naturschutz seien enorm, weltweit schwinde die biologische Vielfalt nach wie vor in einer besorgniserregenden Geschwindigkeit, auch in Deutschland. Deshalb habe man die Offensive mit 40 Maßnahmen in zehn Handlungsfeldern gestartet, um wieder neuen Schwung in die nationale Strategie der biologischen Vielfalt zu bringen.

"Daher ist es auch wichtig, mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft zu haben, die Fördermittel in der Agrarwirtschaft abzubauen und mehr Mittel für den Umweltschutz zur Verfügung zu stellen", so die Staatssekretärin. Auch auf weiteren Gebieten müsse einiges getan werden, in der Waldwirtschaft, im Bereich des Gewässerschutzes und bei der Energiegewinnung. "Das alles geht aber nur im gemeinsamen Konsens." Man müsse den Dialog suchen und die Menschen dafür begeistern, dass die Natur eine richtig gute Anlage in die Zukunft sei.

In der Diskussion ging es um vielfältige Themen, unter anderem um das Insektensterben, aber auch um die Sorgen der Landwirte, die durch die zunehmenden Forderungen des Naturschutzes in der Landwirtschaft ihre Existenzgrundlage gefährdet sehen. "Es wird nie etwas geben, wo es keine Kehrseite gibt", so Schwarzelühr-Sutter.

Wolfgang Schlund, Leiter des Nationalparks Schwarzwald, betonte, dass man an der Belastungsgrenze der Natur sei, man müsse handeln. "Die Natur reagiert auf den Zufall, wir meinen immer, wir können die Natur regeln." Vielleicht müsse man einfach weniger tun und die Natur sich selbst überlassen, riet der Biologe.