Idyllisch gelegen: die alte Sesselbahn am Stöckerkopf Archiv-Foto: Michel Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Anfang November ist Schluss / Nicht mehr auf dem Stand der Technik / Gemeinde sucht Lösungen

"Wir leben im Zeitalter 5.0. Da passt meine Bahn nicht mehr rein", sagt Martin Züfle. Er betreibt die Sesselbahn in Baiersbronn. Ab dem 5. November soll nach mehr als 52 Jahren Schluss sein. Die Bahn schließt. Die Gemeinde arbeitet derweil an einer Lösung für die Zukunft.

Baiersbronn. Wenn Martin Züfle mit Ablauf des 4. Novembers die Sesselbahn am Stöckerkopf schließt, dann tut er das nicht aus eigenem Antrieb. Vom Regierungspräsidium Freiburg, das für die Abnahme der Bahn zuständig ist, sei ihm gesagt worden, dass es für die alte Sesselbahn nur zwei Möglichkeiten gibt: entweder Investieren oder Stilllegen aus Sicherheitsgründen. Damit er seinen Vertrag für die Schwarzwald-Plus-Karte noch erfüllen kann, sei ihm genehmigt worden, die Bahn noch bis 4. November zu betreiben.

"Technisch geht bei der Bahn alles", sagt Züfle, der nicht so ganz nachvollziehen kann, warum es nun nach mehr als 50 Jahren vorbei sein soll. Wie wichtig der Lift für den Tourismus ist, das zeige sich auch durch die Schwarzwald-Plus-Karte, mit der verschiedene Angebote genutzt werden können. Da liege die Sesselbahn ganz vorn. Aber er hätte sich schon vor der Einführung der Karte Unterstützung von der Gemeinde gewünscht, sagt er.

Zurzeit sei er mit der Gemeindeverwaltung im Gespräch, wie es mit dem Gelände weitergeht. Definitiv sei, dass die Bahn geschlossen wird, sagt Züfle. Das Restaurant an der Talstation, das wie die Talstation selbst auf seinem Grund und Boden steht, bleibe aber bestehen.

Einen Liftbetrieb soll es auch in Zukunft geben

Die Gemeinde hatte in der Vergangenheit mehrere Standorte für einen Seilbahnbetrieb auf den Stöckerkopf untersuchen lassen. Doch es sei klar gewesen, dass zunächst abgewartet werden müsse, wie es mit der bestehenden Sesselbahn weitergeht, erklärt Bürgermeister Michael Ruf im Gespräch mit unserer Zeitung. Die bestehende Bahn entspreche nicht mehr dem Stand der Technik, stellt Ruf fest. Mit ein Grund für die Entscheidung des Regierungspräsidiums seien einige Unfälle mit älteren Menschen beim Einstieg, da die Geschwindigkeit nicht gedrosselt werden könne.

Inzwischen sei für den Standort Sesselbahn nur noch der bisherige im Gespräch, so Ruf. Die Gemeinde sei weiterhin mit Martin Züfle in Verhandlung über die Grundstücke, die ihm gehören, um sie zu kaufen und im Anschluss nach einer Lösung zu suchen. Erklärtes Ziel der Gemeinde sei, dass es auch in Zukunft einen Liftbetrieb auf den Stöckerkopf gibt.

Auch der Bezirksbeirat Baiersbronn ist dran an dem Thema. Es sei "unbedingtes Ziel", weiterhin eine Bahn zum Stöckerkopf zu haben, sagt Bezirksbeiratsvorsitzender Ingo Christein. Aus Sicht des Bezirksbeirats wäre es ideal, wenn Betrieb von Bahn und Glasmännlehütte in einer Hand liegen würden.

Stammtischkameraden verwirklichten Idee

Züfle blickt ein wenig wehmütig auf die guten Zeiten der alten Sesselbahn zurück. 1965 sei es gewesen, als elf Stammtischkameraden im Café Klumpp in Baiersbronn aus "Jux und Tollerei" beschlossen hätten, einen Skilift zu bauen, erzählt er. Unter diesen Männern war auch sein Vater. Die Bedingungen damals seien gut gewesen: In der Regel gab es von Anfang Dezember bis Ende Februar viel Schnee, weiß Züfle aus Erzählungen und seiner Kindheit.

Die Stammtischkameraden beließen es nicht bei der Idee und gründeten die Baiersbronner Sesselbahn GmbH & Co. KG. Es folgte der Bau der Sesselbahn. Sie wurde im Februar 1966 eröffnet – eine kleine Sensation, die mit großem Bahnhof gefeiert wurde. Die Bahn sei jedes Wochenende geöffnet gewesen, wenn Schnee lag auch unter der Woche.

Und oben, wo heute die Glasmännlehütte steht, war eine kleine Schankhütte, die zur Sesselbahn gehörte. Dort seien am Wochenende auch manchmal kleine Feste gefeiert worden.

Lift und Hütte, beides sei sehr gut gelaufen, das Hauptgeschäft habe der Winter gebracht, stellt Züfle fest. Doch dann seien die Skiwinter ausgeblieben. "In den 90er-Jahren ging es los." Dass auf den Winter kein Verlass mehr ist, habe dazu geführt, dass acht Teilhaber ausgestiegen seien. Vor etwa sechs Jahren stiegen weitere zwei Teilhaber aus gesundheitlichen Gründen aus. So trägt Martin Züfle, der 1990 die Anteile von seinem Vater übernommen hat, heute allein die Verantwortung für die Bahn, die für den gelernten Kfz-Meister aber ein Hobby ist.

Wie schlecht die Schneelage in den Wintern nach und nach wurde, macht Züfle am Einsatz des Pistenbullys deutlich. 1987 habe ihn die GmbH für 260 000 Mark gekauft. Dann sei er zehn Jahre so gut wie nicht eingesetzt worden – wegen Schneemangels. Heute habe der Pistenbully gerade mal 1100 Betriebsstunden auf dem Buckel.

Ein Einbruch sei die Verlagerung der Burgundernacht gewesen, die für den Lift ein gutes Geschäft gewesen sei. So fielen mit der Verlegung der Veranstaltung in den kleinen Kurgarten weitere Einnahmen weg.