Hermann Bareiss (rechts) ist ein Familienmensch. Der rüstige Jubilar freut sich, seinen 75. Geburtstag mit Sohn Hannes sowie mit dessen Frau Britta und den Enkelinnen Hanna und Heidi feiern zu können. Foto: Hotel Bareiss

Hotelier Hermann Bareiss feiert seinen 75. Geburtstag. Wohlfühloase der Feinschmecker derzeit eine Baustelle.

Baiersbronn - Er ist ein Grandseigneur, Gastgeber aus Leidenschaft und höchst erfolgreicher Hotelier "mit dem Herz am rechten Fleck" – wie man im Südwesten sagen würde: Hermann Bareiss. Der Patron und Hotelier des Hotels Bareiss, das zu den besten Häusern der Welt zählt und in der Sternehochburg Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) beheimatet ist, feiert an diesem Mittwoch seinen 75. Geburtstag. Und das ganz unprätentiös.

Dafür gibt es einen einfachen Grund: Die Wohlfühloase und Lieblingsadresse der Feinschmecker ist derzeit kaum wiederzuerkennen. Das Hotel gleicht einer Großbaustelle. Gäste sucht man vergebens. Momentan gilt es, die größte Baumaßnahme in der Geschichte des Hotels zu stemmen. Hermann Bareiss indes gibt sich gelassen. Er beantwortet die Interviewfragen zum "75." in Ruhe und mit Bedacht, lässt aber immer wieder seinen Blick hinaus in den Hermine-Bareiss-Weg schweifen. Wo sonst die Autos der Gäste parken, stehen ausgediente Küchenmöbel aus Edelstahl, so weit das Auge reicht. Mit einem Kran werden sie auf Lastwagen geladen und abgefahren.

250 Handwerker aus Baiersbronn und der Region sind Tag und Nacht am Werk, damit auch alles pünktlich fertig wird, wenn in knapp vier Wochen, an Gründonnerstag, 250 Gäste anreisen und schöne Tage genießen möchten. "Über Ostern sind wir komplett ausgebucht", sagt der Hotelier mit einem gelassenen Lächeln. Mit der Baumaßnahme erfährt das 5-Sterne-superior-Haus einen Quantensprung an Komfort und Modernität, um auch für die Zukunft erstklassig aufgestellt zu sein. Schließlich gilt es, die unzähligen Auszeichnungen im In- und Ausland – beispielsweise für bestes Frühstück oder bestes Resort in Europa – halten und ausbauen zu können.

Im Interview zum 70. Geburtstag erzählte Hermann Bareiss noch, dass er kürzertreten wolle, aber davon ist – zumindest in diesen Wochen – nicht viel zu spüren. Mit leuchtenden Augen berichtet er von der zweijährigen Planungsphase für den Umbau und den schier nicht enden wollenden Sitzungen mit Architekten und Handwerkern. Hermann Bareiss ist ganz in seinem Element. Zweifel, dass irgendetwas nicht funktionieren könnte, gibt es bei ihm nicht, und gab es auch nie, wie er versichert.

Mittlerweile ist mit Sohn Hannes und dessen Frau Britta die dritte Generation am Zug

Hartnäckigkeit dürfte wohl eine der größten Tugenden von Bareiss sein, ohne die vermutlich heute vieles nicht so wäre, wie es ist. Bereits als er 1966 nach Lehr- und Wanderjahren dem Ruf seiner Mutter Hermine folgte, und in seine Heimat nach Mitteltal zurückkehrte, blickte er immer nach vorn – nie zurück. Er nahm die Zukunft in die Hände und erweiterte das damalige "Kurhotel Mitteltal" in einer dreijährigen Bauphase von 65 auf 180 Betten. Und das bei laufendem Betrieb. "Das wäre heute undenkbar." 1992 wurde aus dem "Kurhotel Mitteltal" dann schließlich das "Hotel Bareiss im Schwarzwald".

Seither ist das Haus durch den Namen unmittelbar mit der Familie verknüpft. "Und das ist einzigartig", freut sich Bareiss. Denn mittlerweile ist mit Sohn Hannes und dessen Frau Britta die dritte Generation am Zug. Bereits vor drei Jahren hat Hermann Bareiss seinem Sohn den operativen Part des Hotels übergeben. "Ich habe über mehrere Jahre intensiv an der Nachfolgeregelung gearbeitet", sagt er.

