Dorothee Kühnel und Stefan Seidt vor dem Kellerhaus des Seidtenhofs. Fotos: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Baiersbronner Geschichte(n): Stefan Seidt stößt mit Vortrag über den Seidtenhof auf großes Interesse

Der Andrang zur ersten Veranstaltung im Rahmen der aktuellen Auflage der Vortragsreihe "Baiersbronner Geschichte(n)" war enorm. Über 100 Gäste kamen zum Vortrag von Stefan Seidt, Zimmermeister, Restaurator und Bauforscher. Er informierte über die Historie seines Elternhauses.

Baiersbronn-Klostereichenbach. Der Seidtenhof mit Kellerhaus auf den Reichenbacher Höfen stand im Mittelpunkt des informativen Vortrags. Die Plätze in der Maschinengarage des Seidtenhofs reichten nicht aus. Der gute Besuch erfreute nicht nur den Referenten des Abends, sondern auch Gemeindearchivarin Dorothee Kühnel.

Alte Dokumente geben Einblicke

In ihrer Begrüßung, auch im Namen des Heimat- und Kulturvereins, der die Vortragsreihe veranstaltet, stellte sie Stefan Seidt vor. Sie freue sich, ein Thema aus Baiersbronn präsentieren zu können. "Der nördliche Schwarzwald ist nicht unbedingt der Hotspot der Forschung, aber mit Stefan Seidt können wir heute einen Referenten hören, der schon immer ein Faible für Altes hatte", sagte Dorothee Kühnel. "Ich bin überwältig, dass so viele gekommen sind, um die Geschichte des Hofs zu erfahren, auf dem ich groß geworden bin", so Stefan Seid.

Anhand einer Präsentation rollte er die Geschichte des um 1555 erbauten Hofs und des Kellerhauses aus dem Jahr 1562 auf. Der Seidtenhof findet schon früh Erwähnung in den historischen Unterlagen. Als einer von drei Bauernhöfen im oberen Murgtal wurde er an das Kloster verschenkt, bevor es dann im Jahr 1651 wieder zur Privatisierung kam.

Stefan Seidt verstand es, seine Forschungen mit alten Dokumenten und fundierten Holzuntersuchungen, der sogenannten Dendrochronologie (Jahresringforschung), zu untermauern. Mit den von ihm veranlassten dendrochronologischen Untersuchungen, die zur Bestimmung vorgeschichtlicher Funde dienen, konnte er die aufgeführten Jahreszahlen belegen. "Die Höfe hier im Nordschwarzwald könnte man mit der Bezeichnung Murgtäler Bauweise belegen", sagte Seidt. Auch der Seidtenhof sei ein typischer Schwarzwaldhof, nur ohne Walmdach, er sei eben ein Murgtäler Hof. Gleichzeitig machte Seidt deutlich, dass über Jahrhunderte das Leben mit Nutztieren unter einem Dach üblich gewesen sei. Das habe sich mit der Zeit geändert. "Ein Hof ist heute nicht mehr überlebensfähig, wenn er so klein bleibt, daher wird auch hier auf dem Seidtenhof ein neuer Stall gebaut und dem Wandel der Zeit Rechnung getragen."

Der heute unter Denkmalschutz stehende Hof und das Kellerhaus sind seit 1785 im Familienbesitz. Auffällig und wohl auch typisch sei das extra erbaute Kellerhaus, das am Ende des informativen Vortrags im Mittelpunkt stand. Im Laufe der Jahre wurden immer wieder Umbauten vorgenommen, ein Riss im Mauerwerk, so vermutet Seidt, sei für den Abbruch des zweiten Geschosses verantwortlich gewesen. Imposant sind die Eingänge mit Rundbögen, die aus Sandstein gemauert wurden. Im Kellerhaus wurden Waren und Wertgegenstände gelagert.

Auch warum früher extra Kellerhäuser gebaut wurden, erklärte Seidt: "Wäre es zu einem Brand im Haupthaus gekommen, wäre die Familie mittellos dagestanden."

Am Ende gab es einen informativen Film und viel Applaus für einen Vortrag, der die Geschichte und die Möglichkeiten ihrer Rekonstruktion anschaulich widerspiegelte.