Hermann Bareiss­ wacht über seinem Lebenswerk. Foto: sb

Er zählt zu den erfolgreichsten Hoteliers Baden-Württembergs. 2012 zum besten Resort Europas gekürt.

Baiersbronn - Das Hotel Bareiss ist eine der Lieblingsadressen von Feinschmeckern, die Küche lockt mit drei Sternen. Es wird zudem das beste Frühstück in Europa serviert, und im Dezember 2012 wurde es zum besten Resort Europas gekürt. Eigentlich könnte Hotelier, Gastgeber und Patron Hermann Bareiss gelassen die Hände in den Schoß legen. Aber wer Hermann Bareiss kennt, der weiß, dass er dies sicher nicht tun wird.

Am morgigen Donnerstag feiert der charmante Hotelier aus Baiersbronn-Mitteltal (Kreis Freudenstadt) seinen 70. Geburtstag. Mehr als 300 geladene Gäste aus Politik, Gesellschaft, Gastronomie und Hotellerie werden dem Jubilar die Ehre erweisen.Auch mit nunmehr 70 Jahren gehen dem unermüdlichen Hotelier die Ideen nicht aus. Es wird angebaut, umgebaut, umgestaltet. »Unsere Stammgäste erwarten das«, sagt er und schmunzelt.

Aber eines ist sicher: Ohne seine Hartnäckigkeit, eine seiner größten Tugenden, wäre Hermann Bareiss sicherlich nicht so weit gekommen. Die Erfolgsgeschichte reicht weit zurück und beginnt mit der Mutter von Hermann Bareiss: Hermine. Nach dem frühen Tod ihres Mannes, dem Förster Jakob Bareiss, der in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs ums Leben kam, stand die junge Witwe mit zwei kleinen Kindern allein da. So machte sie 1947 aus der Not eine Tugend und übernahm das Gasthaus Kranz in Mitteltal.

»Entweder Du kommst nach Hause, oder ich verkaufe das Hotel, sagte sie zu mir. Und dann hatte ich die Bescherung« 1950 kaufte Hermine Bareiss den Bauplatz im Gärtenbühl. Wenig später begann der Bau des Kurhotels Mitteltal, das am 1. Mai 1951 eröffnet wurde. Der erste Anbau erfolgte bereits zwei Jahre später.

Es gefiel den Gästen im Schwarzwald. Zug um Zug wurde an- und ausgebaut. Neue Restaurants kamen hinzu. Das Hotel erfreute sich großer Beliebtheit. Erst im Jahr 1992 wurde aus dem »Kurhotel Mitteltal« das »Hotel Bareiss im Schwarzwald«. »Anfangs hatten wir große Angst, ob die Gäste das auch verstehen«, erinnert sich der Hotelier. Doch die Sorge sei völlig unbegründet gewesen. Heute sei das Haus durch den Namen unmittelbar mit der Familie verknüpft: »Das ist einzigartig.«Nach seinem Schulabschluss absolvierte Hermann Bareiss eine Lehre als Koch. Dieser schlossen sich Stationen in Paris, London und Kairo an, bevor er die Stelle als Direktionsassistent im renommierten Hotel Bachmair in Rottach-Egern am Tegernsee antrat.

Gerade noch am Beginn seiner Laufbahn und mit großen Plänen, wo überall in der Welt er noch Erfahrungen sammeln möchte, erreichte ihn der Anruf seiner Mutter. »Entweder Du kommst nach Hause, oder ich verkaufe das Hotel, sagte sie zu mir. Und dann hatte ich die Bescherung«, erinnert sich Bareiss lächelnd. »Ich wollte doch noch so gerne die Welt sehen.« Doch er folgte dem Ruf seiner Mutter, die gesundheitlich angeschlagen, nicht mehr in der Lage war, das Hotel alleine zu führen. 1973 übernahm er das Haus. Dass »die Bescherung«, wie er es formuliert, letztlich alles andere als schlimm ausfallen würde, konnte der junge Hotelier damals ja noch nicht wissen.

