Zum Gruppenbild stellten sich FSJler und Fachleute vor dem ehemaligen Gasthof Löwen im Kulturpark Glashütte Buhlbach auf. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Denkmalpflege: Jugendliche fassen bei Arbeiten im "Löwen" im Kulturpark Glashütte auch selbst mit an

Der Kulturpark Glashütte Buhlbach ist ein Zeitzeugnis der Geschichte der Schwarzwälder Glasherstellung und steht auch für die Denkmalpflege. 22 Jugendliche aus ganz Deutschland, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Denkmalpflege absolvieren, waren nun für zwei Tage angereist.

 

Baiersbronn-Obertal-Buhlbach. Das einwöchige Seminar in Bad Wildbad wurde von David Nonnenmann, Jugendbauhütten-Leiter Baden-Württemberg und Koordinator, geleitet, der mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch zwei Tage in Buhlbach Station machte.

Auf vielfältige Weise beschäftigten sie sich mit dem ehemaligen Gasthaus Löwen auf dem Areal und lernten einiges über die alte Handwerkskunst der Köhlerei. "Die Jugendlichen absolvieren das Jahr an bestimmten Einsatzstellen, und an rund 30 Tagen werden verschiedene Fachseminare veranstaltet, die sowohl praktische als auch theoretische Elemente der Denkmalpflege enthalten", erklärte Nonnenmann.

Bereits im vergangenen Jahr hatte er Kontakt zu Diplom-Forstingenieur und Köhler Thomas Faißt aufgenommen, der den jungen Leuten am ersten Tag einen Einblick in die alte Handwerkskunst vermittelte. "Ich habe im Wald das Märchen ›Das kalte Herz‹ von Wilhelm Hauff vorgetragen und ihnen viel über die Köhlerei erzählt", so Thomas Faißt. Er zeigte sich begeistert, dass interessierte junge Menschen nach Baiersbronn kommen, um dort viel über Denkmäler und die Vergangenheit zu lernen.

Zimmermeister zeigt das Schindelmachen

Außerdem gab es am ersten Tag einen Einblick in das Schindelmachen und die Verschindelung von Häusern. Zimmermeister Hans Würth zeigte auch ganz praktisch, wie handgemachte Holzschindeln hergestellt werden. "Wir haben uns mit der Schindelthematik beschäftigt und durften selber Hand anlegen", sagte David Nonnenmann. Der zweite Tag stand ganz im Zeichen des Kulturparks Glashütte. Am Morgen wurde in kleinen Gruppen am alten "Löwen" gearbeitet. Themen wie Räumungsarbeiten, Verschindelung und Holzverbindungen wurden von den Jugendlichen mit viel Interesse aufgenommen.

Eigens angereist für den Nachmittag war Jürgen Lauffer, Restaurator im Zimmerhandwerk, der die Arbeiten am historischen Löwen-Gebäude zusammen mit den Architekten von Partner und Partner überwacht und koordiniert. "Der Löwen steht stabil und ist nun 100 Prozent sicher", stellte Lauffer fest. Mit den jungen Besuchern werde er eine geschichtliche und handwerkliche Führung durch das alte Gebäude machen und ihnen dabei Einblicke in die Restauration und Stabilisierung des einst massiv einsturzgefährdeten Hauses geben.

"Wir freuen uns sehr, mit den Jugendbauhütten den jungen Menschen einen Einblick in die Denkmalpflege geben zu können. Rund 80 Prozent von ihnen studieren und bleiben in der Denkmalpflege", erklärte Nonnenmann.

Anna Kaufmann aus Bremen feierte ihren 18. Geburtstag im Kulturpark und hat vor wenigen Wochen ihre Stelle für das Freiwillige Soziale Jahr in der Stabstelle der Museen in Villingen-Schwenningen angetreten. "Ich möchte gerne etwas im Bereich Restaurierung machen und nutze die Gelegenheit mit der Jugendbauhütte", sagte sie. In ihrer Heimat und in der Umgebung habe es keinen Platz gegeben, sodass sie sich für ein Soziales Jahr in Baden-Württemberg entschieden hat. "Den Kulturpark hier finde ich super-interessant. Wir haben viele handwerkliche Aspekte mitbekommen und durften viel machen", schwärmte sie. Insgesamt sei es eine tolle Gruppe.

In Deutschland gibt es 14 Jugendbauhütten. Dort absolvieren in der Regel 22 junge Menschen jährlich ein "Freiwilligen Soziales Jahr Denkmalpflege".

Das Angebot ist ein Kooperationsprojekt der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienstes und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Es richtet sich an 16- bis 27-Jährige. Für viele ist der Freiwilligendienst ein Vorpraktikum für Architektur- oder Restaurierungsstudiengänge, andere nutzen es als Praxissemester oder klassisch als Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) direkt nach der Schulzeit. Die Jugendbauhütte in Baden-Württemberg gibt es seit 2019. Sie wird von David Nonnenmann, Zimmermann und Sozialpädagoge, geleitet und koordiniert. An 30 Seminartagen wird in Fachseminaren Bildungsarbeit geleistet.