Der Spielplatz vor der Wilhelm-Münster-Schule ist wie alle Spielplätze derzeit gesperrt. Fotos: Haier Foto: Schwarzwälder Bote

Erziehung: Krise stellt das Leben von Kindern auf den Kopf / Schulsozialarbeiterin: "Reden Sie miteinander"

Insbesondere für Kinder hat sich der Alltag durch die Corona-Krise drastisch verändert. Schulen sind geschlossen, auf Spielplätzen darf mit den Freunden nicht herumgetollt werden, und Veranstaltungen, auf die man sich gefreut hat, wurden abgesagt.

Baiersbronn. Welche Folgen hat das alles für die Kinder? "Ferien sind einfach anders. Ich denke, das haben auch die Kinder verstanden und können sich nicht mehr unbedingt auf die freie Zeit freuen", erklärt Britta Müller, die seit mehr als elf Jahren als Schulsozialarbeiterin in der Gemeinde Baiersbronn tätig ist.

Kreativität ist jetzt gefragt

Durch das Wegfallen zahlreicher Freizeitaktivitäten seien jetzt besonders die Eltern und deren Kreativität gefragt, sagt Müller. Spaziergänge und Wanderungen im Wald, Radfahren oder einfach in der Natur spielen seien jetzt die besten Alternativen zu Kinos, Schwimmbädern und Spielplätzen. Und gerade nun, da Ostern vor der Tür steht, biete sich die Gelegenheit, gemeinsam zu backen oder zu basteln, was auch das soziale Miteinander stärke, sagt Müller.

Auf die Vermittlung sozialer Kompetenzen werde in den Schulen großer Wert gelegt. Darum sei es jetzt von großer Bedeutung, dass diese auch zu Hause vorgelebt werden, erklärt sie. "Die Sozialkontakte sind weitestgehend weggefallen und beschränken sich nur auf die eigene Familie. Nur dort kann derzeit das soziale Miteinander vermittelt werden."

Besonders problematisch sei die Lage momentan bei Familien, bei denen das Zusammenleben bereits vorher schwierig war, beispielsweise weil die Eltern getrennt leben oder das familiäre Zusammenleben einfach nicht funktioniert hat. Das sei, so Müller, für die Kinder zunehmend eine seelische Belastung in dieser Zeit, zumal sie sich nur noch schwer mit anderen Kindern darüber austauschen können.

"Gerade die Kleinen aus der Grundschule können sich bei mir meist nicht melden, auch wenn sie das gerne würden", erklärt Müller, die weiterhin telefonisch an der Wilhelm-Münster-Grundschule in Baiersbronn erreichbar ist. Sie könne sich auch vorstellen, dass die derzeitige Situation das Konfliktpotenzial innerhalb einiger Familien erhöht, was wiederum zu vermehrter häuslicher Gewalt führen könnte.

Der längere Unterrichtsausfall hat ebenso Folgen für die Bildung der Kinder. Er könne zu großen Lernrückständen führen. "Ich weiß von einigen Familien, dass diese mit dem Aufwand überfordert sind", schildert Müller die Lage. Die Eltern sollten eigentlich das Lehrmaterial in der Schule abholen, es ihren Kindern bringen und sie bei den Hausaufgaben betreuen. Weil oftmals beide Elternteile beruflich eingespannt sind, seien sie mit dieser Situation allerdings überfordert.

"Wir haben etwa 50 Kinder in der Ganztagsschule, die derzeit nicht betreut werden. In den Familien herrscht da dementsprechend Not", sagt Müller. Derzeit befinde sich auch kein Kind in Notbetreuung, da nur Eltern in bestimmten Berufen Anspruch auf diese haben.

Britta Müller nutzt ihre Zeit momentan auch, um für die Grundschüler der Gemeinde Baiersbronn das kommende Sommerferienprogramm zu erstellen. Geplant sei eine Projektwoche zum Thema Märchen, bei der vielfältige Aktionen mit Bewegung und in freier Natur geplant sind. "Wie weit ich genau planen kann, weiß ich aber selbst nicht", erklärt sie und stellt sich schon darauf ein, dass das Programm wohl verschoben werden muss.

Für den derzeitigen Ausnahmezustand hat Müller einen Tipp für alle Familien: "Reden Sie miteinander und machen Sie das Beste aus dieser Situation, damit die Kinder von schönen Erlebnissen innerhalb ihrer Familie erzählen können, wenn die Schule wieder beginnt."  Britta Müller ist erreichbar unter Telefon 07442/ 1 80 21 45 und per E-Mail an britta.mueller@ wms-baiersbronn.de