Früher waren es hauptsächlich die »Luftschnapper« aus Nordrhein-Westfalen, die im Schwarzwald »urlaubten«. Heute heißt der Hausherr neben den Gästen aus Deutschland, auch Familien aus der Schweiz, Frankreich, Belgien und den Niederlanden willkommen. »30 Prozent der Gäste kommen aus Europa. Das ist ziemlich einmalig für ein deutsches Ferienhotel«, betont Bareiss. Viele der Stammgäste reisen bereits in der dritten oder vierten Generation an. Die Gäste fühlen sich wohl im Schwarzwald.Und im »Bareiss«. Das liegt nicht nur daran, dass das Hotel Bareiss im Schwarzwald ein schönes Haus ist, weiß der Hausherr. »Die Materialschlachten sind längst vorbei.« Mit Eckbadewannen oder besonderer Ausstattung könne man heute nicht mehr punkten, oder sich gar am Markt behaupten. »Dem Gast ein Stück Heimat zu geben, das haben wir uns zum Ziel gesetzt«, betont Bareiss und weist auch gleich darauf hin, dass dies nur funktionieren könne, wenn das gesamte Team an einem Strang ziehe.

Der Service entscheide über den Erfolg. Und damit der exzellent ist, wird daran ständig gearbeitet. So lautet denn auch die Philosophie des Hauses: Ein Nein für den Gast gibt es hier nicht. Hermann Bareiss ist Gastgeber mit Leib und Seele. Genau das schätzen auch die Gäste. Sie freuen sich, wenn der Hausherr abends in den Restaurants die Honneurs macht, fragt, wie es ihnen geht, was sie Schönes erlebt haben und ob alles in Ordnung ist.

»Für die Menschen hier bin ich der Hermann«: Am 27. März gibt es abends ein Fest für alle Bürger in der Weißenbachhalle Weil das »Bareiss« ein Familienhotel ist, kommen auch die Kinder hier auf ihre Kosten. In der Villa Kunterbunt können sie spielen, oder auf dem neuen Abenteuerspielplatz im Waldpark herumtoben. Mit der Villa Sternenstaub, die ganz neu hinzugekommen ist, oder dem Baumhaus gibt es viele Möglichkeiten, spannende Urlaubstage zu gestalten.

Aber noch etwas liegt Hermann Bareiss sehr am Herzen. Das Verwurzeltsein in der Heimat. Er ist sich sicher, dass in der hektischen und lauten Welt draußen viele Menschen nach ihren Wurzeln und dem Verwurzeltsein suchen. Umso wichtiger ist ihm, den Gästen ein Stück Heimat zu schenken. Hermann Bareiss ist Mitteltaler. Darauf legt er großen Wert. Hier ist er geboren und aufgewachsen. »Für die Menschen hier bin ich der Hermann«, betont er.

So ist für ihn auch selbstverständlich, dass er auch die Mitteltaler zu seinem Geburtstag einlädt. Am morgigen Donnerstag gibt es abends ein Fest für alle Bürger in der Weißenbachhalle des mit 2300 Einwohnern größten Teilortes der Gemeinde Baiersbronn. »Als ich 1966 hierher zurückkam, war ich ein Fremder. Aber heute bin ich ein Mitteltaler«, so Bareiss lächelnd. Es habe sich über all die Jahre eine Nähe und Freundschaft zu den Menschen im Ort entwickelt.

»Auch das ist ein Stück des Erfolgs«, betont er. Als er 2003 den Morlokhof erwarb, erntete er viel Kopfschütteln und Unverständnis im Ort. Was er mit dem »alten Gelump« wolle? Er hat den Hof mit Ausgedinghaus, Backhaus sowie Kräuter- und Gemüsegarten mit der Mitteltaler Architektin Sabine Rothfuß detailgetreu restauriert. Von der Kritik hat er sich nicht beirren lassen. Wo einst Wunderheiler und Bauern lebten, können heute Gäste Hochzeiten, Geburtstage, Taufen und vieles mehr feiern und bei kulinarischen Genüssen die besondere Atmosphäre genießen, die der Hof ausstrahlt.

Seit knapp fünf Jahren ist Sohn Hannes mit ins Unternehmen eingestiegen und führt das Haus seither gemeinsam mit seinem Vater. Er wolle sich sukzessive aus dem operativen Geschäft zurückziehen, betont Hermann Bareiss. Das kann er ja morgen gleich mal üben, und sich ausgiebig feiern lassen.