Die Mandäische Tasse aus dem Heimatmuseum Freudenstadt geht zur Tagung der Euting-Gesellschaft als Leihgabe ins Stadtmuseum nach Lahr. Die Tasse hat Julius Euting einst arabisch, deutsch und mandäisch beschriftet. Foto: Museum Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Vermächtnis hält Erinnerungen an "Ruhesteinvater" lebendig / Mandäische Tasse reist nach Lahr

Baiersbronn/Ruhestein. Eine Tasse Mokka gratis für Wanderer gibt es wieder am Mittwoch, 11. Juli, auf dem Ruhestein beim Euting-Grab mit Blick über den Wildsee. Es ist der Geburtstag von Julius Euting, der an diesem Datum 179 Jahre alt geworden wäre.

Euting, ein bekannter Orientforscher und Universitäts-Bibliothekar (1839 geboren in Stuttgart und 1913 verstorben in Straßburg) ist als "Ruhesteinvater" bekannt. Seit 15 Jahren setzen die Julius Euting-Gesellschaft mit Sitz in Tübingen und der Heimat- und Museumsverein für Kreis und Stadt Freudenstadt (HMV) die wieder belebte testamentarische Verfügung Julius Eutings um und schenken für Interessierte und vorbeiziehende Wanderer auf dem Westweg eine Tasse Mokka gratis aus; Mokka, den der Forscher zeitlebens so sehr liebte. Darüber informiert der Heimat- und Museumsverein in einer Pressemitteilung. Die Urne mit Eutings sterblichen Überresten ist im Euting-Grab bestattet, einem markanten Platz am Westweg. Der Ruhestein war neben den Vogesen Eutings bevorzugtes Wandergebiet. Irgendwie hatte es der Ruhesteinvater Anfang des vergangenen Jahrhunderts geschafft, die Genehmigung von König Wilhelm zu erhalten, dass seine spätere Urne am Seekopf auf dem Ruhestein bestattet werden durfte. Eine Fläche von 100 Quadratmetern an exponierter Stelle wurde ihm zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde Baiersbronn kümmerte sich viele Jahre um das Grab, die Gedenkstätte und Eutings Vermächtnis mit dem Gratis-Mokka. Dafür hatte Euting auch Geld zurückgelassen. Dann geriet alles in Vergessenheit.

Erst vor 15 Jahren wurde von der Julius Euting-Gesellschaft, dem Heimat- und Museumsverein und der Freudenstädter Familie Notz das Vermächtnis wieder in Erinnerung gerufen und die Grabstätte mit dem Gedenkstein gepflegt. Gemeinsam kümmerte man sich auch in diesem Jahr wieder darum, dass sie zum Geburtstag gut hergerichtet ist.

Der Nationalpark Schwarzwald, in dessen Bereich das Euting-Grab liegt, setzt die Tradition bewusst fort. Wolfgang Schlund vom Nationalpark war am 11. Juli immer wieder unter den Wanderern, sprach auch mit Vertretern der Gesellschaft und des Vereins und setzt sich für die Pflege des Vermächtnisses ein. Bis zu 250 Besucher kommen alle Jahre am Gedenktag für eine Tasse Mokka vorbei.

Das Heimatmuseum im Stadthaus Freudenstadt hat zum Gedenken an den Ruhestein-Vater eine informative Vitrine mit Fotos, Gegenständen und Dokumenten als Dauer-Ausstellung eingerichtet. Dort findet sich auch die "mandäische Tasse", die Julius Euting 1865 bei seinem Bruder Franz-August (Inhaber einer Senffabrik in Lahr), arabisch, deutsch und mandäisch beschriftet hat. Diese Tasse wird als Leihgabe am 10. Juli im Stadtmuseum Lahr ausgestellt sein. Dort tagt an diesem Tag die Julius Euting-Gesellschaft bei ihrer jährlichen Mitgliederversammlung.

 Tags drauf, am Mittwoch, 11. Juli, wird am Euting-Grab auf dem Seekopf zwischen 14.30 und 17 Uhr Mokka gratis ausgeschenkt. Man erreicht den Seekopf nur zu Fuß, am besten auf dem Fußweg ab dem Ruhestein-Parkplatz an der Schwarzwaldhochstraße.