Hirsch Benni scheint sich in Tonbach wohlzufühlen. Foto: Trumpff

Ehemaliger Gehegehirsch zieht in Tonbach viel Interesse auf sich. Nach Schonzeit ist er Wild im Sinne des Jagdgesetzes.

Baiersbronn - Gehegehirsch Benni hat das Revier gewechselt. Der zahme Hirsch, der mit viel Interesse beobacht wird, ist inzwischen offenbar in Tonbach daheim. Doch nach der Schonzeit könnte er jederzeit geschossen werden.

Fast vier Monate ist es her, dass Gehegehirsch Benni aus dem Rotwildgehege Ellbach in Mitteltal ausgebüxt ist. Damals war beim Sturm Bianca ein Baum auf den Zaun des Geheges gestürzt, und Benni nutzte die Chance.

Nachdem alle Versuche gescheitert waren, den zahmen und an Menschen gewöhnten Hirsch wieder in sein Gehege zurückzubringen, gab die Gemeinde das Eigentum an dem Hirsch offiziell auf. "Wenn eine bestimmte Zeit verstrichen ist, wird der ehemalige Gemeindehirsch ›normales‹ Wild im Sinne des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes Baden-Württemberg", hatte auch Bürgermeister Michael Ruf in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Baiersbronn deutlich gemacht. Bernd Bühner (FWV), Gemeinderat und Bezirksbeiratsvorsitzender in Tonbach, hatte sich in der Sitzung nach dem Schicksal des entlaufenen Tieres erkundigt. Denn der Hirsch lebt seit einiger Zeit im Ortsteil Tonbach. "Er unterliegt zurzeit der gesetzlichen Schonzeit, mehr Schutz gibt es nicht", hatte Ruf erklärt.

Liselotte Trumpff aus Tonbach kann seit Mitte März den zahmen Hirsch regelmäßig von ihrem Wohnzimmerfenster aus beobachten und hat sich an unsere Zeitung gewandt, um ihre Beobachtungen zu schildern.

Keinerlei Scheu gegenüber Menschen

Er sei östlich der Rainbauerngasse ebenso zu sehen wie beim Landhaus Mühlengrund oder in der Nähe der Pension Otto. "Er zeigt keinerlei Scheu gegenüber Menschen und Hunden, und er geht direkt auf sie zu", so Liselotte Trumpff. Das Tier mache einen friedlichen und keineswegs aggressiven Eindruck. Seine Zeit vertreibe sich Benni mit gemächlichen Spaziergängen und ausgiebigem Äsen. "Er kommt sogar bis an die Zäune und Hecken von Privathäusern heran und ist von morgens bis abends in der Region unterwegs", schreibt Liselotte Trumpff. Inzwischen sei das Geweih gewaltig gewachsen. "Mich interessiert der weitere Lebensweg von Hirsch Benni sehr", sagt sie.

Gemeindeförster Gregor Sprenger hat die Versuche, den ausgerissenen Benni wieder einzufangen, noch lebhaft in Erinnerung. "Wir haben es mit einem Betäubungsgewehr versucht, waren aber leider erfolglos", berichtet er. Die Aufregung in Mitteltal sei groß gewesen, ebenso der Wunsch, wieder einen neuen Hirsch im Gehege zu haben. Daher habe man schnell gehandelt. "Nachdem wir das Eigentum an Benni aufgeben mussten, haben wir aus Forbach Franz-Josef, einen jungen Hirsch, gekauft, der nun im Rotwildgehege sein Zuhause gefunden hat", sagt Sprenger.

Damit sei aber auch klar, dass der Weg zurück nach Mitteltal für Benni nicht mehr möglich sei. Denn zwei Hirsche im Gehege würden sich gerade in der Brunftzeit bekämpfen. Nun liege es bei den zuständigen Jagdpächtern des Gebiets in Tonbach, in dem sich Benni aufhält, ob diese ihn schießen oder nicht. "Ich denke, eher nicht, es sei denn, es gibt Probleme in Vorgärten oder sonstige Dinge, die einen Abschuss notwendig machen", vermutet der Gemeindeförster. Selbst wenn Benni wieder eingefangen werden könnte, was nun in den Zuständigkeitsbereich der Jagdpächter falle, gebe es keine Rückkehr nach Mitteltal.

In Tonbach wird Ausreißer Benni jedenfalls mit viel Interesse beobachtet. Erst kürzlich war er zu Gast im Garten von Fotografin Ulrike Klumpp, die mit dem Handy ein kleines Video von dem zahmen Hirsch gedreht hat.