Abnehmen: Gerade in Pandemie-Zeiten kämpfen viele mit einigen Pfunden zu viel auf den Rippen
Ob alleine oder gemeinsam in einer – in Pandemie-Zeiten virtuellen – Gruppe: Seit vielen Jahren kämpft Silvia Rothfuß gegen Übergewicht. Früher erfolgreich gegen das eigene, heute berät sie als Coach in Kursen andere Betroffene.
Baiersbronn/Freudenstadt. Dass in Coronazeiten ihre Arbeit nötiger denn je ist, überrascht die erfahrene Leiterin von "Lebe leichter – genial normal zum Wunschgewicht"-Kursen nicht. Neigen doch ihrer Beobachtung nach im Lockdown auffallend viele Menschen dazu, größere Mengen zu essen als sonst. Wenn das mit fehlender Bewegung einhergeht, ob dem Homeoffice oder den ausgesetzten Treffen von Sport- und Trainingsgruppen geschuldet, und dies alles gar noch mit Frust über die Pandemieeinschränkungen verbunden ist, ist eine rasante Gewichtszunahme vorprogrammiert, kollektives Übergewicht ist die Folge.
Was den Bewegungsmangel anbelangt, hat Rothfuß beobachtet: "Wer sich auch bei schlechtem Wetter bewegen möchte, findet Wege, wer das nicht will, findet Gründe." Dabei ist Bewegung – empfohlen werden in ihren Kursen 30 Minuten täglich – eine der Säulen des von ihr propagierten Programms.
Dieses Zwölf-Wochen-Programm hat die in Baiersbronn lebende Silvia Rothfuß vor sieben Jahren zunächst einmal bei sich selbst ausprobiert. Sie war stark übergewichtig und schaffte es damals, 25 Kilogramm abzunehmen und ihr Gewicht seither zu halten.
Voll überzeugt ließ sie sich daraufhin zur Kursleiterin ausbilden. Seither betreut sie jährlich mehrere Gruppen, derzeit in Online-Kursen, oder im Einzelcoaching. In Nicht-Pandemie-Zeiten bietet sie Kurse bei der Volkshochschule und in verschiedenen Orten in der Umgebung an. Rothfuß ist überzeugt davon, dass Abnehmen gerade auch in Lockdown-Zeiten gut funktionieren kann, beinhaltet doch ihrer Überzeugung nach das Homeoffice die Chance, sich gesünder zu ernähren: "Dabei kann sich doch fast jeder zwischendurch eine gesunde Kleinigkeit kochen", schlägt sie vor.
Nachgeschöpftwird nicht
Bei dem Programm, mit dem sie arbeitet, müssen nur wenige Prinzipien, deren Umsetzung relativ einfach ist, eingehalten werden. Grundprinzip ist, täglich nicht mehr als drei Mahlzeiten zu essen. Jede Mahlzeit soll nicht mehr als einen Teller umfassen, nachgeschöpft wird nicht, empfohlen wird viel Gemüse. Unbedingt eingehalten werden sollen die Essenspausen zwischen den Mahlzeiten: Erlaubt ist zwischendurch nichts.
Lediglich zweimal pro Woche ist zusätzlich ein "Maxi", ein Stück Kuchen, eine Süßigkeit oder ein Glas Wein, erlaubt. Täglich sollten mindestens zwei bis drei Liter Wasser oder Tee getrunken werden. Unbestritten ist, dass manche Ernährungsgewohnheiten für die Gesundheit nicht unbedingt förderlich sind und dass starkes Übergewicht krank macht. In Pandemiezeiten wird dies besonders deutlich.
Angesichts voller Supermarktregale sollte andererseits gesunde Ernährung eigentlich kein Problem darstellen. Dass diese Angebotsfülle allerdings kaum gesündere Ernährung zeitigt, beobachtet Rothfuß in allen ihren Gruppen. Denn beim Blick auf ihre Essgewohnheiten berichten viele Teilnehmer über den Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel, über den Verzehr von vielen fettigen, süßen und deshalb ungesunden Fertigprodukten. Dazu kommt ein gesellschaftliches Schönheitsideal, das einen makellosen und vor allem schlanken Körpers propagiert.
Der Weg zum Kalorienzählen, zur nächsten (Reduktions-)Diät und dem oft anschließend auftretenden Jo-Jo-Effekt ist vorprogrammiert. Dabei ist die Auswahl an Diäten riesig. Das Angebot ist unübersichtlich, ständig wechselnd, der gesundheitliche Nutzen mancher Reduktionsdiäten fraglich. Erwiesen ist, dass Abnehmen in einer Gruppe leichter geht.
Welche Wirkungen der gemeinsame Abnehmkurs – ob als Präsenzkurs oder Online-Meeting – hat, zeigen die Rückmeldungen von Kursteilnehmerinnen. Ein Arbeitsauftrag war für eine der Teilnehmerinnen allerdings nicht möglich: Sie sollte an ihrem Kühlschrank ein Foto von sich in schlanken Zeiten hängen. Für sie eine unlösbare Aufgabe: "Wie soll das gehen? Ich war doch nie schlank."
Allgemeines Verständnis erntete eine andere Frau mit ihrer Begründung, weshalb sie in der vergangenen Woche mehr als die erlaubten zwei "Maxis" verzehrt hatte: "Eis schmeckt mir eben nur mit Sahne – ganz oder gar nicht."
Doch parallel dazu ist es ihr gelungen, Sport, vor allem Trampolinspringen, in ihren Tagesablauf einzubauen. So beendete sie trotz eigenwilliger Regelinterpretation den Kurs mit einem Minus von acht Kilogramm.