Istvan Mohos, der letzte Kurmusiker der Gemeinde Baiersbronn, an seinem Instrument. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Istvan Mohos: Vom Maschinenbautechniker in Ungarn zum Pianisten und Chorleiter

"Ich suche immer das Klavier, wenn ich auf Reisen bin", sagt der gebürtige Ungar Istvan Mohos, der nicht nur mit Leib und Seele Musiker ist, sondern auch als letzter offizieller Kurmusiker in der Gemeinde Baiersbronn angestellt war.

Baiersbronn-Schönmünzach. Über den Künstlerdienst kam Mohos im Jahr 1982 in die Kurgemeinde, zu einer Zeit, in der noch Scharen von Touristen ihren Jahresurlaub im Schwarzwald verbrachten. "In 17 Hotels haben wir zum Kaffee gespielt, abends gab es Tanz- und Unterhaltungsveranstaltungen und es ist immer sehr gut angekommen", erinnert er sich.

Aus den eigentlich geplanten zwei Jahren, die er in Baiersbronn bleiben wollte, wurde ein ganzes Leben. Nach seiner erneuten Rückkehr in die Kurgemeinde lernte er seine Frau kennen, die aus Schönmünzach stammt. 1991 wurde geheiratet. Istvan Mohos fand erneut eine Festanstellung in Schönmünzach als Kurmusiker.

Der gelernte Maschinenbautechniker hatte schon früh seine Liebe zur Musik entdeckt. Nach seinem Studium in Budapest schloss er die Prüfung am Klavier ab. Damit waren auch Auslandsaufenthalte möglich. "Musik war schon immer meine Leidenschaft", sagt Mohos. Seit 1967 ist er Berufsmusiker.

Vor seiner Zeit in Baiersbronn war Mohos für vier Jahre in Finnland. Dort lernte er das Land und die Leute kennen und schätzen. "Die Menschen haben mir besonders gefallen, diese Ruhe und Freundlichkeit ist faszinierend", erzählt er.

Finnisch haber er von einer Hotelangestellten gelernt, die ihm geduldig die Worte beibrachte. "Heute fahren wir jedes Jahr nach Finnland, meiner Frau gefällt es dort auch gut und wir sind oft auf den Spuren von früher unterwegs", erzählt Mohos.

Manche Hotels gebe es gar nicht mehr, und die Zeit habe dort wie auch in Baiersbronn Spuren hinterlassen. "Die Zeit der Kurmusiker ist vorbei. Das ist eigentlich schade", sagt Mohos. Er werde oft gefragt, warum es das nicht mehr gibt.

Der 73-jährige Rentner musiziert auch heute noch mit viel Leidenschaft. Seit 28 Jahren spielt er etwa jeden Samstag zur Kaffeezeit in der Klinik Selzer in Schönmünzach für die Patienten. Von Unterhaltungsmusik bis zu Schlagern ist alles dabei und Mohos spielt die meisten Stücke frei aus dem Gedächtnis. "Jazz und Swing spiele ich sehr gerne, aber auch das, was sich die Patienten wünschen", so Mohos.

Auch in den Vereinen in der Gemeinde war Mohos aktiv. 2001 übernahm er den Chor in Schönmünzach. Als Chorleiter war er fünf Jahre beim Männergesangverein Röt-Schönegründ tätig. Sein Blick auf die Kurmusik ist eher etwas wehmütig. "Es hat sich viel geändert, die Heimatabende und die Tanzveranstaltungen mit den Tanzrunden gibt es heute nicht mehr", blickt er zurück.

Tourismusdirektor Patrick Schreib macht das Verschwinden der Kurmusiker am Bedarf der Gäste fest. "Die Gästeerwartungen haben sich geändert. Viele haben in ihren Hotels ein ansprechendes Unterhaltungsprogramm und möchten die kurze Zeit ihres Aufenthalts in der Natur verbringen", meint er. Im Wandel seien dabei auch die Interessen der Gäste: Vielen gehe es darum, die Urlaubstage mit Aktivitäten zu verbringen, oft bleibe keine Zeit mehr für musikalische Veranstaltungen.

Der Musik wird Istvan Mohos aber in jedem Fall treu bleiben, die gehört zu seinem Leben und das wird auch so bleiben.