Jörg Frey, hier im Stall in Schwarzenberg, wo die Tiere den Winter verbringen, hat schon als kleiner Junge beim Schafe hüten geholfen. In seiner Schäferei in Schwarzenberg kümmert er sich heute um mehr als 600 Schafe und Schafböcke. Archiv-Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder Bote

Tiere: Schäfer Jörg Frey ist das ganze Jahr über im Einsatz / Corona-Pandemie macht auch seinem Betrieb zu schaffen

Jörg Frey hat ein Herz für Schafe. In seiner Schäferei in Schwarzenberg kümmert er sich um 600 Muttertiere und sechs Schafböcke. Doch auch an der Schäferei geht die Corona-Pandemie nicht spurlos vorbei.

Baiersbronn-Schwarzenberg. Die Liebe zur Natur war Jörg Frey schon als Kind anzumerken. Seine Eltern hatten Rinder, Hasen, Hühner, Katzen und auch ein paar Schafe. Der kleine Junge half ihnen, die Tiere zu versorgen, und wenn der Wanderschäfer von der Alb nach Schwarzenberg kam, dann war er zur Stelle, wenn es darum ging, die Schafe zu hüten. "Schafe waren mir schon immer lieber als andere Tiere", erklärt Jörg Frey seinen Entschluss, Schäfer zu werden.

Drei Jahre lang lernte er von einem Schäfermeister in Wildberg, was beim Hüten der Schafe zu beachten ist, wie man das Futter richtig einteilt, den Nachtpferch aufbaut, die Schafe schert und ihre Klauen schneidet, wie man kleinen Lämmern auf die Welt hilft, eine Euterentzündung beim Mutterschaf behandelt, und was zu tun ist, wenn ein Schaf krank wird. Theoretisches Wissen gab es im Blockunterricht an der Uni Hohenheim obendrauf.

1998 hat sich der gelernte Schäfer dann selbstständig gemacht. Mit 300 Schafen – einer Kreuzung aus Merino- und Bergschafen – hat er in seinem Heimatort angefangen. Heute besteht seine Herde aus 600 Schafen und sechs Schafböcken. Zwei altdeutsche Hütehunde gehören ebenfalls zur Schäferei in Schwarzenberg.

Die Corona-Pandemie hat Frey gleich in mehrfacher Hinsicht getroffen. Zunächst stand im März die Schafschur an. Bisher ist dazu immer eine polnische Schurkolonne angereist, mit der Frey schon mehr als 20 Jahre zusammenarbeitet. Da die polnische Kolonne wegen der Pandemie nicht anreisen konnte, musste Frey auf Schafscherer aus Bayern zurückgreifen.

Doch während die polnische Truppe quasi ein Komplettpaket bietet, musste Frey bei den Scherern aus Bayern selbst dafür sorgen, dass die Tiere nacheinander zu den Scherern gebracht werden und die Wolle in Säcke verpackt wird. Mit Hilfe von Freunden hat Frey auch das geschafft.

Und auch, was den Verkauf angeht, macht das Virus der Schäferei zu schaffen. Erst sei Ostern so gut wie ins Wasser gefallen, sodass er die Osterlämmer schließlich als Tiefkühlware verkauft habe, jetzt fürchtet Frey um die Grillsaison. "Wer grillt denn jetzt ein Lamm?", fragt er.

Wochenenden und Urlaub kennt er nicht

Ein weiteres Problem für den Schäfer ist das trockene Frühjahr. Denn im Frühjahr wird immer Futter geerntet, um daraus Silage für den Winter zu machen. Nun hofft Frey, dass bis zum Winter noch genügend Futter gemacht werden kann. Im Jahr 2007 konnten die Schafe in den von der Gemeinde mit Fördermitteln aus dem Leader-Programm gebauten Stall in der Vorderen Löchleswiese ziehen, in dem sie die Wintermonate verbringen. In der übrigen Zeit weiden die Tiere verschiedene Flächen zwischen Schönegründ und Hinterlangenbach – vorwiegend in Steillagen – und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Offenhaltung der Landschaft und zur Erhaltung der Kulturlandschaft.

Um die Wiesen zu erreichen, auf denen die Schafe dann so lange innerhalb eines Zauns bleiben, bis das Gras abgefressen ist, müssen Schäfer und Schafe die nahegelegene Bundesstraße überqueren. Das ist nicht immer ganz einfach, erklärt Jörg Frey, der dafür die Hilfe seiner Familie benötigt. Denn nicht alle Autofahrer zeigten Verständnis. "Manche halten nicht an, andere hupen", sagt Frey, der sich mehr Rücksicht und mehr Anerkennung für seine Arbeit und seinen Beruf wünscht. Schließlich wolle sich doch jeder an einer schönen und gepflegten Landschaft erfreuen.

Während die Schafe auf der Weide ihre Bäuche füllen, muss sich Jörg Frey um das Winterfutter kümmern und unzählige Wiesen abmähen. Dabei helfen ihm auch seine Freunde. Denn von Dezember bis April, nämlich dann wenn die Schafe im Stall sind, werden sie mit Heu und Stroh, mit Rübenpressschnitzel und dem sogenannten Maiskleber als Eiweißlieferant gefüttert, angereichert mit Mineralfutter und Salz.

Jörg Frey muss jeden Tag da sein. Wochenenden und Urlaub kennt er nicht. Praktisch das ganze Jahr über kommen Lämmer zur Welt. Manchmal auch mitten in der Nacht. Jörg Frey weiß ganz genau, welche Schafe wann gedeckt wurden und wann mit der Geburt der Lämmer zu rechnen ist, denn jede Lammzeit hat eine andere Farbe, mit der die trächtigen Schafe gekennzeichnet sind. Ungefähr 650 Lämmer kommen jedes Jahr in der Schäferei zur Welt. Zwischen 50 und 100 behält Jörg Frey in seiner Herde. Alle anderen Lämmer werden geschlachtet. Einen Teil des Lammfleisches nimmt ihm eine örtliche Metzgerei ab, um einen der "Baiersbronner Schätze" – die Schwarzenberger Lammbratwürstchen – herzustellen. Das restliche Fleisch liefert Frey an die Viehzentrale.

Der Schäfer macht sich derzeit vor allem wegen des im Schwarzwald umherziehenden Wolfs Sorgen. Schließlich sind seine Schafe im Frühjahr und Sommer bei Tag und Nacht auf der Weide. Das romantische Bild eines Schäfers gehört für ihn schon lange der Vergangenheit an.

Seinen beiden Kindern versucht Frey dennoch die Liebe zur Natur weiterzugeben. Und wie ihn als kleiner Junge, so zieht es auch seinen Sohn Emil zum Stall – zu den Schafen mit ihren kleinen Lämmern, zu Gänsen, Puten, Enten und der Katze, die sich um das Stallgebäude scharen.