Nun ist es Gewissheit: Ein Wolf steckt hinter den Schafsrissen in Huzenbach. (Symbolbild) Foto: Thissen

Ergebnis von genetischer Untersuchung liegt vor. Ende Juli gerissene Schafe sind Wolf zum Opfer gefallen.  

Baiersbronn-Huzenbach - Was befürchtet worden war, ist jetzt Gewissheit: Die beiden Schafe, die Ende Juli in Baierbronn-Huzenbach tot aufgefunden wurden, sind von einem Wolf gerissen worden. Offen ist, ob es sich um dasselbe Tier handelt, das schon zwei Mal in Bad Wildbad zugeschlagen hatte und dessen Spur mehrfach im Kreis Freudenstadt nachgewiesen wurde.

Dass es sich beim jüngsten Fall Ende Juli in Huzenbach um einen Wolfsriss handelt, hat die genetische Untersuchung von Abstrichen im Senckenberg-Institut ergeben, teilte das Umweltministerium in Stuttgart am Donnerstagnachmittag mit. Die Spuren hätten Mitarbeiter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) noch am selben Tag vor Ort gesichert.

Lamm bleibt verschwunden

Wie berichtet, wurden die beiden toten Schafe am 31. Juli in Huzenbach entdeckt. Sie stammten aus einer Herde von 20 Tieren. Ein drittes Schaf, ein Lamm, ist seitdem verschwunden.   Laut Schafhalter Marcel Ziefle habe die Herde rund 200 Meter entfernt von seinem Haus geweidet. Sie sei, wie empfohlen, mit einem 90 Zentimeter hohen elektrischen Zaun gesichert gewesen. Der Zaun sei allerdings "völlig zerstört" gewesen. Ziefle geht davon aus, dass der Wolf wohl in die Herde eingedrungen war und die Schafe in Panik den Zaun selbst eingerissen haben.

Die FVA sei nach Untersuchung der Spuren vor Ort zur Erkenntnis gekommen, dass der Zaun zwar "insgesamt gut aufgestellt" gewesen sei, aber "nicht ausreichend geerdet" und der Stromschlag damit zu schwach gewesen sei, heißt es nun aus Stuttgart. Weder ein Ausbruch der Schafe, noch das Eindringen eines Wolfes könnten jedoch ohne ausreichende Erdung zuverlässig verhindert werden. Zifle hatte seine Herde nach dem Angriff nach Schönedrund weitergetrieben und mit einem erhöhten und einem zweiten Zaunring zusätzlich gesichert.

Die Fachleute der FVA gehen davon aus, dass es sich um den Wolf mit dem offiziellen Kürzel "GW 852m" handelt, heißt es in der Mitteilung des Umweltministeriums weiter. Dieser Wolf, ein männliches Einzeltier, hatte zuletzt im April in Bad Wildbad zugeschlagen. Bei dem Angriff verendeten 44 Tiere, zahlreiche davon ertranken offenbar in Panik in der Enz. Bereits im November waren vom selben Wolf dort drei Schafe gerissen worden.

Spuren von "GW 852m" seien bereits wiederholt im Nordschwarzwald nachgewiesen worden. Da die jetzt in Huzenbach gesicherten Proben aber auch mit Fuchsspuren verunreinigt gewesen seien, habe das Senckenberg-Institut das Genmaterial "keinem Wolfsindividuum zuordnen" können.   Nach den Feststellungen der FVA vor Ort belege die Spurenlage, dass die Schafe außerhalb des Zauns getötet wurden.

Entschädigung für Halter

André Baumann, Umwelt-Staatssekretär, sichert dem betroffenen Nebenerwerbs-Landwirt finanzielle Entschädigung zu. Der Schafhalter erhalte "zeitnah und unbürokratisch" Geld aus dem Ausgleichsfonds Wolf. "Wir brauchen Weidetiere gerade auch im Nordschwarzwald. Die Schaf- und Ziegenbeweidung ist aus Sicht des Naturschutzes nicht ersetzbar", sagte der Staatssekretär, der den Schafhalter kurz nach dem Vorfall persönlich besucht hatte.

Wichtig sei, dass der Wolf sich jetzt nicht daran gewöhnt, in unzureichend gesicherten Herden "einen gedeckten Tisch vorzufinden", so Baumann. Der Vorfall in Huzenbach zeige erneut, dass die Nutztiere im Nordschwarzwald "jetzt so schnell wie möglich wolfssicher eingezäunt" werden müssten.   Über die "Förderkulisse Wolfprävention im Nordschwarzwald", ausgewiesen seit dem 25. Mai, fördere das Land Investitionen in den Herdenschutz, etwa den Bau von Elektrozäunen, mit 90 Prozent der Kosten. "Der Wolf muss einen ordentlichen Schlag bekommen, wenn er sich einer Schafherde nähert", sagt Andre Baumann. Das erhöhe die Chancen, dass er sich "doch lieber im Wald seine Nahrung sucht, wo er genügend Rehe, Hirsche und Wildschweine finden kann."

Bei noch unzureichendem Herdenschutz können Nutztierhalter kurzfristig über die FVA vom Umweltministerium bereitgestellte Notfall-Zaunsets sowie Flatterband mit Stangen für 1,20 Meter Höhe ausleihen.