Kriminalität: Belastung in Baiersbronn unter dem Schnitt / Verkehrssituation am Ruhestein problematisch

Unter dem Durchschnitt bewegt sich die Kriminalitätsbelastung in Baiersbronn. In einigen Bereichen – unter anderem bei den Körperverletzungsdelikten – sind die Fallzahlen gestiegen. Das berichtete Polizeioberrat Gerold Schumacher im Gemeinderat.

Baiersbronn. Gerold Schumacher fasste in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats die Themenschwerpunkte zusammen und schilderte anhand von Fallzahlen und Statistiken die aktuelle Lage.

Schumacher teilte mit, dass das Polizeipräsidium Pforzheim am 1. Januar die Arbeit aufnehmen werde, dort soll auch der Kriminaldauerdienst eingerichtet werden. Die übrigen Strukturen blieben unverändert. Nach wie vor sei der Personalstand ein Thema in vielen Dienststellen, in Freudenstadt liege der Altersdurchschnitt bei 42,3 Jahren. Die Entwicklung der Straftaten in Baiersbronn könne als relativ gleichbleibend bezeichnet werden, in Klosterreichenbach sei ein Anstieg verzeichnet worden. Auf Nachfrage von Gemeinderat Karlheinz Nestle (FWV) erklärte der Dienststellenleiter der Polizei in Freudenstadt, dass es zu dem Anstieg keine konkreten Erklärungen gebe.

Angestiegen ist in Baiersbronn im vergangenen Jahr laut Schumacher die Zahl der Körperverletzungsdelikte und der schweren Diebstähle. Die Gründe dafür seien vielfältig. Insgesamt bewege sich die Kriminalitätsbelastung im Vergleich aber immer noch unter dem Durchschnitt. Auch für Baiersbronn sei ein erhöhter Anteil nicht deutscher Tatverdächtiger zu verzeichnen.

Aggressive und gereizte Stimmung

Thema war auch die Verkehrssituation am Ruhestein. "Abschleppen ist ein Wunsch, den wir häufig hören. Allerdings könnten wir so viel abschleppen, dass wir alle Abschleppdienste in Baden-Württemberg benötigen würden", machte Schumacher deutlich. Es sei eine schwierige Situation da oben, die Polizei habe nicht genügend Personal gerade an den Wochenenden, und es herrsche eine aggressive und gereizte Stimmung bei den Verkehrsteilnehmern. "Ein Parkleitsystem könnte ein möglicher Lösungsansatz sein", so Schumacher.

Ebenfalls Rede und Antwort stand Kriminalhauptkommissar Peter Nitsch, der Leiter des Kriminalkommissariats in Freudenstadt. Was den Überfall auf den Bahnhofskiosk in der vergangenen Woche angeht, sprach Nitsch von guten Ermittlungsansätzen. Die Ermittlungen würden laufen, und man hoffe, die Täter identifizieren zu können.

Die Rauschgiftkriminalität sei kein Problem in der Gemeinde Baiersbronn, auch keines der Schulen, so Nitsch. "Es ist ein Problem der Gesellschaft. Die Legalisierung von Marihuana ist in der Diskussion, und die Jugendlichen haben immer mehr Geld zur Verfügung." Aktuell habe die Polizei sechs Jugendliche mit Rauschgift in Baiersbronn aufgegriffen. Es werde jeder Hinweis aus der Bevölkerung ernst genommen. "Wir haben keine Brennpunkte in Baiersbronn", teilte der Leiter des Polizeipostens Baiersbronn, Christof Wanke mit. Im vergangenen Jahre habe der Polizeiposten rund 900 Vorgänge bearbeitet, die spektakulären Fälle würden von der Kriminalpolizei übernommen. Oft habe man viele zeitintensive Nebenschauplätze. Körperverletzungsdelikte hätten zugenommen.

Personelle Engpässe auf dem Posten

Auf Nachfrage von Gemeinderat Gerhard Gaiser (SPD) erklärte Wanke, dass es natürlich personelle Engpässe in Baiersbronn gebe. Der Posten sei grundsätzlich besetzt, außer am Wochenende. "Wenn Personal fehlt, und wir raus müssen, dann kann es sein, dass keine Besetzung da ist. Eine stärkere Präsenz in Baiersbronn ist aus personeller Sicht nicht möglich", führte Wanke aus. "Ist die Polizei durch das Land zum Beispiel mit Fahrzeugen zu schlecht ausgestattet?", fragte Gaiser. Gerold Schumacher betonte, dass es personell immer noch Engpässe gebe, aber die Ausstattung stimme. Karlheinz Nestle bemängelte die Wartezeiten bei tödlichen Unfällen. "Es ist meiner Ansicht nach nicht Aufgabe der ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleute, stundenlang am Unfallort auf das Eintreffen der Polizei zu warten", so Nestle. "Ich habe dazu keine Informationen. Wenn es Optimierungspotenzial gibt, versuchen wir, es auszuschöpfen", so Schumacher.

Gemeinderat Bernd Bühner (FWV) regte sich über die "hirnlosen Motorradfahrer" auf der Strecke Richtung Ruhestein auf. "Die muss man doch irgendwie in den Griff kriegen", so Bühner der damit Probleme mit einer kleinen Gruppe ansprach. Man sei an dem Thema Motorradfahrer dran, das aber landesweit diskutiert werde, sagte Schumacher. Auf Nachfrage von Gemeinderat Lutz Hermann (FDP/UBL) über die Zusammenarbeit mit der Drogenberatung erklärte Peter Nitsch, dass es diese gebe, aber man nur stichhaltigen und konkreten Hinweisen nachgehen könne.