Und auf die Frage nach dem "privaten Hermann" folgt heftiges Nicken. "Den gibt’s. Er wird von Jahr zu Jahr privater", verrät er schmunzelnd. Seine beiden Enkelinnen Hanna und Heidi genießen die Zeit mit ihrem Opa – und der kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Gemeinsame Ausflüge und Essen, die liebe er. Im Kreise der Familie zusammenzusitzen, gemeinsame Zeit zu verbringen und zu plaudern, das ist Hermann Bareiss lieb und teuer. "Es ist schön, die Enkelkinder heranwachsen zu sehen, und mitzuerleben wie es in der Familie weitergeht."

Aber nicht nur für die Familie hat der nun 75-Jährige mehr Zeit, sondern auch für die Gäste, denn Hermann Bareiss ist nunmal Gastgeber mit Leib und Seele. Mittwochs bis sonntags ist er im Hotel, macht Honneurs, unterhält sich mit den Gästen am Gästestammtisch, wandert mit ihnen, oder erzählt ihnen spannende Geschichten aus seinem Leben.

Davon gibt es einige. So hat Hermann Bareiss nicht nur unzählige Um- und Anbauphasen am Hotel mitgestaltet und begleitet, sondern auch über das Hotel hinaus reichte seine Bauaktivität. So erwarb er im Jahr 2003 den 226 Jahre alten Morlokhof und restaurierte ihn gemeinsam mit der Mitteltaler Architektin Sabine Rothfuß.

Viele Mitteltaler hatten seinerzeit wenig Verständnis für die Aktion, die sie mit Kopfschütteln begleiteten, wie Bareiss lachend schildert. Heute ist das "alte Gelump" – wie die Mitteltaler den Hof mit Ausgedinghaus, Backhaus sowie Kräuter- und Gemüsegarten bezeichneten, ein wahres Schmuckstück und lockt Gäste aus nah und fern nach Mitteltal. Von der Kritik hat sich Bareiss nicht beirren lassen. Und wo einst Wunderheiler und Bauern lebten, können heute Gäste Hochzeiten, Geburtstage, Taufen und vieles mehr feiern und bei kulinarischen Genüssen die besondere Atmosphäre genießen, die der Hof ausstrahlt.

"Dem Gast ein Stück Heimat zu geben, das haben wir uns zum Ziel gesetzt", betont er

Als Bareiss vor wenigen Jahren die Fischzucht in Buhlbach erwarb, wurde auch hier gebaut. Der Forellenhof im Baiersbronner Ortsteil erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit und dient, wie auch die Wanderhütte Sattelei, als beliebtes Ausflugsziel.

"Dem Gast ein Stück Heimat zu geben, das haben wir uns zum Ziel gesetzt", betont Bareiss und weist darauf hin, dass dies nur funktionieren könne, wenn das gesamte Team an einem Strang ziehe. Der Service entscheide über den Erfolg. Und damit der exzellent ist, wird daran ständig gearbeitet. Ein Nein für den Gast gibt es nicht.

Das Hotel ist sein Leben. Ein Leben ohne Hotel scheint für Bareiss kaum vorstellbar. "Das Hotel hat mich über viele Jahre zwar voll und ganz beansprucht, aber ich bin auch voll und ganz darin aufgegangen", erzählt er rückblickend. "Arbeit war das für mich nie. Der begleitende Erfolg hat weniger schöne Erlebnisse kompensiert".

Aber eines dürfe man bei alledem nicht vergessen, merkt Bareiss an. Dabei spürt man gleich, wie verwurzelt er in seiner Heimat doch ist: "Ohne die Mitteltaler, die vieles mitgetragen und unterstützt haben, und natürlich die Mitarbeiter des Hotel Bareiss, hätten wir all das nicht erreicht."

Seinen Geburtstag begeht er im Kreise seiner Familie mit gutem Essen und gutem Wein. So wie es Genießer Hermann Bareiss gerne mag. Im Anschluss geht es zurück auf die Baustelle, um nach dem Rechten zu schauen. Richtig groß gefeiert wird ein andermal.