Claude Rippas (links) und Johannes Mayr spielten zum Auftakt des neuen Jahrs in Klosterreichenbach. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Claude Rippas und Johannes Mayr zeigen sich bei Konzert als zwei Meister ihres Fachs

Von Claudia Müller

Mit dem Schweizer Claude Rippas und dem Schwaben Johannes Mayr gaben sich zwei Meister ihres Fachs zum Neujahrskonzert in Klosterreichenbach die Ehre.

Baiersbronn-Klosterreichenbach. Zum Auftakt nahmen Claude Rippas (Trompete, Kornett, Diskant-/Flügelhorn) und Johannes Mayr (Orgel) die Zuhörer in der voll besetzten Münsterkirche mit in den "Giardino di Amore", den Garten der Liebe, von Alessandro Scarlatti. Einem kraftvollen und zugleich sanften Allegro folgten ein zartes Largo und schließlich ein weiteres Allegro. Als nächstes schickte Kirchenmusikdirektor Johannes Mayr die Klänge einiger kanonischer Variationen über das Weihnachtslied "Vom Himmel hoch, da komm ich her" in den großen Raum der Klosterkirche. Mancher auf der Empore sitzende Zuhörer drehte sich um, um den Organisten dabei zu beobachten, wie er wieselflink umregistrierte und die Pedale traktierte.

Zum Andante eine Anekdote

Zum Andante in Es-Dur, für das Rippas zum Kornett griff, erzählte der ehemalige Dozent für Trompete und Barocktrompete folgende Anekdote: 1777 sei Mozart zu Gast in Mannheim gewesen. Verliebt, und deswegen mit erhöhtem Geldbedarf, komponierte er dort für jeden, der ihm einen Auftrag gab. Unter anderem kam ein Zahnarzt zu ihm, der von sich meinte, ein passabler Flötist zu sein. Ob nicht der verehrte Meister ihm ein Stück komponieren würde? Mozart entschied kurzerhand, ihm das eben fertiggestellte Violinkonzert in G-Dur für die Flöte umzuarbeiten. Doch das Ergebnis erwies sich als zu kompliziert für den Zahnarzt. Mozart schrieb daraufhin für ihn das Andante in Es-Dur. "Als ich gehört habe, dass der Zahnarzt das Stück spielen konnte, habe ich gedacht: Das kann ich auch auf dem Kornett", schloss Rippas und erntete damit einige Lacher. Er spielte es fantastisch.

Mit der Sonate VI in G-Dur für Orgel von Franz Xaver Schnizer demonstrierte Johannes Mayr einmal mehr die Vielseitigkeit der Königin der Instrumente, die eben nicht nur massig und laut brausen, sondern auch zart flöten kann. Vor dem Pausensekt im Klosterhof erklang Alla Marcia aus der Suite in D-Dur von Leopold Mozart für Orgel und Diskanthorn. Dieses vergleichsweise kleine Horn kommt wegen seines hellen Klangs und der Möglichkeit, damit auch in sehr hohen Lagen spielen zu können, häufig für Barockstücke zum Einsatz.

Nach der Pause waren zunächst Klänge aus der Gegenwart zu hören. Nachdem Rippas und Mayr zusammen die Gospeltraditionals "Weepin’ Mary" und "Ride on, King Jesus" gespielt hatten, brachte Johannes Mayr die Kirche mit seiner Improvisation über den Gospel "Go, tell it on the Mountain" zum Beben. Der Orgelklang ähnelte mal einem Klavier, dann einer Hammond-Orgel und schließlich, nach einem Ausflug in den Jazz, eher einem Chor lieber, kleiner Flötenkinder. Die Melodie kam mal von den Pedalen, mal von den Manualen, und der Organist erinnerte noch mehr als vorher an einen Rockstar. Mayr, der unter anderem Dozent für Orgelimprovisation ist, gelang eine Darstellung des Inhalts dieses Gospels, dass so manchen eine Gänsehaut überlief. Von der Freude der Geburt Jesu über die Furcht der Hirten bis zu den himmlischen Heerscharen war alles zu hören. Hatten die Zuhörer schon nach den ersten beiden Gospelstücken die ungeschriebene Regel des "Geklatscht wird erst am Ende des Konzerts" mit ihrem Applaus außer Kraft gesetzt, verloren sie jetzt vollständig die Contenance.

Zum guten Schluss brillierten die beiden Musiker gemeinsam mit der Sonate in F-Dur op.1 Nr. 11 von Georg Friedrich Händel. Claude Rippas nahm zuvor die Zuhörer wieder mit auf einen Ausflug in die Musikgeschichte, um dann ein meisterliches Trompetenspiel in der Händel-Sonate zu bieten. Es war kaum zu merken, dass der Musiker noch wenige Tage vorher gegen eine Erkältung gekämpft hatte. Auch Triller und Passagen, die einen langen Atem erforderten, spielte er mit dem ihm eigenen weichen, klaren Ton.

Als Zugabe, die das Publikum mit rhythmischem Applaus einforderte, spielten Mayr und Rippas eine Version für Trompete und Orgel von Giulio Caccinis Ave Maria, die manchem Zuhörer einen Seufzer des Wohlbehagens entlockte, und abschließend ein Allwettertänzchen aus der Feder Claude Rippas’. "Ich habe es Frühlingstänzchen genannt, aber man kann es sicher auch im Winter spielen", so der Komponist.