Harald Wohlfahrt berät künftig das Festspielhaus Baden-Baden. Foto: dpa

Neue Zusammenarbeit für 61-Jährigen in Baden-Baden. Stille Genugtuung für Spitzenkoch nach Trennung von "Traube Tonbach".

Baiersbronn - Spitzenküche trifft hochkarätige Klassik: Harald Wohlfahrt, Drei-Sterne-Koch aus Baiersbronn (Kreis Freudenstadt), berät künftig das Festspielhaus Baden-Baden.

Die Zusammenarbeit, die bereits zu Saisonbeginn 2017/2018 startet, gab die Leitung des Festspielhauses bekannt. Wohlfahrt werde dort die Speisen der Aida-Gastronomie verfeinern.

Damit lässt das nächste Projekt des 61-Jährigen, der zu den besten Köchen Europas zählt, nicht lange auf sich warten. Wie berichtet, hatten sich Wohlfahrt und die "Traube Tonbach" erst Mitte Juli überraschend getrennt, nach 41 Jahren. Das Verfahren vor dem Arbeitsgericht Pforzheim, vor dem Wohlfahrt auf Wiedereinstellung als Küchenchef der "Schwarzwaldstube" geklagt hatte, endete mit einer gütlichen Einigung. Die Hintergründe, die zum Zerwürfnis geführt hatten, blieben intern.

Festspielhaus feiert Partnerschaft als "Coup"

Dass sich Wohlfahrt nicht von heute auf morgen aufs Alternteil zurückziehen würde, damit hatten Kenner der Spitzengastronomie gerechnet. Nach Informationen unserer Zeitung soll der 61-Jährige von einer Reihe von Interessenten umworben worden sein. Das Festspielhaus reibt sich die Finger, feiert die Partnerschaft als "Coup" und verspricht sich davon viel. Auch für Wohlfahrt dürfte dies eine stille Genugtuung sein.

"Ich weiß von Künstlerinnen und Künstlern, aber auch von Konzertbesuchern, die ihren Aufenthalt verlängert haben, um einen Abend bei Harald Wohlfahrt in der ‚Schwarzwaldstube‘ zu verbringen", so Festspielhaus-Geschäftsführer Michael Drautz. Den "Küchenkünstler" als Berater zu gewinnen, passe in die Strategie des größten deutschen Opernhauses, "seinen Gästen einen rundum gelungenen Abend zu bereiten".

Harald Wohlfahrt kochte laut Pressemitteilung schon in seiner Funktion als Küchenchef der "Schwarzwaldstube" für Künstler, die auch im Festspielhaus Baden-Baden auftraten – darunter unter anderem Anne-Sophie Mutter. Sabine Bernhard, Leiterin der Festspielhaus-Gastronomie, erinnere sich noch gern an "eine erste intensive Zusammenarbeit" im März. Für das Diner zum musikalischen Ausklang des G 20-Finanzgipfels im Festspielhaus bereitete Wohlfahrt den Hauptgang: Kalbsmedaillon und geschmortes Kalbsbäckchen im Kräutermantel mit Parmesan-Chip, Hummus und Spitzmorcheln an Schalottenjus. "Unser Team erstarrte fast vor Ehrfurcht", so Bernhard.

Aber Harald Wohlfahrt sei nicht nur Perfektionist, sondern auch Pragmatiker. Allüren seien ihm fremd. Wohlfahrt könne im Aida-Restaurant im Festspielhaus an eine erfolgreiche Entwicklung anknüpfen. Er wolle sich zunächst die bisherigen Speisekarten anschauen, Ideen entwickeln und mit dem Team um Küchenchef Andreas Hack später probekochen.

Laut Festspielhaus habe Wohlfahrts Karriere in Baden-Baden begonnen, im Restaurant "Stahlbad". Wohlfahrt schwärme von den Zwetschgen, den Himbeeren, dem Spargel der Region. Auf der Karte sollen sich "bodenständige" Gerichte mit regionalen und saisonalen Produkten finden. Es geht um Verfeinerung. Wie im Konzertsaal seien auch in der Küche die letzten Schritte die größte Herausforderung.

Die Saison im Festspielhaus beginnt am 6. Oktober um 19 Uhr mit den Wiener Philharmonikern. Dirigent ist Zubin Mehta.