Verlassen Baiersbronn im September: Wolfgang und Iris Sönning.Foto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Pfarrerehepaar Sönning verlässt Baiersbronn / Engagement für Flüchtlinge und bei Notfallseelsorge

Im Hausflur stehen bereits die Kisten und auch die Zimmer wirken schon recht leer: Nach 14 Jahren wird das Pfarrerehepaar Iris und Wolfgang Sönning Anfang September Baiersbronn verlassen.

Baiersbronn-Röt/Mitteltal. Während sich der 65-Jährige auf den Ruhestand nach fast 40 Jahren als Pfarrer vorbereitet, nimmt seine Frau Iris, die gerade 60 geworden ist, eine neue Aufgabe in Angriff. Die Sönnings werden nach Kirchheim unter Teck ziehen. Von dort, aus dem Landkreis Esslingen, stammt Wolfgang Sönning. Sein Vater lebt dort, und auch die Enkelkinder locken die Sönnings wieder in die alte Heimat.

Dort wartet bereits eine neue Stelle auf Iris Sönning. "Es wird keine Gemeindepfarrstelle mehr sein, sondern eine sogenannte bewegliche Pfarrstelle, bei der ich zu 50 Prozent Aufgaben im Kirchenbezirk übernehme und Religionsunterricht in der Schule gebe", sagt sie.

Baiersbronn und seine Ortsteile sind Iris Sönning ans Herz gewachsen, ihr Standbein war immer die Jakobusgemeinde Röt, die erstmals in der Geschichte der Kirchengemeinde eine eigene Pfarrstelle mit 50 Prozent bekommen hatte. Im Lauf der Jahre übernahm sie mit jeder Menge Engagement viele Vertretungen in den Teilorten.

"Mir war es immer wichtig, den kleinen Ort Röt zu stärken, ihm ein eigenes Profil zu geben, und auch die Zusammenarbeit mit den Vereinen war mir ein Anliegen", sagt sie. Der Adventsweg in Röt, bei dem alle Vereine zusammenarbeiten, oder auch der Ostergarten in Klosterreichenbach gehen auf ihre Initiative zurück. Gerne erinnert sie sich an die vielen engagierten Mitstreiter zurück – und an zahlreiche Begegnungen bei schönen und auch schmerzlichen Anlassen. Prägend seien ihre Einsätze als Notfallseelsorgerin gewesen, erzählt sie. Doch das kollegiale Miteinander und die regelmäßigen Treffen hätten dabei geholfen, auch schwere Erlebnisse zu verarbeiten.

Herrlicher Blick auf Mitteltal

"Ich werde Röt vermissen", sagt Iris Sönning. Sie war im Kirchenchor aktiv und gestaltete als passionierte Musikerin gern die musikalischen Gottesdienste mit. "Die Stelle in Röt fällt ja leider aufgrund des Pfarrplans ganz weg, sodass Röt nun von Klosterreichenbach aus betreut wird", sagt sie.

Für ihren Mann Wolfgang Sönning gibt es auch im Ruhestand viele Dinge die ihn beschäftigen werden. "Ich muss nicht lange überlegen. Die Familie wird mich brauchen, und auch das Haus wird einige Zeit in Anspruch nehmen, bis wir es eingerichtet haben", sagt Wolfgang Sönning.

Seine Hobbys zu pflegen, ist einer seiner vielen Vorsätze für den Ruhestand. Neun Gitarren besitzt er mittlerweile. Die Musik war schon immer sein Steckenpferd. Den herrlichen Blick aus dem Pfarrhaus in Mitteltal werde er vermissen, den Auto- und Motorradlärm in der Ruhesteinstraße dagegen weniger. Insgesamt sei es eine schöne und erfüllte Zeit in Mitteltal gewesen.

"Ich weiß nicht, ob ich viel geprägt habe, aber es hat sich doch einiges verändert in meiner Zeit hier als Pfarrer", sagt er. Der demografische Wandel sei immer mehr spürbar, junge Familien würden wegziehen, auch weil es keine Bauplätze gebe.

Den Arbeitskreis Asyl hat Wolfgang Sönning zur Zeit der großen Flüchtlingswelle ins Leben gerufen und sich dort sehr engagiert. Das Engagement für die Kirche im Nationalpark war ihm ebenfalls wichtig.

"Ich hatte immer nur eine Predigtstelle hier in Mitteltal, sodass ich die Möglichkeit hatte, mich in weiteren Feldern kirchlicher Arbeit im Kirchenbezirk Freudenstadt zu engagieren", sagt er. Die Führungen zum Thema Schöpfung im Nationalpark gehen mit auf seine Initiative zurück und bei der Kirchenrenovierung in Mitteltal 2017 hat er maßgeblich mitgewirkt.

"Auch das Jubiläum 150 Jahre Christuskirche war für mich ein tolles Erlebnis", erinnert er sich. Viele Mitteltäler seien ihm ans Herz gewachsen. Er und seine Frau seien immer gerne in Mitteltal und Röt gewesen, aber nun gehe es weiter und er hoffe, dass die Stelle in Mitteltal wieder schnell besetzt wird. Eine große Herausforderung sei die Corona-Zeit gewesen.

Iris Sönning wird am Sonntag, 26. Juli, ab 9.30 Uhr im Kurhaus in Röt verabschiedet, für Wolfgang Sönning wird es einen Gottesdienst am 2. August ab 10 Uhr und einen zweiten ab 17 Uhr geben. Die Plätze sind begrenzt. Sie gingen nicht gerne, aber sie freuten sich auf die Zukunft, sagen die beiden.